Ein Verbot von "L'amour toujours" wird rechte Dummheit nicht stoppen

Nicht der Künstler sollte sanktioniert werden, sondern die, die den Song umdichten, sagt Bremen-Vier-Musikredakteur Maik Pagels: "Wir alle müssen bei sowas dazwischen gehen."

Rechte Kräfte haben den harmlosen und beliebten Partyklassiker "L'amour toujours" über die sozialen Medien für ihre Zwecke missbraucht, umgedichtet und verbreitet. Und immer häufiger taucht diese rechte Version bei unseren Feiern auf – so wie auf Sylt. Nun will man "L'amour toujours" also von den Festen verbannen. Verbieten. Aus Angst, dass beim Spielen dieses poppigen Technoliedes wieder Menschen mitgrölen.

Diesen Weg finde ich falsch! Den eigentlichen Urheber des Originalsongs trifft keine Schuld. In diesem Fall Gigi D'agostino, ein DJ aus Italien. Wenn sämtliche Songs, die von undemokratischen Kräften gekapert werden, dadurch in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr verwendet werden können, dann schneiden wir Künstlerinnen und Künstlern ins Bein – und am Ende auch uns selbst.

Gröler sanktionieren, nicht die Künstler

Nicht die Betroffenen, sondern die Verursacher müssen sanktioniert werden; diejenigen, die den Song umgedichtet haben und diejenigen, die so etwas unüberlegt bei einem Fest anstimmen und womöglich noch mit Dreistigkeit vor laufender Kamera mitgrölen.

Eines ist aber auch klar: Rassistische Ausfälle wie der auf Sylt sind alltäglich in Deutschland. Wir als Gesellschaft; wir müssen bei solchen Entgleisungen dazwischen gehen. Wir dürfen uns eben nicht wegducken, egal ob am Familien-Esstisch oder bei einer Party. Wie auf Sylt, wo der DJ oder auch nur einige wenige aus der großen Masse der jungen Erwachsenen hätten eigentlich intervenieren können.

Ein Verbot von "L'amour toujours" wird diese Bilder nicht ungeschehen machen. Ein Verbot von "L'amour toujours" wird auch nicht Rassismus und rechte Dummheiten stoppen.

Wir müssen klarmachen, dass diese rechtsextremen, gesungenen Worte nicht lustig sind. Sie sind kein Partyspaß. Es sind Taten! Sie verherrlichen nicht nur rechtes Gedankengut. Sie grenzen Menschen aus und verletzen Mitmenschen. So etwas darf in diesem Land NIEMALS NIE erlaubt sein dürfen.

"L'amour toujours" handelt von Liebe: Auch wenn wir uns als Gesellschaft nicht gleich lieben müssen – einander verstehen und aufeinander zugehen sollten wir mindestens leisten. Denn Hass, Hetze und Verbote sind die Alternative und werden immer nur Öl ins Feuer gießen!