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Beuteltier auf Irrwegen: Wo steckt das entlaufene Känguru aus Hemmoor?

Ein Känguru steht auf einer Landstraße.

Beuteltier auf Irrwegen: Wo steckt das entlaufene Känguru aus Hemmoor?

Bild: Non-Stop-News

Seit Wochen ist ein ausgebüxtes Känguru im Landkreis Cuxhaven unterwegs. Warum das Tier trotz vieler Gefahren gute Überlebenschancen hat – und im Notfall Erdnussbutter hilft.

Wo hält sich das Tier denn mittlerweile auf?

Ganz genau kann man das nicht sagen. Erstmals gemeldet wurde der Polizei das Känguru Ende Juli. Zu der Zeit hoppelte es durch Osten, eine Gemeinde bei Hemmoor im Landkreis Cuxhaven. Auf einem Video ist sogar zu sehen, wie das Känguru eine Landstraße zwischen Schüttdamm und Isensee entlang rast. Und Fotos eines Anwohners zeigen, wie der Ausreißer in aller Seelenruhe in einem Vorgarten hockt. Demnach handelt es sich um ein Bennettkänguru, dessen Schulterhöhe knapp 60 Zentimeter misst.

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Eingefangen wurde es noch nicht, sagt Stephan Hertz, Sprecher der Cuxhavener Polizei: "Man muss also davon ausgehen, dass es noch in freier Wildbahn unterwegs ist." Nach Informationen der Polizei Cuxhaven soll das Tier vor Kurzem in Bremervörde gesehen worden sein – also rund 30 Kilometer von Hemmoor entfernt. Allerdings gibt es bislang keine Fotos oder Videos, die die Sichtung belegen.

Ist inzwischen bekannt, woher das Känguru kommt?

Nein, da tappt die Polizei weiterhin im Dunkeln. Vermisst gemeldet wurde das Tier immer noch nicht. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass es einer Privatperson gehört und einfach ausgebüxt ist. "Wenn eine offizielle Einrichtung oder ein Zoo eines seiner Kängurus vermissen würde, hätten die sich vermutlich bereits gemeldet. Die mediale Berichterstattung war ja auch wirklich sehr umfangreich", sagt Hertz. Dem Halter oder der Halterin droht jedenfalls keine Strafe. Kängurus sind hierzulande nicht einmal meldepflichtig, es muss allerdings eine artgerechte Unterbringung gewährleistet sein.

Das Känguru stellt die Polizei Cuxhaven vor eine vollkommen neue Herausforderung. Denn dass die Beamten wegen ausgebüxter Tiere ausrücken, kommt zwar schon häufiger vor. Meistens handelt es sich aber um vermisste Rinder, Schweine oder Schafe, sprich: heimische Nutztiere, erzählt Hertz: "Wir hatten auch schon mal einen Pfau, der frei herumgelaufen ist, auch Schildkröten, eine Schlange oder einen Leguan." Ein Känguru war bislang aber noch nicht darunter.

Sucht die Polizei denn noch nach dem Tier?

Fabrizio Sepe, Inhaber und Geschäftsführer vom Serengeti-Park, steht vor einer Gruppe von Breitmaulnashörnern und Watussi-Rindern.
Fabrizio Sepe ist alleiniger Inhaber und Geschäftsführer des Serengeti-Parks. Bild: dpa | Philipp Schulze

Nach den ersten Meldungen ist die Polizei schon Streife gefahren und hat Tierauffangstationen und Zoos abgeklappert. Mittlerweile gibt es aber für die Beamten keinen Grund mehr, aktiv nach dem Tier zu suchen. Denn weder wird es vermisst noch handelt es sich um ein verbotenes oder meldepflichtiges Tier. Zudem ist das Känguru vollkommen ungefährlich – sowohl für Menschen als auch für andere Tiere. "Es wird niemals jemanden angreifen", betont Hertz.

Sollte die Suche aber doch wieder fortgesetzt werden, hilft das passende Lockmittel – und zwar Erdnussbutter. "Das ist für die wirklich das Leckerli schlechthin", sagt Fabrizio Sepe, Chef vom Serengeti-Park in Hodenhagen.

Das lockt die so sehr wie bei mir nur richtig saftige, tolle Mozzarella.

Fabrizio Sepe, Chef vom Serengeti-Park in Hodenhagen.

Und Sepe muss es wissen. Denn vor zwölf Jahren sind ihm selbst in seinem Park zwei Bennettkängurus abgehauen. Tag und Nacht machten er und sein Chef-Tierpfleger sich auf die Suche. "Aus Australien haben wir dann den Tipp bekommen, mit einem Handschuh etwas Erdnussbutter auf Höhe der Tiere an Bäume zu schmieren", erzählt Sepe. Doch erst vier Wochen, acht Zeckenbisse sowie zahlreiche Fehlalarme später gelang es ihm, die Ausreißer mit einer Falle zu schnappen.

Wie lange kann das Känguru bei uns in freier Wildbahn überleben?

Allgemein stehen die Überlebenschancen ganz gut – vorausgesetzt, das Känguru sucht sich ein gutes Revier, in dem es sich verstecken kann und ausreichend Blätter und Gras zum Futtern hat. Ist das der Fall, könnte das Beuteltier bis weit in den Winter hinein überleben, vermutet Sepe.

Selbst Minustemperaturen kann diese Känguru-Art wirklich sehr gut ab.

Fabrizio Sepe, Chef vom Serengeti-Park in Hodenhagen.

Wichtig ist aber, dass sich das Känguru von Straßen fernhält, sagt der Serengeti-Chef: "In Australien werden die meisten Kängurus nachts von Lkw oder Autos erfasst." Aber auch Wölfe und Tümpel, in die der eher schlechte Schwimmer hineinfallen könnte, schätzt Sepe als die momentan größte Gefahren für das Tier ein.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man dem Känguru begegnet?

Ein Bennetkänguru und sein Jungtier stehen voreinander.
Ausgewachsene Bennett-Kängurus sind zwischen 90 und 100 Zentimeter groß und wiegen zwischen 14 und 19 Kilogramm. Bild: Imago | Zoonar

Die Wahrscheinlichkeit, dass man dem Beuteltier über den Weg läuft, ist eher gering. Denn Kängurus sind Fluchttiere, die sich bei jedem noch so leisen Geräusch erschrecken und instinktiv erst einmal weglaufen. Sollte das Känguru aber aus einer privaten Haltung stammen, könnte es weniger scheu sein, sagt Sepe. "Wenn der Halter sich das Känguru wie eine Katze oder einen Hund gehalten hat, ist es vielleicht zutraulicher", betont der Serengeti-Chef.

Falls man dem Känguru aber wirklich einmal gegenübersteht, sollte man vor allem eins tun: die Ruhe bewahren und auf keinen Fall versuchen, es einzufangen. Im schlimmsten Fall könnte sich das Tier bedroht fühlen und zum Angriff übergehen – was aber höchstens für Kinder gefährlich wäre. "Dann könnte das Känguru gegen die Brust des Kindes springen. Doch dann liegt das Kind vielleicht auf der Erde und weint ein bisschen. Mehr passiert aber nicht", sagt Sepe.

Am besten ist es, man filmt oder fotografiert das Beuteltier mit dem Smartphone und zieht sich zurück. Danach verständigt man die Polizei und gibt seinen Standort durch.

Sollte das Känguru doch noch eingefangen werden, wo kommt es dann hin?

Das hängt davon ab, ob sich in dem Fall doch noch die Besitzerin oder der Besitzer meldet. Sollte das nicht geschehen, könnte das Känguru in Hodenhagen unterkommen. "Wir haben im letzten Jahr ein Australien-Areal geschaffen mit Wasserbüffeln, Emus und Schweinshirschen aus Australien", erzählt Parkchef Sepe.

Bei uns gibt es eine neue ganz, ganz große Känguru-Anlage, in dem viele Bennetts herumlaufen. Dort wäre auf jeden Fall ein Platz frei.

Fabrizio Sepe, Chef vom Serengeti-Park in Hodenhagen.

Entlaufenes Känguru hüpft seit Tagen durch Hemmoor im Kreis Cuxhaven

Bild: dpa | Newscom | Rafael Ben-Ari / Chameleons Eye

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntag aus Bremerhaven, 11. August 2024, 11:40 Uhr