Meinungsmelder
Viele Meinungsmelder fühlen sich in Bus und Bahn nicht sicher
Fast jeder zweite Meinungsmelder von Radio Bremen fühlt sich in Bus und Bahn unsicher. Auch der Nutzen des Deutschland-Tickets ist unter den Befragten umstritten.
Die Meinungsmelder von Radio Bremen bewerten den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Durchschnitt mit der Schulnote 3. Etwas besser schneidet der ÖPNV bei den Befragten ab, die ihn regelmäßig nutzen: 2,7. Schlechter beurteilen ihn hingegen die Befragten, die ihn nicht nutzen – sie bewerten den ÖPNV durchschnittlich mit einer 3,4.
Signifikant ist der Unterschied zwischen Menschen aus dem Land Bremen und aus dem niedersächsischen Umland: Eine 3 geben die Bremer Meinungsmelder im Durchschnitt, eine 4 die aus Niedersachsen. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ.
Häufigere Abfahrten und günstigere Fahrkarten
Wie die Durchschnittsnote bereits andeutet, sehen die Meinungsmelder beim ÖPNV noch Potenzial für Verbesserungen. 24 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen sich einen Ausbau des Netzes. "Bremen erreicht grundsätzlich wenige Bereiche, die besser abgedeckt sind als 'befriedigend'", moniert ein 23-jähriger Meinungsmelder aus der Östlichen Vorstadt in Bremen.
18 Prozent der Befragten wünschen sich zudem häufigere Abfahrten. "Am Abend wird zu wenig gefahren, musste deshalb 15 Minuten auf den nächsten Bus warten", bemängelt ein 27-Jähriger aus Findorff. Laut 17 Prozent der Teilnehmer sollten zudem die Fahrkarten günstiger werden.
13 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Sicherheit im ÖPNV. Hierbei handelt es sich um ein Thema, das bei den unterschiedlichen Fragen in zahlreichen Kommentaren angesprochen wurde.
42 Prozent bemängeln die Sicherheit im Bremer ÖPNV
Bei der Frage nach der Sicherheit im ÖPNV gaben insgesamt 36 Prozent der Meinungsmelder an, dass sie sich diesbezüglich eher wenige Sorgen machen. 42 Prozent der Befragten teilten hingegen mit, dass sie sich im ÖPNV eher unsicher fühlen.
Angstraum, besonders für Mädchen und Frauen. Ich fahre im Dunkeln nicht mehr. Für meine Tochter haben wir die nächstgelegene weiterführende Schule gewählt. Sie hat Angst mit der Bahn zu fahren wegen asozialen Menschen und Obdachlosen, die hinten drin liegen und sich in die Hose gemacht haben und sie umarmen wollen.
Eine 34-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Huchting
Fahren Sie mal abends über den Hauptbahnhof. Insbesondere, wenn Sie von einer Veranstaltung kommen. Da hatte ich richtig Angst. Das mache ich nie wieder.
Eine 66-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Oberneuland
Die Befragung hat zugleich gezeigt, dass es bei der Beurteilung der Sicherheit in der Gruppe der Meinungsmelder zwischen Männern und Frauen keinen signifikanten Unterschied gibt. Das Sicherheitsgefühl wird nicht nur durch den jeweiligen Ort (z.B. den Bremer Hauptbahnhof), sondern auch durch die jeweilige Tageszeit und die Anwesenheit anderer Personengruppen beeinflusst, wie einige Meinungsmelder erläuterten.
Fühle mich besonders in der Straßenbahn Linie 1 sehr unwohl – besonders in den Abendstunden.
Ein 71-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Hemelingen
Es wird immer schlimmer. Ich fahre seit Jahren sehr oft und viel mit dem ÖPVN, aber seit einigen Monaten passiert es öfter, dass ich aussteige und lieber zu Fuß gehe. Selbst, wenn es regnet. Ich kann dem Gepöbel, der Lautstärke und der offen gezeigten Missachtung schlicht nichts entgegensetzen. Ich sage es, wie es ist: Ich habe oft Angst vor einer Eskalation der Gewalt dort in dem engen Raum.
Eine 57-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Findorff
Abhilfe durch mehr Personal und Videoüberwachung?
Befragt wurden die Meinungsmelder auch nach Möglichkeiten, um die Sicherheit im ÖPNV zu erhöhen. Hier waren Mehrfachnennungen möglich. 67 Prozent der Teilnehmer erachten eine erhöhte Personalpräsenz als probates Mittel. "Mehr Sicherheitskräfte nach 20 Uhr in Bahnen und Bussen", fordert unter anderem ein 66-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Obervieland.
59 Prozent der Meinungsmelder denken, dass Videoüberwachung für mehr Sicherheit im ÖPNV sorgen würde. 50 Prozent von ihnen setzen auf verstärkte Kontrollen in Bussen und Bahnen.
Uneinigkeit beim Deutschland-Ticket
Am 1. Mai ist das Deutschland-Ticket gestartet. Wer es kauft, kann für 49 Euro einen Monat lang bundesweit den ÖPNV nutzen. Bei der Frage, inwieweit das Ticket zur Verkwehrswende beitragen wird, sind die Meinungsmelder gespalten.
Auf einer Skala von 0 bis 10 beurteilen dies 40 Prozent der Befragten lediglich mit einem Wert zwischen 0 und 4. Sie sind der Auffassung, dass das Deutschland-Ticket keinen oder nur einen kleinen Beitrag zur Verkehrswende leisten wird. "49 Euro sind weiterhin utopisch", gibt eine 46-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Blumenthal zu bedenken.
43 Prozent der Meinungsmelder wählten wiederum einen Wert zwischen 6 und 10. Ihrer Auffassung nach ist der Beitrag des Deutschland-Tickets zur Verkehrswende eher groß. "Es erleichtert den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV. Ich überlege mir ernsthaft, mein Auto abzuschaffen. Wegen der Klimakrise und den Kosten", berichtet ein 70-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Burglesum.
Der ÖPNV punktet beim Umweltschutz
Wenngleich das Deutschland-Ticket mit Blick auf auf die Verkehrswende noch nicht alle überzeugt, ist der Umweltschutz aus Sicht der Meinungsmelder der größte Vorteil des ÖPNV. Am zweitwichtigsten wird die durch den ÖPNV gewährleistete Erreichbarkeit eingeschätzt. Es folgen die Bequemlichkeit und der Kostenfaktor.
Erreichen der Klimaziele besitzt hohe Priorität
Einig sind sich die Meinungsmelder beim Thema Klimaziele: Die CO2-Emissionen seit 1990 bis 2030 zu halbieren, finden 55 Prozent der Befragten "sehr dringend" und 27 Prozent "eher dringend". Auch für die Reduzierung der Luftschadstoffe gibt es eine deutliche Mehrheit. 51 Prozent der Befragten stufen dieses Ziel als "sehr dringend" ein. Für 27 Prozent von ihnen ist dies "eher dringend".
Ähnlich schaut es beim Ziel aus, den Autoverkehr zu verringern und stattdessen mehr auf Bus, Bahn, das Fahrrad oder Wege zu Fuß zu setzen. Als "sehr dringend" sehen dies 41 Prozent der Meinungsmelder an. Für weitere 18 Prozent ist es "eher dringend".
Mehrheitlich, aber vergleichweise dennoch etwas weniger wichtig wird derweil die Reduzierung des Verkehrslärms bewertet. Für 28 Prozent der Befragten ist dies "sehr dringend". 27 Prozent von ihnen gewichten dieses Ziel als "eher dringend".
Mehrheit findet batteriebetriebene Busse gut
Für die klimaneutrale Verkehrswende fahren seit März 2022 bereits die ersten Elektrobusse der BSAG durch Bremen. Bis zum Jahresbeginn 2025 sollen es insgesamt 50 sein. 59 Prozent der Meinungsmelder begrüßen den batteriebetriebenen Busverkehr. 15 Prozent der Befragten lehnen diesen wiederum ab. Als "absolute Umweltsünde mit Verlagerung der Probleme in andere Regionen und Länder" bezeichnet ein 69-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Obervieland die Elektrobusse.
Bepflanzte Dächer von Haltestellen
Die BSAG plant zudem, dass alsbald die Dächer von Haltestellen mit Pflanzflächen ausgestattet werden. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten dies 27 Prozent der Befragten mit einer 10. Für sie ist dieser Schritt also "sehr sinnvoll". Mindestens mit einer 6 bewerten dies 62 Prozent der Teilnehmer.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 4. September 2023, 9:10 Uhr