Fragen & Antworten

"Wir müssen weitermachen": "Laut gegen Rechts Bremen" plant Demo

Menschenmassen auf dem Bremer Domshof.

"Laut gegen Rechts Bremen" – ein Jahr danach

Bild: Radio Bremen | Eleni Christoffers

Seit einem Jahr gibt es in Bremen "Laut gegen Rechts". Los ging es mit einer Demo, an der 50.000 teilnahmen. Jetzt ruft die Initiative wieder zu einer Demo gegen rechts auf.

Es war eine der größten Protestwellen, die es je in der Bundesrepublik gegeben hat. Die Rede ist von bundesweiten Demos gegen rechts im Januar, Februar und März 2024. Zigtausende Menschen strömten auf die Straßen, um gegen den Rechtsruck in Deutschland zu demonstrieren. Zuvor hatte "Correctiv" von einem Treffen hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer berichtet, das wenige Wochen zuvor nahe Potsdam stattgefunden hatte. Bei dem Treffen ging es unter anderem um die Frage, wie man Menschen allein aufgrund rassistischer Kriterien aus Deutschland vertreiben könnte, auch solche mit deutschem Pass. "Remigration" nannten die Rechten das.

In Bremen gründete sich die Bewegung "Laut gegen Rechts Bremen". Einer der Initiatoren war Lukas Röber. Aus dem Stand glückte es Röber sowie seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, gleich mit der ersten Demo 50.000 Bremerinnen und Bremer zu mobilisieren. Seitdem ist es ruhiger um "Laut gegen Rechts" geworden, obwohl die rechtsextreme AfD an Zuspruch in der Bevölkerung gewonnen hat. buten un binnen ist der Frage nachgegangen, was von Bremens großen Demos gegen rechts geblieben ist, und wie es um die Initiative "Laut gegen Rechts" steht.

Mann, Ende 30, mit Bart spricht und gestikuliert vor buten-un-binnen-Mikrophon
Initiator der Bewegung "Laut gegen Rechts Bremen": Lukas Röber. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Was haben die großen Demos gegen rechts im Jahr 2024 im Land Bremen gebracht?

Aus Sicht von Thomas Köcher, Leiter der Bremer Landeszentrale für politische Bildung, waren sie ein großer Erfolg: "Wir haben viel mehr Anfragen zum Beispiel für Fortbildungen im Netzwerk Schule ohne Rassismus." Auch hätten seither so viele Gäste den Denkort Bunker Valentin besucht. "Wir merken an ganz vielen Bereichen, dass es eine Sensibilität zum Thema Schutz der Demokratie gibt."

Azad Kour, Sprecher der Grünen Jugend Bremen, war einer der Redner bei der Bremer Kundgebung am 21. Januar 2024. Er räumt zwar ein, dass die Demos gegen rechts von 2024 nicht das heutige Umfragen-Hoch der AfD verhindert hätten. Trotzdem ist er überzeugt: "Es hat was gebracht in der Stimmung, in der Gesellschaft. Die Menschen vergessen nicht, was sie gefühlt haben, dieses Einheitsgefühl."
 
Auch die 82-jährige Ortrud Staude, die sich bei den "Omas gegen Rechts" engagiert, betrachtet die Demos im Rückblick als Erfolg. Zwar lasse sich bei derartigen Aktionen immer schwer sagen, was sie konkret brächten. Allerdings sei bereits ein Gewinn, dass ihre Initiative mit "Laut gegen Rechts" eine Partnerinitiative gefunden habe: "Das finde ich sehr schön. Weil das junge Leute sind, die vieles ganz anders angehen."

Demonstranten stehen am 17. März am Osterdeich.
Auch am 17. März 2024 strömten Bremerinnen und Bremer in Scharen auf die Straßen, um gegen rechts zu demonstieren. Unser Bild zeigt den Demonstrationszug am Osterdeich. Bild: Radio Bremen | Holger Baars

Wie blickt Lukas Röber als einer der Initiatoren von "Laut gegen Rechts Bremen" auf das erste Jahr der Bewegung zurück?

Röber ist überzeugt davon, dass es richtig gewesen ist, sich so zu engagieren, wie es "Laut gegen Rechts" getan hat und auch weiterhin "so lange wie nötig" machen möchte. Wie Ortrud Staude betont er, dass in Bremen Antifaschisten jeden Alters dank der Demos enger zusammengerückt seien und sich besser vernetzt hätten.

Röber sagt aber auch: "Es war ein extrem frustrierendes Jahr. Natürlich habe ich damals gehofft, dass das jetzt der Wendepunkt ist." Mit Blick auf Deutschlands Politik fügt er hinzu: "Ich bin enttäuscht davon, dass dieser Schwung, der letztes Jahr entstanden ist, nicht übersetzt wurde in politisches Handeln."

Immerhin aber hätten Demos wie jene in Bremen dazu beigetragen, dass die AfD zumindest zeitweise in den Umfragen abgefallen war.

Wenn wir das wieder wollen, dann müssen wir jetzt wieder auf die Straße gehen.

Lukas Röber, Laut gegen Rechts Bremen
Plakat "Laut gegen Rechts"
"Laut gegen Rechts Bremen" warnt heute nicht "nur" vor der AfD, sondern davor, dass die Gesellschaft sich Themen von rechts vorgeben lasse statt wahre Misstände im Blick zu halten. Bild: Radio Bremen | Eleni Christoffers

Worin bestehen heute die Hauptziele von "Laut gegen Rechts"?

Die Hauptziele der Initiative sind seit seiner Gründung vor einem Jahr unverändert. "Wir wollen zeigen, dass wir nicht einverstanden sind mit dem Rechtsruck in der Gesellschaft", so Röber. Es dürfe nicht sein, dass Menschen, zumal Geflüchtete, als Sündenböcke dargestellt und abgewertet würden: "Das sind Muster, die wir in Deutschland schon erlebt haben, die wir nicht wiederhaben wollen." Daher wolle "Laut gegen Rechts" auch Menschen zum Protest mobilisieren, die normalerweise nicht demonstrieren.

Außerdem, so Röber, wende sich "Laut gegen Rechts" dagegen, dass sich die politischen Diskurse in Deutschland verschoben hätten. Statt über das Bildungs- und Gesundheitssystem oder über den Arbeitsmarkt diskutiere man zu viel etwa über die Frage, ob man Menschen die Staatsbürgerschaft entziehen solle.

Wie geht es weiter mit der Initiative "Laut gegen Rechts"?

Bislang, so Röber, habe der rund zehn Leute große harte Kern der Initiative vor und nach allen vier großen Aktionen im Jahr 2024 genau überlegt, wie wichtig "Laut gegen Rechts" überhaupt ist – und sei in der Folge immer zu dem Resultat gekommen, dass die Initiative gebraucht wird. Zwar würde es ihn freuen, wenn seine Mitstreiter und er in absehbarer Zeit zu einem anderen Ergebnis kämen. Angesichts der Umfragewerte für die AfD lasse sich dies jedoch derzeit nicht absehen. Persönlich wolle er "so lange weitermachen, wie es sein muss."

Rückblick: Protest gegen Rechtsextremismus in Bremen

Bild: Radio Bremen | Finja Böhling

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 21. Januar 2025, 15:40 Uhr