Fragen & Antworten
Gelingt der BSAG tatsächlich der 7,5-Minuten-Takt?
Die BSAG sagt, für das zusätzliche Angebot brauche es nicht mehr Personal oder Fahrzeuge. Der Betriebsrat sieht die Pläne kritisch, auch ein Verkehrsexperte ist skeptisch.
Was hat es mit der Taktverdichtung auf sich?
Der Bremer Senat hat am Dienstag "die Fortführung und Finanzierung der Angebotsoffensive Stufe 1 für den öffentlichen Personennahverkehr" beschlossen, so beschreibt es der Senat selbst. Dahinter verbirgt sich unter anderem der Plan, dass Straßenbahnen und Busse zwischen den Hauptverkehrszeiten und sonntagnachmittags öfter fahren: Spätestens ab April 2025 sollen Fahrgäste dann alle 7,5 Minuten in einen Bus oder eine Straßenbahn steigen können.
Konkret verdichtet sich sowohl vormittags und am frühen Nachmittag der Takt zum Beispiel auf den Straßenbahnlinien 1,4 und 6 sowie auf den Buslinien 24, 25, 26 und 27. Daneben sollen auch die Linien 63S und der Nachtbus N8 in Bremen-Nord und Schwanewede öfter fahren, die Linie 24 wird zudem an Wochenenden das Lankenauer Höft ansteuern. Kosten sollen die Maßnahmen in den kommenden beiden Jahren insgesamt rund 3,4 Millionen Euro.
Braucht die BSAG nun mehr Personal und mehr Fahrzeuge?
Laut BSAG-Sprecher Andreas Holling ist die Ausweitung des Angebots sowohl mit den Personalkapazitäten als auch von der Flotte her machbar. "Sonst hätten wir das gar nicht mit der Politik diskutiert", so Holling. Zusätzliches Personal oder zusätzliche Fahrzeuge müssen demzufolge nicht organisiert werden.
Wie will die BSAG die Ausweitung des Ausgebots dann stemmen?
Auf die höhere Taktung und die teils veränderte Streckenführung muss sich die BSAG nun vorbereiten, vor allen Dingen an zwei Stellen. Zum einen müssen die Dienstpläne angepasst werden: "Das braucht viel Vorlaufzeit, weil das sehr komplex ist. Wir fangen damit schon jetzt frühzeitig an", erklärt Holling. Zum anderen müssen die Fahrerinnen und Fahrer angemessen geschult werden. Das heißt: Es wird ein paar Streckenleerfahrten geben, wo das Personal die Strecke kennenlernt. Auch das werde nun organisiert.
Welche Reaktionen gibt es auf die Pläne?
Der Betriebsrat der BSAG sieht die neue Taktung kritisch: Für den Vorsitzenden Michael Rüdiger ist der Plan eine "gewagte Nummer". Zwar wünsche sich die Belegschaft, dass die BSAG weiterentwickelt werde, dafür ist aus Rüdigers Sicht aber mehr Personal erforderlich. Schon jetzt sorge die Überlastung der Bus- und Bahnfahrer dafür, dass das Personal sehr schnell und oft wechsele. Auch der Krankenstand sei sehr hoch.
Auch Carsten-Wilm Müller, ehemaliger Professor für Verkehrswesen und Städtebau an der Hochschule Bremen, ist skeptisch, ob der BSAG-Plan ohne mehr Personal und Fahrzeuge klappen kann. "Ein gewisses Potential ist sicherlich da, wenn man den Dienstplan umstrukturiert, aber das hat alles Grenzen", so der Verkehrsexperte. Wenn es wirklich solche Ressourcen gebe, dann könne man sich natürlich die Frage stellen, wieso diese nicht schon vorher genutzt wurden. "Außerdem braucht man immer gewisse Reserven, weil sonst alles sehr anfällig für Störungen wird."
Der Fahrgastverband Pro Bahn Bremen-Niedersachsen sieht es nicht ganz so unrealistisch, dass eine Umstellung des Fahrplans möglich ist – schlussendlich beurteilen könne man das aber erst, wenn der neue Fahrplan bekannt ist, heißt es vom Vorsitzenden Malte Diehl. "Man kann aber schon absehen, dass es dann weniger Puffer geben wird und die Busse und Bahnen dann vielleicht unzuverlässiger fahren werden."
Wie viele Fahrgäste könnten durch ein Mehr-Angebot auf den ÖPNV umsteigen?
Ob es durch den Ausbau des Angebots tatsächlich mehr Fahrgäste gibt, müsse man abwarten, sagt BSAG-Sprecher Holling. Nach der Corona-Zeit habe die BSAG sowieso schon mehr Fahrgäste als vorher – und mehr Menschen seien zu den Zeiten unterwegs, wo früher eher wenig los war. Von daher sei die Takterhöhung nicht nur ein zusätzliches Angebot, sondern trage eher den veränderten Bedürfnissen und Anfragen der Fahrgäste Rechnung – die sich dann vielleicht einfach gleichmäßiger auf die Fahrten verteilen.
Laut Verkehrsexperte Müller kann sich die Zahl der Fahrgäste tatsächlich erhöhen. "Man kann aber nicht genau sagen, wie viele zusätzliche Fahrgäste es bringt. Und bis ein verändertes Angebot wirklich wirkt, kann es länger als ein Jahr dauern." Auf mehr Fahrgäste hofft auch Pro Bahn: "Das Angebot ist ja der wichtigste Faktor, um Menschen vom ÖPNV zu überzeugen. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, dass manche Menschen umsteigen werden", so der Vorsitzende Malte Diehl.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 2. Juli 2024, 17 Uhr