Fragen & Antworten

Radfahrregeln, die auch viele Radfahrer in Bremen nicht sicher kennen

Radfahrerin befährt bei schönem Wetter die Fahrradstraße Parkallee in Bremen (Archivbild)

Warum fallen so viele Bremer Kinder durch die Fahrradprüfung?

Bild: Imago | Lars Berg

Der Sommer beginnt und Bremen ist wieder voller Radfahrer. Doch welche speziellen Gesetze für sie gelten, wissen viele nicht so genau. Was ist wirklich erlaubt?

Die Quote bei der Fahrradprüfung an Bremer Grundschulen ist erschreckend: An manchen Schulen fallen 40 Prozent durch. Für die meisten Radfahrer ist sie allerdings sowieso schon so lange her, dass sie vieles wieder vergessen haben. Eine Studie von Unfallforschern der Versicherungen zeigt, die Kenntnislücken sind groß: "Weniger als ein Drittel der Befragten wussten, dass andere Fahrzeuge in Fahrradstraßen nur dann fahren dürfen, wenn dies ausdrücklich zugelassen ist", heißt es dort unter anderem.

Wir haben für Sie Fakten gesammelt, die ein wenig Licht in den Regel-Dschungel bringen.

Dürfen Fahrräder in einer Fahrradstraße nebeneinander fahren?

Normalerweise ist es nicht verboten, dass Fahrradfahrer nebeneinander fahren. Voraussetzung: Andere Verkehrsteilnehmer werden nicht behindert. Denn dann kann für die Radfahrer schon mal ein Bußgeld von 20 Euro fällig werden. Wenn andere Verkehrsteilnehmer durch das Nebeneinanderfahren sogar gefährdet werden, sind es 25 Euro.

Bei Fahrradstraßen sieht das allerdings anders aus. Hier können Fahrradfahrer immer nebeneinander fahren und wenn sie wollen, damit auch den Weg versperren. Das heißt: Wenn für die Autofahrer kein Platz zum Überholen bleibt, müssen sie wohl oder übel hinter den Fahrrädern herfahren – ein Recht auf freie Fahrt haben sie hier nicht.

Wer hat Vorfahrt in der Fahrradstraße?

Wie üblich gilt auch in einer Fahrradstraße rechts vor links, es sei denn, ein entsprechendes Schild setzt diese Regelung außer Kraft. Was allerdings die Situation kompliziert macht: Einmündungen, bei denen der Bordstein durchgezogen ist, haben das Nachsehen — das gilt für Auto- aber auch Fahrradfahrer. Hier haben die Verkehrsteilnehmer der Fahrradstraße also Vorfahrt.

Wie schnell dürfen Radfahrer in der Fahrradstraße fahren?

Für eine Fahrradstraße gilt: Alle Verkehrsteilnehmer dürfen nur 30 Stundenkilometer fahren, die Geschwindigkeitsbegrenzung gilt also auch für Fahrräder. Generell gibt es für Radfahrer übrigens nicht dieselben Tempolimits: Eine Begrenzung auf die Geschwindigkeit innerorts auf 50 Stundenkilometer gilt beispielsweise nur für Kraftfahrzeuge.

Sobald aber Schilder eine Geschwindigkeitsbegrenzung fordern, müssen sich auch Fahrradfahrer daran halten — beispielsweise in Tempo-30-Zonen oder in einer verkehrsberuhigten Straße. Der Unterschied zwischen einer Fahrradstraße und einer Tempo-30 Zone bestehe übrigens in der Zusatzregel, dass auf Fahrräder besonders Rücksicht genommen werden muss.

Was gilt für Elektrofahrräder oder E-Scooter?

Elektrofahrräder werden, wenn man es rechtlich ganz genau nehmen will, "Pedelecs" genannt. Pedelecs sind dem Fahrrad rechtlich gleichgestellt. Also auch in einer Fahrradstraße. Anders ist es bei E-Scootern. Diese unterliegen beispielsweise der Versicherungspflicht und es gilt ein Mindestalter von 14 Jahren. Auf einer Fahrradstraße kann man mit ihnen aber trotzdem fahren, genauso wie auf Radwegen.

Ein blaues Schild mit einem weißen, stilisierten Fahrrad markiert einen Fahrradweg (Archivbild)
Bei diesem Schild müssen Fahrradfahrer den Radweg benutzen. Bild: dpa | Wolfram Steinberg

Sollen Fahrradfahrer immer auf der rechten Straßenseite oder wenn möglich auf einem Radweg fahren?

Auch für Radfahrer gilt das Rechtsfahrgebot. Es gibt allerdings auch die Pflicht für Radfahrer, den Radweg zu nutzen, und zwar immer dann, wenn das blaue Radverkehrszeichen darauf hinweist.

Dürfen Fahrräder auch auf der Busspur fahren?

Nicht überall sind Fahrradstraßen und Radwege vorhanden. Da ist es für Radfahrer oft verlockend, die Busspur zu nutzen, um freie Fahrt zu haben. Aber ist das erlaubt? Laut StVO ist eine Busspur nur für Linienbusse zugelassen. Allen anderen Verkehrsteilnehmern drohen Bußgelder. In manchen Fällen ist allerdings ein "Radfahrer frei" als Zusatzschild vorhanden — dann können die Radfahrer natürlich die Spur nach Belieben befahren.

Müssen Radfahrer an Bus- und Straßenbahnhaltestellen anhalten, wenn Fahrgäste auf einem Radweg aussteigen?

Ja, das müssen sie. Wenn ein Bus hält, Personen aussteigen und damit den Fahrradweg blockieren, muss der Fahrradfahrer erst mal warten. Es sei denn sie schieben ihr Rad.

Darf man Autos an einer roten Ampel überholen und sich vor sie stellen?

Ja, das darf man — zumindest, wenn man ein paar Sachen beachtet. Im Allgemeinen lautet die Regel, dass Radfahrer rechts an wartenden Autos vorbeifahren dürfen, wenn ausreichend Raum vorhanden ist.

Das Überholen ist aber nur zwischen Fahrzeugkolonne und Bordstein erlaubt. Das heißt: Sich einfach zwischen den Autos durchschlängeln, das geht nicht. Überholen, wenn die Autos langsam fahren, geht aber wohl schon.

Gibt es ein Parkverbot für Fahrräder?

Nein, Fahrradfahrer können ihre Räder grundsätzlich parken, wo sie wollen, allerdings sollten sie nicht den Weg für Fußgänger oder Rollstuhlfahrer versperren, wenn sie auf dem Gehweg stehen. Auch am Fahrbahnrand dürfen Fahrräder stehen — wenn sie längs aufgestellt und im Dunkeln beleuchtet sind.

Wen darf man wann "wegklingeln"?

Rechtlich gesehen sei das Klingeln wie das Hupen beim Auto erstmal ein Hinweis auf Gefährdung, so Pohl. "Es ist also gar nicht möglich, jemanden "wegzuklingeln". Stattdessen kann ich auf mich aufmerksam machen und somit hoffen, dass ich dadurch Platz bekomme zum Überholen." Auf gemeinsamen Rad- und Fußwegen sind Fußgänger im übrigen gleichberechtigt und bei dem Schild "Radfahrer frei" an Fußwegen, dürfe sogar nur im Schritttempo gefahren werden.

So fährt es sich auf der neuen Radwegestrecke in Bremerhaven

Bild: Radio Bremen

Mehr zum Thema:

  • 1.000 Radfahrer demonstrieren in Bremen für die Verkehrswende

    Die Bremer Regierungskoalition hatte große Ziele, passiert ist relativ wenig. Auch deshalb wurde unter anderem für ein besseres Radwegenetz demonstriert.

  • Demonstranten fordern in Bremerhaven Ausbau der Rad- und Fußwege

    Zwei Demos, ein Ziel: Protestler haben die Verkehrswende in Bremerhaven gefordert. Sie wollen ein besseres Fuß- und Radwegnetz.

  • Darum wird die Fahrrad-Premiumroute für Bremen deutlich teurer

    Der Bund kommt nicht für die die Mehrkosten der Bremer Fahrrad-Premiumroute auf. Bremen muss diese jetzt selbst tragen: statt 400.000 gut 3 Millionen Euro.

Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 31. Mai 2023, 14:15 Uhr