Interview
Fastenmonat Ramadan beginnt für rund 60.000 Bremer Muslime
Fastenmonat Ramadan beginnt für rund 60.000 Bremer Muslime
Viele Muslime üben sich nun fast einen Monat lang in Verzicht. Am 30. März endet der Ramadan mit dem Fest des Fastenbrechens.
Erst der Radschab, dann der Schaban und schließlich der Ramadan: Muslime in Bremen und auf der ganzen Welt gehen aktuell durch die drei gesegneten Monate des Islams. Der Fastenmonat Ramadan – der in diesem Jahr am Freitagabend beginnt und am 30. März mit dem Fest des Fastenbrechens endet – dürfte Nicht-Muslimen dabei zwar am geläufigsten sein. Aber auch der Radschab und der Schaban sind im muslimischen Glauben sehr wichtig, nicht nur weil sie sich dort auf das Fasten vorbereiten.
Bilal Y. Güney aus der muslimischen Religionsgemeinschaft Bremen, der Schura, erklärt, welche Traditionen die drei gesegneten Monate prägen.
Herr Güney, wie ist der islamische Kalender aufgebaut, welche Tage und Monate sind besonders wichtig?
Der islamische Kalender ist ein Mondkalender. Ein Jahr besteht aus zwölf Monaten und 354 bis 355 Tagen. Die Monate sind Mondmonate mit einer Dauer von 30 oder 29 Tagen. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Auswanderung (die Hidschra) des Propheten Muhammed von Mekka nach Medina. Die besonderen Monate sind die drei gesegneten Monate Radschab, Schaban und Ramadan. Auch der Wallfahrtsmonat Dhū l-ḥiddscha hat besonders große religiöse Bedeutung.
Wie verbringen Bremer Muslime die religiösen Monate und Tage?
An Monaten, Tagen oder Nächten mit religiösem Hintergrund gedenken Muslime bedeutender Ereignisse und bringen ihre Dankbarkeit für die Gaben Allahs zum Ausdruck. An diesen Tagen werden Werte wie Liebe und Mitgefühl gelebt.
Die Tage stehen für Versöhnung und Vergebung, für die Stärkung des sozialen Miteinanders und die Verantwortung für die Mitmenschen. Familien, Freunde und Bekannte werden gegenseitig besucht und beschenkt.

Was ist die Besonderheit der Monate Radschab, Shaban und Ramadan im Gegensatz zu den anderen Monaten?
Die Monate Radschab, Schaban und Ramadan gelten als segensreich und erlauben den Muslimen, sich stärker auf ihren Glauben zu konzentrieren. In den gesegneten Monaten stärken Muslime ihre Persönlichkeit und Entwicklung. Gerade in diesen Monaten, Tagen und Nächten wird stärker darauf geachtet, Buße zu tun, sich mit unseren Geschwistern zu versöhnen, die rituellen Gebete zu verrichten, zu fasten, zu spenden, den Koran zu lesen und mit Bittgebeten Allah um Hilfe zu bitten.
Wie bereiten sich Muslime auf den Monat Ramadan vor?
Die Muslime bereiten sich körperlich und spirituell auf den Monat vor. In der muslimischen Gesellschaft wird diese Zeit als Höhepunkt der Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Toleranz geehrt. Der Monat Ramadan steht ganz im Zeichen der inneren Einkehr und des sozialen Engagements. Die Gläubigen entrichten die Almosen (die Zakat) und unterstützen Bedürftige.
Zum gemeinsamen Iftar (Fastenbrechen) besuchen sich viele gegenseitig. In der muslimischen Gesellschaft wird zum Iftar-Mahl und Sahurmahl (Vorbereitungsessen für das Fasten) eingekauft, Essen aus verschiedenen Traditionen werden vorbereitet, zu Hause wird eine Grundreinigung durchgeführt und es wird mit Lichtern und Dekoration geschmückt.

Gibt es spezielle Rituale, die Muslime vollziehen?
In den heiligen Nächten und Monaten werden in der Gemeinde, aber auch zu Hause mit der Familie, zahlreiche Rituale durchgeführt. Einige Beispiele sind das gemeinsame Beten am Freitag in der Moschee, das Fasten im Ramadan, die Spenden (Zakat), die Pilgerreise (Hadsch), das gemeinsame Gedenken des Propheten, das Zusammenkommen und Beteiligen an Infoabenden von Gelehrten (Imamen) in der Moschee, sowie ein gemeinsames Iftar-Mahl in der Gemeinde oder die gemeinsame Koranrezitation in der Gemeinde.
Im Zuge der intensiven Beschäftigung mit dem Koran, bewusst verrichteter Gottesdienste und der Disziplinierung des Egos schärft der Ramadan das "innere Auge" für das Wesentliche.
Bilal Y. Güney, Schura Bremen
Welche Bedeutung steckt jeweils hinter den Ritualen?
Jedes Ritual lehrt, fördert und motiviert jeden Gläubigen, den inneren Frieden mit sich selbst zu finden, den Frieden mit Gott zu erreichen und somit den Frieden mit der ganzen Schöpfung zu erzielen. Das Beten ist ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber seinem Schöpfer. Das Fasten lehrt uns Selbstdisziplin und körperlich und seelisch zu spüren, wie es den armen Menschen geht. Und somit die Pflicht der Almosen (Zakat) für die Bedürftigen zu erfüllen.
Die Pilgerreise (die Hadsch) ist ein Symbol für jeden Gläubigen, der sich auf den Weg macht und lernt, dass es keinen Unterschied zwischen den Menschen gibt – egal welcher Herkunft. Denn alle sind vor Gott gleich und haben dasselbe Ziel: Durch Rituale vor Ort den Segen Allahs zu erreichen.
Dieser Artikel erschien erstmals am 10. März 2024, wir haben ihn nun aktualisiert und neu veröffentlicht.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Next, 28. Februar 2025, 9:20 Uhr