Interview
John Malkovich verrät, warum er selten bei Filmfesten ist
Der US-Schauspieler John Malkovich ist mit dem Bremer Filmpreis "Der Goldene Mops" ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt der deutsche Regisseur Volker Schlöndorf.
"R.E.D", "Gefährliche Liebschaften" und "Burn After Reading" sind nur drei der Film-Highlights, bei denen John Malkovich vor der Kamera stand. Für sein Schaffen als Schauspieler und Produzent ist der Amerikaner mit dem Bremer Filmpreis ausgezeichnet worden – und Malkovich war tatsächlich bei der Gala im Theater am Goetheplatz im Bremer Viertel vor Ort. Im Interview mit buten un binnen vor der Preisverleihung am Mittwochabend hat der 70-Jährige verraten, warum er eigentlich eher selten bei solchen Events zu Gast ist und wie es sich anfühlt, eine internationale Film-Legende zu sein.
Haben Sie schon vom Bremer Filmfest gehört, Herr Malkovich?
Ich habe davon gehört und ich habe hier in Bremen vor einiger Zeit gearbeitet. Nicht in einem Film, sondern in einer Oper. Also ich war hier bereits und es hat mir sehr gefallen, aber ich bin keine große Film-Festival-Person. Normalerweise arbeite ich, weshalb ich keine Zeit habe zu Filmfesten zu gehen. Sie (Anm. d. Red.: die Initiatoren) haben mich schon vor zwei, drei Jahren gefragt, aber ich war immer beschäftigt. Dieses Jahr hat es gepasst. Es ist nicht so, dass die Filmfeste nicht interessant sind. Ich war auch schon in der Jury von einigen Filmfestivals, was mir Spaß gemacht hat. Aber wenn du eine bekannte Person bist, ist es natürlich sehr viel Arbeit. Deshalb ist es nicht etwas, was ich oft mache.
Wie fühlt es sich jetzt an nach Bremen zu kommen und den Preis zu erhalten? Gefallen Ihnen solche Events?
Nicht besonders, nein. Ich denke es ist wirklich nett, wenn jemand sagt "Ich schätze die Arbeit, die du über die Zeit gemacht hast" oder "Ich schätze deine Arbeit bei dieser bestimmten Sache" oder sogar "Normalerweise hasse ich dich, aber das konnte man sich angucken". Ich bin nicht Schauspieler geworden, um Preise zu gewinnen oder um berühmt zu werden. Ich bin Schauspieler geworden, weil die Arbeit mich interessiert.
Ist es besser bei der Bank zu arbeiten oder Produzent beim TV zu sein? Ich weiß es nicht. Aber ich mag meine Arbeit, also die Arbeit, die ich machen darf. Wenn das dann für andere interessant ist, ist das sehr schön. Und wenn nicht, ist das auch in Ordnung, weil es für mich trotzdem interessant bleibt.
Ich habe nicht angefangen Theater zu spielen, um reich oder berühmt zu werden oder um Preise zu gewinnen.
Hollywood-Star John Malkovich
Ist es Ihr Ziel etwas mit Ihrer Arbeit zu bewirken oder zu verändern?
Das ist nicht mein Hintergedanke. Ich denke die Idee, dass ich etwas machen sollte, was die Gesellschaft verändern kann, ist eine recht jugendliche Idee. Setzt das nicht voraus, dass ich etwas weiß was Sie nicht wissen? Und ich denke nicht, dass das so ist. Ich versuche einfach, das was ich mache, gut zu machen. Und ich denke an diejenigen, die das wertschätzen, die davon bewegt oder unterhalten werden könnten oder die daraus eigene Ideen entwickeln. Das ist die einzige Veränderung, die ich bewirken möchte. Denn ich denke nicht, dass ich eine Lösung für die meisten Probleme der Gesellschaft habe. Noch denke ich, dass Ideologien oder die Jugend eine Lösung haben.
(...) Mich stört es auch nicht, dass es Menschen gibt, die die Welt verändern wollen, es scheint nur nicht so gut zu laufen meiner Meinung nach. Vielleicht liege ich aber auch falsch. Aber ich bin kein Sozialarbeiter. Das ist etwas was ich sehr respektiere, es ist aber nicht das, was ich mache.
Ich habe nicht angefangen Theater zu spielen, um reich oder berühmt zu werden oder um Preise zu gewinnen, ich mache es, weil es mich interessiert. Es ist nicht mein Ziel, anderen Personen zu sagen, was gut für sie ist.
Was haben Sie über die Personen im Film-Business gelernt?
Ich kann über die Personen im Film-Business nicht allgemein als Ganzes sprechen. Ich hatte sehr selten irgendwelche Schwierigkeiten mit meinen Kollegen und Kolleginnen. Vielleicht ein oder zwei Mal in meinem ganzen Leben, unter fünf Mal auf jeden Fall unter Tausenden von Personen.
Filme werden sich niemals verändern (...). Das ist etwas, was du im Film-Business einfach akzeptieren musst.
Hollywood-Star John Malkovich
Wie war Ihre Entwicklung als Schauspieler?
Was habe ich gelernt? Das – zumindest im Theater – alles "work in progress" ist. Wir hatten vor zwei Tagen eine Eröffnung in Monaco, ich gehe bald zurück um das Ganze noch einmal zu überarbeiten. Mein Kollege wird meine Überarbeitung dann nochmal überarbeiten und ich vielleicht nochmal seine. Das ist wie wir arbeiten, das ist wie wir über Jahre arbeiten – und die Arbeit wird weitergehen. Wie wird sie sich verändern? Wenn wir es nochmal machen sollten – in Versailles und Wien im Sommer – dafür erwarte ich keine großen Veränderungen. Aber wenn es darüber hinaus noch ein Leben hätte, wie würde es sich verändern? Also das ist die Arbeit am Theater, in Filmen gibt es dafür nicht die Möglichkeit. Es ist und bleibt das, was produziert wurde.
Mein erster Film wurde 1983 gedreht. Der erste Film, in dem ich war, heißt "The Killing Fields". Der ist 41 Jahre alt und wird sich niemals verändern. Filme werden sich niemals verändern, sie sind, was sie sind. Das ist etwas, was du im Film-Business einfach akzeptieren musst. Das bedeutet aber nicht, dass die Veränderungen, die du an etwas machen würdest, wenn du 70 Jahre alt bist, immer richtig wären. Vielleicht war es auch einfach besser so wie es war. Das ist sehr gut möglich. Theater und Film sind zwei Prozesse, die sehr, sehr verschieden sind.
Filme bleiben über eine lange Zeit und können Sie zur Legende machen. Fühlt sich das für Sie manchmal komisch an?
Ja, das ist wirklich absurd. Es stört mich aber nicht, ich denke darüber nie nach. Aber es ist natürlich ein komisches Gefühl. Es ist nicht wirklich ein großes Ziel von mir, über die Zeit hinaus zu leben. Ich habe nicht das Verlangen, eine Art Vermächtnis zu hinterlassen. Das interessiert mich nicht wirklich. Die Arbeit interessiert mich.
Denken Sie viel über Ihr Leben nach?
Ich bin nicht wirklich selbstbeobachtend. Ehrlich gesagt, bin ich nicht wirklich interessiert an meinem eigenen Leben, weil ich das seit 70 Jahren bereits erlebt habe. Aber ich bin natürlich an anderen Menschen interessiert und daran, was sie machen und was ihre Reflektionen sind, was sie interessiert und zu hören, was sie fühlen oder was sie ausdrücken möchten. Aber ich bin nicht wirklich so bedächtig über mein eigenes Leben und das war ich auch noch nie.
Catherine Wenk hat das Interview geführt, vom Englischen ins Deutsche übersetzt und verschriftlicht wurde es von Teresa Benke.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. April 2024, 19:30 Uhr