Interview

So wird Opfern von Gewalt im Frauenhaus geholfen

Frauen nehmen am Tanzflashmob "One Billion Rising" teil.

So wird Opfern von Gewalt im Frauenhaus geholfen

Bild: dpa | Frank Hormann

Eine von drei Frauen erfährt Gewalt in ihrem Leben. Ein Zufluchtsort kann das Frauenhaus sein. Angela Breidenbach vom Autonomen Bremer Frauenhaus erzählt, wie dort geholfen wird.

Eine von drei Frauen erfährt in ihrem Leben Gewalt – wird misshandelt oder sogar vergewaltigt. Das hat im Jahr 2013 eine Studie belegt. Wenn man das auf acht Milliarden Menschen auf der Erde hochrechnet, davon die Hälfte Frauen, dann sind das rund eine Milliarde Frauen – auf Englisch One Billion.

"One Billion Rising" ist eine weltweite Kampagne, die sich für eine Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen einsetzt. Seit 2012 wird der Valentinstag dafür genutzt, mit Protestaktionen auf das Problem aufmerksam zu machen. Auch in Bremen und Bremerhaven fanden am vergangenem Mittwoch Aktionen in Form von Tanz und Informationszetteln statt.

Doch was heißt das eigentlich, Gewalt zu erfahren – möglicherweise aus der eigenen Familie? Mehr dazu weiß Angela Breidenbach vom Autonomen Bremer Frauenhaus.

Wie voll ist es gerade bei Ihnen im Frauenhaus?

Wir haben 53 Plätze, die jetzt knapp belegt sind. Und wir hätten dann noch Platz für einen Notfall. Und manchmal ist es auch so, dass wir voll belegt sind und dann auch leider absagen müssen.

Wer sucht denn Hilfe bei Ihnen?

Das sind Frauen mit oder ohne Kinder, die zu Hause Gewalt erfahren haben und eventuell mit Demütigungen und Isolierung zu tun haben. Die suchen nach Hilfe und bekommen die Information, es gibt Frauenhäuser, dann rufen die bei uns an.

Sie haben im Lauf der Jahre wahrscheinlich schon viele Geschichten gehört. Gibt es Geschichten, die sie immer noch sehr bewegen?

Ja, es sind Geschichten, wenn dann auch Kinder mit involviert sind, die eventuell auch Gewalterfahrungen gemacht haben. Wo dann die Frauen herkommen und auch die Kinder letztendlich traumatisiert sind von dem ganzen Geschehen, was sie miterleben mussten.

Da kommen Frauen mit ihren Kindern – etliche vielleicht traumatisiert. Können die Therapien bekommen? Oder wie können Sie diesen Frauen dann helfen?

Ja, es gibt für Kinder die Möglichkeit, eventuell auch bei Kinderpsychologinnen Termine zu bekommen. Das ist oft nicht unbedingt ganz kurzfristig. Aber wir bemühen uns darum. Natürlich führen wir auch Gespräche mit den Frauen und gucken dann gemeinsam was gerade nötig ist und ob es eine weiterführende Therapie geben muss. Und dann versuchen wir eben auch zu vermitteln.

Aber das ist dann schon der zweite Schritt. Der erste ist, dass sie einfach den Raum zur Verfügung stellen. Reicht das manchmal schon?

Die Frauen kommen hierher und sind dann natürlich auch alle sehr aufgeregt. Und wissen auch gar nicht, was sie hier erwartet.

Wir nehmen sie auf und versuchen mit ihnen einfach die Schritte zu gehen, um die Vergangenheit so ein bisschen Revue passieren zu lassen und mit ihnen eine Zukunft zu bauen.

Angela Breidenbach, Autonomes Bremer Frauenhaus

Wie sieht denn der Alltag bei Ihnen in der Einrichtung aus, wenn die Frauen angekommen sind?

Der Alltag ist so, dass die Frauen sich selbst versorgen müssen. Sie bekommen in unserem Haus ein Zimmer. Wir haben hier Gemeinschaftsküchen und ein großes Wohnzimmer. Und es findet eben auch viel Austausch unter den Frauen statt. Sie können sich sehr im Alltäglichen unterstützen.

Die Kinder erleben hier ihre Mutter mal sehr viel gelöster und auch lachen. Es ist hier wieder möglich.

Angela Breidenbach, Autonomes Bremer Frauenhaus

Und schlafen ist wieder möglich, ohne Angst zu haben, dass um 5 Uhr der Papa nach Hause kommt und alle wie paralysiert sind. Das gibt Freiheit wieder.

Wann ist der Zeitpunkt, diese Frauen gehen zu lassen? Und wie fühlt sich das für sie an?

Ach, super! Wenn es dann alles positiv ist. Die Frauen gehen in eine neue Wohnung, das ist hervorragend. Dann ist erstmal ein Ziel meiner Arbeit erreicht. Es gehen allerdings auch Frauen aus dem Frauenhaus weg, weil es hier in der Stadt zu gefährlich ist. Da müssen wir dann an andere Frauenhäuser vermitteln. Und die Gewalt und die Gefahr sind noch nicht zu Ende. Dann muss ein ganz neues Leben in einer fremden Stadt angefangen werden. Und das fällt einem natürlich auch nicht so leicht.

Bremer Beratungsstelle gegen Gewalt muss Betroffene warten lassen

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 14. Februar 2024, 15:38 Uhr