Dieser Koffer aus Bremen ist ein stummer Zeuge des Holocaust
Der Koffer aus Bremen ist gerade in einer Ausstellung in Berlin zu sehen. Er ist Teil von mehreren Alltagsgegeständen, die an den Holocaust erinnern.
Ein Koffer aus braunem Leder. Seine Kanten sind abgewetzt, man sieht ihm die Jahre an, die er hinter sich hat. "Aus Bremen, Selma Sara Vellemann" und ein Geburtsdatum ist mit weißer Farbe auf seine Vorderseite gemalt.
Der Koffer von Selma Vellemann wurde nach dem Krieg in Berlin gefunden und der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem übergeben. Sie ist die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und alles wissenschaftlich dokumentiert.
Die Frau mit dem Koffer aus Bremen wurde ermordet
Die Forscher fanden alles über das Schicksal der Frau aus Bremen heraus. Selma Vellemann wurde an ihrem 76. Geburtstag, das war der 23. Juli 1942, aus dem Altersheim in der Gröpelinger Heerstraße in Bremen abgeholt. Zusammen mit anderen Bewohnern wurde sie zunächst nach Hannover gebracht. Von dort wurde sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später wurde sie im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Der Koffer ist einer von sechzehn persönliche Gegenständen von Menschen, die Deutschland einst verlassen mussten. Alle Gegenstände sind nun erstmals wieder zurück in Deutschland. Aus jedem Bundesland ist es ein Objekt. Ein Klavier, ein Tagebuch, ein Brotkorb oder ein Stofffetzen.
Anlass ist das siebzigjährige Bestehen der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Die sechzehn Objekte stehen für die sechzehn Bundesländer des heutigen Deutschlands. Als Erinnerung daran, dass jeder Ort in Deutschland einen Teil seiner Geschichte, seiner Identität verloren hat.
Die Gegenstände sind stumme Zeugen des Grauens
In der Nähe des Koffers aus Bremen liegt ein weißes Stück Stoff in einer der Vitrinen. Der weiße Fetzen ist der Rest einer Flagge, die 12 jüdischen Jugendleitern aus Brandenburg gehörte. Als die Gestapo die Kontrolle übernahm, haben sie ihre Flagge in zwölf Stücke gerissen und vereinbart, dass sie sich alle in Israel wieder sehen nach dem Krieg. Und dass sie die Flagge dort wieder zusammensetzen. Nur drei haben den Holocaust überlebt. Und nur eine Frau von ihnen hat ihren Stofffetzen im KZ die ganze Zeit bei sich versteckt. Von ihr ist das Stück in der Ausstellung.
Eine Puppe erzählt eine andere Geschichte
Die Puppe "Inge" von Lore Mayerfeld, geborene Stern sitzt in einer anderen Vitrine. Die Puppe trägt den Schlafanzug, den die kaum zweijährige Lore Stern in der sogenannten Reichskristallnacht in Kassel trug. Auch diese Puppe war jahrelang in Yad Vashem und ist nun Teil der Ausstellung.
Die Ausstellung "Sechzehn Objekte - Siebzig Jahre Yad Vashem" kann noch bis zum 17. Februar im Paul-Löbe-Haus des Bundestages in Berlin besichtigt werden. Eine Anmeldung auf den Seiten des Bundestages ist erforderlich. Im März soll die Ausstellung im Zollverein in Essen gezeigt werden und es gibt Überlegungen, auch in anderen Bundesländern auszustellen. Für Bremen ist das aber noch nicht klar.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 7. Februar 2023, 10:40 Uhr