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Was die Kürzung der Meisterprämie für Bremer und Betriebe bedeutet

Eine Erzieherin spielt in einer Kindertagesstätte hinter einer Rollbahn mit Kindern.
Die Erziehungsbranche leidet so wie viele andere unter dem Fachkräftemangel (Symbolbild). Bild: dpa | Uwe Anspach

Fachkräfte sollten 4.000 Euro bei abgeschlossener Fortbildung erhalten. Nun wird die Prämien gekürzt. Diese Folgen hat das für Bremer Erzieherinnen.

Erzieherinnen fehlen. In Bremen, und in ganz Deutschland auch. So wie viele andere qualifizierte Fachkräfte. Um dem berüchtigten Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben die Länder in den vergangenen Jahren mehrere Anreize und Strategien herausgearbeitet. Eine davon ist die sogenannte Meisterprämie, eine Auszahlungen, die Menschen zu einer Fortbildung bewegen soll.

Doch jetzt entfällt die Meisterprämie in Bremen zum Teil. Von 4.000 auf 1.300 Euro hat der Senat sie ab März gekürzt. Unter Absolventen der Ausbildungsschulen ist die Empörung groß. "Es ist unfair, so rapide zu kürzen", sagt etwa Maria, die in Wahrheit anders heißt, während sie in ihrer Küche sitzt. "Man plant irgendwann mit dem Geld."

Maria ist in ihrem letzten Ausbildungssemester an einer privaten Schule in Bremen, Erzieherin will sie werden. Gerade bereitet sie auf die Abschlussprüfung im August vor, danach soll noch ein Praktikum folgen. Maria ist 43 Jahre alt, verheiratet mit Kindern, eine erste Ausbildung hat sie bereits hinter sich.

Die Prämie war für sie ein Ansporn – und sollte die knapp 2.000 Euro Darlehen decken, die sie von der N-Bank bekommen hatte, um die Schulgebühren zu finanzieren. Diese teilt die Prämien aus und fördert die Fortbildung, mit einem Aufstiegs-Bafög müssen die Schüler beispielsweise nur etwa die Hälfte zurückzahlen. Und mit dem Rest des Geldes wollte sie sich "auch was gönnen", nach dem Abschluss.

Ich bin nicht mehr so jung, wollte noch eine Ausbildung machen. Etwas soziales, darin sehe ich einen Sinn.

Maria*, Auszubildende zur Erzieherin

Allgemein gesprochen findet Maria: Bei dem aktuellen Fachkräftemangel sende die Kürzung "das falsche Signal". Ihr schließt sich die angehende Pädagogin Anja Simmross an. Sie ist 39 Jahre alt und Alleinerziehende.

Auch wegen des Bonus habe ich die Ausbildung angefangen.

Anja Simmross

Vor der Ausbildung musste sie während Corona Privatinsolvenz anmelden; um die Gebühren zu zahlen hat sie ebenfalls ein Darlehen aufgenommen. Jetzt lasten die Schulden schwer auf ihr. "Man denkt, man hat alles geschafft – und jetzt steht man wieder vor dem finanziellen Abgrund."

Härtefall-Regelung sorgt ebenfalls für Unmut

Inzwischen dürfen erfolgreiche Auszubildende bis zum 31. August einen sogenannten Härtefälle-Antrag in Höhe von 1.300 Euro stellen. Unzufrieden sind die Erzieherinnen trotzdem: Noch fehlten konkrete Informationen und die Frist sei eng, da die Prüfung im August stattfinde. Auch bleibe die gesamte Förderung unter der früheren Summe.

Der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration ist bewusst, dass die Anpassung der Aufstiegsfortbildungsprämie für die Betroffenen eine spürbare Veränderung darstellt. Sollten sich dadurch in einzelnen Fällen größere finanzielle Herausforderungen ergeben, bedauern wir das. Um mögliche Härten für diejenigen abzumildern, die bereits kurz vor dem Abschluss einer entsprechenden Fortbildung stehen, gibt es eine Übergangsregelung.

Nina Willborn, Sprecherin der Senatorin für Arbeit

Der Grund für die Kürzung ist vor allem eins: sparen. Wie viel pro Jahr, das hängt von der jeweiligen Zahl der Fortbildungsabsolventen ab. 2024 hatten sich 1.000 Menschen an dem Bonus erfreut. Eine Kürzung um 2.700 Euro hätte etwa eine Ersparnis von 2,7 Millionen Euro bedeutet. Wie viele Auszubildende die Fortbildung noch in diesem Jahr abschließen, das weiß man erst am Ende des Jahres. Seit 2019, seit es die Prämie gibt, hat das Land 20,6 Millionen Euro darin investiert.

Der Bremer Senat begründete schon im Januar den Schritt mit Sparzwängen. Das Arbeitsressort erklärt auf Nachfrage, die Entscheidung sei aus technischen Gründen so hastig getroffen worden. Sprecherin Nina Willborn verweist aber auch auf die kostenlose Erzieher-Ausbildung an staatlichen Schulen und Finanzierungshilfen wie das Aufstiegs-Bafög sowie die Übergangsregelung mit dem zusätzlichen Härtefälle-Antrag bis zum 31. August. Erzieher gelten zudem in Niedersachsen nicht als prämienberechtigt.

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Doch auch die Arbeitnehmer- und Handwerkskammern üben Kritik. "In unsicheren Zeiten braucht es Verlässlichkeit. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen auf Förderzusagen vertrauen können. Die abrupte Kürzung bei der Aufstiegsfortbildungsprämie untergräbt dieses Vertrauen", sagte etwa Peer Rosenthal, Hauptgeschäftsführer der Bremen Arbeitnehmerkammer, in einer Pressemitteilung. Die von Fachkräftemangel geplagte Handwerkskammer blickt ebenso missmutig auf die Entscheidung.

Aus Sicht des Handwerks ist die Kürzung der Aufstiegsfortbildungsprämie auch auf 1.300 Euro ein großer Rückschritt auf dem Weg zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Der Gast Thomas Kurzke im Studio von buten un binnen
Thomas Kurzke, Präsident der Handwerkskammer Bremen

Selbst wenn die Entscheidung bereits gefallen ist, geben sich Schüler und Schülerinnen wie Maria und Simmross nicht geschlagen. Sie erzählen den Medien ihre Geschichte, organisieren Proteste, hoffen auf einen Sinneswandel in der Politik. Auch die staatliche Inge-Katz-Schule hat eine Petition gestartet, die bisher 1.467 Unterschriften gesammelt hat.

* Name auf Wunsch der Interviewten von der Redaktion geändert.

Eine Puppe sitzt in einer Kita auf einer Holzbank.

Kürzung der Meister-Prämie sorgt für Kritik in Bremen

Bild: dpa | Julian Stratenschulte

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Autorin

  • Serena Bilanceri
    Serena Bilanceri Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 24. Februar 2025, 17 Uhr