Fangen, pulen, essen – auf Törn mit dem Krabbenkutter in Wremen

Sobald die Krabben weiße Punkte bekommen und krumm sind, können sie gepult werden.
Sobald die Krabben weiße Punkte bekommen und krumm sind, können sie gepult werden.

Fangen, Pulen, Essen - auf Törn mit dem Krabbenkutter in Wremen

Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Der Krabbenkutter "Claudia" in Wremen stand zum Verkauf. Doch es kam anders. Die Krabbenfischer vor Ort bieten Fangfahrten für Gäste aus der ganzen Welt an.

Zwölf Menschen dürfen mit der Crew auf die 'Claudia'. So heißt der Krabbenkutter, der seinen Heimathafen in Wremen hat. Lange Zeit ging es damit über 15 Stunden raus auf die Nordsee zum Krabben fischen. Doch Kapitän Olaf Schmidt wollte in Rente und den Kutter verkaufen. Da die vergangenen Jahre als Krabbenfischer nicht besonders rosig waren, fand er jedoch keinen Abnehmer. So kam er zusammen mit seinem Bruder auf die Idee Fangfahrten anzubieten.

Krabbenfischen bedeutet vollen Körpereinsatz

Rolf Müller und Olaf Schmidt begrüßen die Gäste auf der Claudia.
Rolf Müller und Olaf Schmidt begrüßen die Gäste auf der Claudia. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Die Tide und das Wetter müssen passen, dann geht es raus auf den Törn. Dabei zeigt Krabbenfischer Rolf Müller aus Wremen den Fahrgästen mit vollem Körpereinsatz, wie man früher Krabben gefischt hat. Zusammen mit Olaf Schmidt machte er 1984 sein Patent zum Krabbenfischer. Heute sind sie Nachbarn in Wremen und können sich komplett aufeinander verlassen. Zur aktiven Zeit war auf der "Claudia" noch eine vollautomatische Verarbeitungsstraße für die Krabben verbaut. Für das Showfischen wurde sie entfernt und durch traditionelle Gerätschaften ersetzt: ein Rüttelsieb und ein Kochpott warten auf die gefangenen Krabben.

Die Leute sind manchmal auch erstaunt, was so ein Kilo Krabbenfleisch kostet. Wenn man dann mal so sieht, was da für eine Arbeit drinsteckt. Wie viel Fleisch von der Krabbe übrig bleibt, dann sehen sie das hinterher mit anderen Augen.

Kapitän Olaf Schmidt

Bevor das Netz ins Wasser kommt, wird es auf größere Löcher überprüft. "Wenn Löcher im Netz sind, dann hauen die Krabben gleich wieder ab. Dass wäre für uns Menschen ungünstig, für die Krabben wär das gut", scherzt Rolf Müller. Er fuhr 36 Jahre als Krabbenfischer raus. Bei jedem Arbeitsschritt können die Fahrgäste den erfahrenen Männern über die Schulter schauen und ihre Fragen stellen. Zusammen mit einem Team aus insgesamt sieben Rentner zeigen sie immer wieder in unterschiedlicher Besatzung das Handwerk des Krabbenfischers.

Zeit und Ort sind für Krabbenfang entscheidend

Wo das Netz an den Grund gelassen wird, das sind Erfahrungswerte. Als Devise gilt bis heute: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Da können nur wenige Meter einen entscheidenden Unterschied machen. Rund eine Stunde wird das Netz über den Meeresgrund gezogen, bevor es wieder an Bord gehoben wird. Das läuft alles elektronisch.

Jens Bogdahn und Laura Krell haben einen Krebs aus dem Netz befreit.
Jens Bogdahn und Laura Krell haben einen Krebs aus dem Netz befreit. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Im Netz verfangen sich auch mal kleine Krebse oder Stinte, die aber von den Krabbenfischern zurück ins Wasser geworfen werden. Meist findet das Leben der Tiere aber doch ein schnelles Ende. Die Möwen lauern nämlich schon hinter dem Krabbenkutter auf die sichere Beute.

Laura Krell aus Bremen hat ihrem Kumpel Jens Bogdahn aus Langen die Kutterfahrt geschenkt, aber nicht ohne Selbstzweck. Sie selbst wollte mal gerne beim Krabbenfischen dabei sein und hatte das Angebot im Wremer Hafen entdeckt.

Ich hab schon als Kind häufig solche Krabbenkutter von außen gesehen, aber für mich jetzt mit 54 das erste Mal Live auf so einem Krabbenkutter, das ist schon was Besonderes.

Fahrgast Jens Bogdahn

Tradition des Großvaters wiederbelebt

'Direkt vom Kutter' bietet neben dem Showfischen auch andere Touren an. So nimmt Olaf Schmidt eine Tradition seines Großvaters auf, der bis 1982 nach dem Fischen Fahrten rund um Wremen für Gäste angeboten hatte.

Den Krabbenfang schüttet Rolf Müller auf ein Rüttelsieb. Die Krabben mit der perfekten Verzehrgröße fallen in eine gelbe Box. Noch zappeln sie. Doch das ändert sich schlagartig. Nebenan ist der Kochpott schon mit Meerwasser gefüllt und angeheizt. Das Wasser muss kochen bevor die Krabben hineingeschüttet werden. Sobald sie weiße Punkte auf der Haut bekommen und krumm werden, können sie gepult werden.

Krabbenfans kommen aus Amerika

Die Fahrgäste nehmen sich eine Handvoll Krabben und dann geht es zum Genuss der Tour über. Dani aus München pult die Krabbe indem sie sie hinten und vorne knackt und den Panzer abzieht. Für sie geht ein Traum in Erfüllung. Ihre Freundinnen aus München hatten ihr den Törn mit der 'Claudia' zum 50. Geburtstag geschenkt. Nicht nur aus München kamen bisherige Gäste, sogar aus Amerika und Spanien kamen schon Krabbenfans nach Wremen.

Krabbenfischer Rolf Müller machen diese Touren sehr glücklich. Zur Begeisterung der Gäste. Eins ist auf jeden Fall danach klar: Ein Krabbenbrötchen hat seinen Preis, und das liegt vor allem an der harten Arbeit, die ein Krabbenfischer zu bewältigen hat.

Autor

  • Till Kohlwes mit Brille und Bart lächelt in die Kamera
    Till Kohlwes

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 8. August 2023, 12:40 Uhr