Darum streikt ein afrikanischer Trucker in Wildeshausen

LKW-Fahrer aus Simbabwe streikt wegen weniger Lohn als erwartet

Bild: Radio Bremen

Der Lkw-Fahrer aus Simbabwe steht seit einer Woche an der Raststätte Wildeshausen. Er protestiert gegen seinen Arbeitgeber, der ihm seinen versprochenen Lohn nicht bezahle.

Der Mann aus Simbabwe ist einer von zehn afrikanischen Lkw-Fahrern, die gerade streiken. Die Männer haben ihre Lastwagen an unterschiedlichen Rastplätzen in Deutschland, Frankreich und Italien abgestellt, um Druck auf ihren Arbeitgeber auszuüben. Die Lkw-Fahrer sind für das baden-württembergische Logistik-Unternehmen Hegelmann unterwegs. Angestellt sind sie laut Gewerkschaft Verdi und der gewerkschaftsnahen Stiftung Road Transport Due Diligence (RTDD) bei einer slowakischen Tochterfirma. Dort habe man ihnen einen Monatslohn von 1.500 Euro versprochen, sagen die Streikenden. Bekommen würden sie bisweilen gerade einmal 700 Euro. Auch Arbeitszeiten und Unterbringung seien menschenunwürdig.

Mit Abschiebung gedroht

"Ich stecke in der Klemme, habe kein Geld für Lebensmittel, um meine Kinder Zuhause zu ernähren", sagt Robert, der in Wildeshausen steht. Er hat Sorge, dass er wegen seines Protests schwerwiegende Probleme mit seinem Arbeitgeber und slowakischen Behörden bekommen könnte und möchte deshalb nur mit seinem Vornamen genannt werden.

Die Gewerkschaft Verdi bestätigt, dass es bei manchen Fuhrunternehmen durchaus Praxis sei, die Aufenthaltserlaubnis an den Job zu knüpfen.

Wir finden das katastrophal, was da passiert. Denn hier wird das Leid einiger Menschen ausgenutzt.

Thomas Warner von Verdi Bremen

Einigen streikenden Afrikanern sei bereits angedroht worden, dass sie abgeschoben würden, sobald sie wieder in der Slowakei auftauchten. Warner fordert, dass die Hegelmann Gruppe ihrer Verantwortung gerecht werden und die Missstände abstellen solle.

Es wäre einfach gut, wenn uns der Arbeitgeber schriftlich garantieren würde, dass wir vernünftig weiterarbeiten können, sobald wir zur Firma zurückkehren.

Lkw-Fahrer Robert

Auf die Anfrage von buten un binnen reagiert die Hegelmann Gruppe nicht. Gegenüber der "Frankfurter Rundschau" widersprach der kritisierte Arbeitgeber einigen Darstellungen der Streikenden. So treffe es etwa nicht zu, dass die Fahrer monatelang in den Lkws nächtigen müssten und dass sie nur 30 Euro pro Tag erhielten. Sie unterlägen den Arbeitsbedingungen, die in der Slowakei gelten. Bezahlt würden sie so, wie es gesetzlich vorgeschrieben sei. Man nehme die Vorwürfe aber ernst, fügte das Unternehmen demnach hinzu.

Bayrische Polizei ermittelt

Unterdessen ermittelt die bayrische Polizei in der Angelegenheit. Einer der Streikenden, der ebenfalls aus Simbabwe kommt, hatte vergangene Woche die Polizei gerufen. Demnach versuchten drei Männer, am Rastplatz Steigerwald zwischen Würzburg und Nürnberg in sein Führerhaus einzudringen. Da die Streife laut Polizeibericht gefälschte Dokumente bei den Eindringlingen vorfand, nahm sie alle vier Personen mit und fuhr den Fahrer anschließend zurück an seinen Truck.

Am selben Tag wurde die Polizei von Zeugen darauf aufmerksam gemacht, dass der Simbabwer von den Männern in seinem Lkw entführt worden sei. Die Beamten stoppten das Fahrzeug, befreiten den Simbabwer, nahmen den 31-jährigen Fahrer fest und leiteten Ermittlungen gegen ihn ein. Der Verdacht lautet Freiheitsberaubung. Die Aggressoren sind nach Angaben der Polizei im Auftrag der Spedition aktiv gewesen.

Wurden Fahrer eingeschüchtert?

Auch in Frankreich wurden Fahrer nach Angaben von RTDD von mutmaßlichen Abgesandten des Unternehmens eingeschüchtert. Diese hätten die Autobatterien mitgenommen, sodass die Fahrer in ihren Kabinen nicht mehr über eine Heizung verfügten, zitiert die "Frankfurter Rundschau" einen RTDD-Sprecher. An Robert in Wildeshausen gehen diese Ereignisse nicht spurlos vorüber. Er habe Angst, seine Kabine zu verlassen.

Es könnte ja sein, dass sie jemanden schicken, der den Lastwagen einfach wegfährt und ich dann ohne alles dastehe.

Lkw-Fahrer Robert

Eigentlich will Robert nur Lastwagenfahren. Er möge den Job, sagt er, aber er wolle sich einfach nicht ausbeuten lassen. Robert streikt weiter. Auch wenn es hart sei, so isoliert und verunsichert auf dem anonymen Rastplatz in Wildeshausen.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. Februar 2025, 19:30 Uhr