Wie eine Künstliche Intelligenz Delmenhorster Bademeistern hilft

So hilft Künstliche Intelligenz Delmenhorster Bademeistern

Bild: Radio Bremen

Der Job des Bademeisters ist anspruchsvoll – und gefragt. Um im Schwimmbad schnelle Hilfe gewährleisten zu können, testet die Graftherme Delmenhorst deshalb ein KI-System.

Mehrere Becken im Blick behalten, Notfälle im Wasser erkennen und Badegästen schnell helfen: Alexander Teschke trägt als Bademeister in der Graftherme Delmenhorst eine hohe Verantwortung. Seit Ende November unterstützt ihn Künstliche Intelligenz (KI) in seinem Job. 25 Kameras überwachen die Wasserflächen in der Therme, registrieren Bewegungen der Schwimmenden, eine Software prüft auf mögliche Notfälle. Tritt ein solcher ein, alarmiert die Künstliche Intelligenz per Smartwatch das Personal.

KI erkennt abnormale Bewegungen

"Man kann nicht überall sein, man kann nicht alles sehen", sagt Alexander Teschke. Für ihn ist die Künstliche Intelligenz eine gute Unterstützung im Alltag. Bisher gebe es zwar noch Fehlalarme, weil das System sich erst auf die Räumlichkeiten in der Graftherme einstellen müsse. Nach zwei bis vier Wochen – so lange dauert die Testphase – sollte sich das größtenteils gelegt haben. 

Die Künstliche Intelligenz setzt nach Angaben des Herstellers auf maschinelles Lernen und Deep Learning. "Das KI-System wurde mit Bewegungsabläufen gefüttert", erklärt Edgar Sauer, Betriebsleiter der Graftherme. "Es reagiert auf komische oder abnormale Bewegungen eines Badegastes." Sinkt ein Körper etwa auf den Boden eines Beckens und verharrt dort einige Sekunden regungslos, schlägt die KI Alarm. "Auf spielerisches Totstellen reagiert die KI aber nicht", sagt Sauer.

Nach Herstellerangaben nutzen weltweit schon Hunderte Schwimmbäder dasselbe KI-System wie die Graftherme. In Deutschland greifen unter anderem Bäder in Osnabrück, Wiesbaden und Freudenstadt auf KI-Technologien bei der Badeaufsicht zurück.

Immer weniger Fachpersonal für Bäderbetriebe

In Delmenhorst hat sich die Leitung der Graftherme unter anderem wegen des Fachkräftemangels für den Einbau des KI-Systems entschieden. "Fachpersonal für Bäderbetriebe, das eine Ausbildung durchlaufen hat, ist sehr schwer zu finden", sagt Edgar Sauer. "Der Markt ist leer gefegt."

Es braucht immer noch einen Menschen, der vor Ort ist und eingreift. Wir wollen dadurch kein Personal einsparen.

Ein Mann steht vor einem Schwimmbecken.
Alexander Teschke, Bademeister in der Graftherme Delmenhorst

Auch die Bewerbungen auf Ausbildungsstellen seien stark rückläufig. In der Vergangenheit habe die Graftherme ihre Öffnungszeiten schon einschränken müssen, weil Personal zur Aufsicht gefehlt habe. Fachkräfte ersetzen kann und soll die Künstliche Intelligenz aber nicht.

Bedenken beim Datenschutz

Und der Datenschutz? Die Graftherme verweist darauf, dass das KI-System keine Gesichter erkennt und Daten nur kurzfristig gespeichert werden. "Einen Zugriff auf das Videomaterial haben wir nicht", sagt Edgar Sauer. Alles sei datenschutzkonform.

Kritischer bewertet Dennis-Kenji Kipker, Professor für IT-Sicherheitsrecht der Universität Bremen, die Lage. Grundsätzlich gehe der Einsatz von KI über normale Risiken der Datenverarbeitung hinaus. Besonders im Schwimmbad erfordere der Einsatz hohe Sicherheitsstandards: "Immerhin werden die Bereiche von Kindern benutzt – und leicht bekleideten Menschen."

Kipker sagt aber auch, man müsse in diesem Fall Nutzen und Risiken abwägen. "Wenn man sagt, es soll eine Tätigkeit des Bademeisters ersetzt werden, durch den Einsatz der Kameras – dann kann man an der Zulässigkeit zweifeln. Wenn es um Badegefahren geht, die überwacht werden müssen – denn eine einzelne Person hat auch nicht immer alles im Blick – kann es Sinn machen, eine Videoüberwachung durchzuführen."

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Autorin

  • Autorin
    Sophia Allenstein

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Dezember, 19:30 Uhr