Wie die Schafe an der Unterweser besser vor Wölfen geschützt werden
Rund um Bremerhaven und Cuxhaven kommt es immer wieder zu Wolfsangriffen. Um die Deichschafe besser zu schützen, wurden in in einem Pilotprojekt besondere Vorkehrungen getroffen.
Landauf, landab toben seit Langem hitzige Diskussionen darüber, wie viel Raum der Wolf bekommen soll – und ob er nicht doch ins Jagdrecht gehört. Auch an der Küste gibt es immer wieder Probleme mit dem Raubtier. Allein im vergangenen Jahr kam es in der Region um Bremerhaven und Cuxhaven zu rund 50 Wolfsangriffen, bei denen vor allem Schafe gerissen wurden.
Pilotprojekt soll Schafe besser schützen
In der Osterstader Marsch soll ein Pilotprojekt des Landes und vom Deichverband den Tieren besseren Schutz bieten. Dafür ist der Herdenschutzzaun an der Unterweser auf einer Länge von 30 Kilometern verstärkt worden: Die Zäune wurden verankert, auf 1,60 Meter erhöht und mit Stromleitungen ausgerüstet. Seit einigen Monaten sind auch Herdenschutzhunde im Einsatz. Eine halbe Million Euro hat das Projekt bislang gekostet.
Trotz aller Maßnahmen bleibt es aber eine Herausforderung, die Schafe auf dem Deich zu schützen. Genau das sei aber dringend notwendig, sagt der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne), schließlich treten die Nutztiere den Deich fest und sorgen somit für Küstenschutz. "Einen hundertprozentigen Schutz hat man nie, aber man mindert damit die Attacken", so Meyer.
Schutz der Schafe nur auf wenigen Gebieten?
Doch auch wenn die Schafe wichtig sind für die Deichpflege – sie auf der ganzen Linie so aufwendig zu schützen, da kommen selbst dem Umweltminister Zweifel. Meyer plädiert vielmehr dafür, den Schutz der Schafe auf dem Deich auf einige Gebiete zu konzentrieren. Und zwar dort, wo wenig Betrieb ist und die Tiere überwiegend alleine sind. "Mit Binnendeichen sind es über 1.000 Kilometer, die wir in Niedersachsen aufgrund der Klimakrise um einen Meter aufstocken müssen", betont Meyer.
Das ist eine Verantwortung, die wir für die gesamte Bundesrepublik übernehmen. Deswegen fordern wir vom Bund sowohl wegen der Wölfe als auch für den Küstenschutz mehr Unterstützung.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne)
In dem Pilotprojekt, das noch zwei Jahre läuft, sollen die besten Schutzvorkehrungen getestet werden. Viel Arbeit bleibt bei Deichschäfer René Krüger hängen – und letztlich auch nicht unerhebliche Kosten: "Tierarztkosten, Futterkosten der Hunde, Unterhaltung der Zäune – all das steht in keinem Verhältnis", sagt Krüger. Zudem erhält der Deichschäfer wöchentlich Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern, die sich nachts vom Bellen der Herdenschutzhunde gestört fühlen.
Immer wieder kommt es laut Deichverband zu Vandalismus in dem Bereich des Pilotprojekts. Schilder würden beschmiert, Zäune beschädigt, sagt Verbandsgeschäftsführer Thomas Ströer: "Da müssen wir dann auch gucken, wie lange wir das aushalten können."
Nachteile für den Tourismus?
Mancher Spaziergänger fühlt sich offenbar in seinen Freiheiten beschnitten, weil er den Deich nicht mehr nach Lust und Laune betreten dürfe. Andere befürchteten Nachteile für den Tourismus, sagt Katy Müller vom Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände: "Wir erleben es quasi täglich, dass Sabotage stattfindet, dass Kabel durchgeschnitten werden."
Allerdings habe es in dem Bereich des Projektes seit 2019 nur einen Wolfsriss gegeben. Und dieser sei vermutlich auf eine Schwachstelle im Zaun zurückzuführen, so das Umweltministerium.
Geht es nach den Jägern, soll der Wolf zum Abschuss freigegeben werden. Umweltminister Meyer kann sich das in Ausnahmefällen vorstellen – und zwar dort, wo es Schafsrisse gegeben hat. Dazu müssten aber Gesetze geändert werden. "Nicht, um den Wolf auszurotten", betont Meyer.
Wir wollen einen Ausgleich haben für Wölfe und Weidetiere. Beide gehören nach Niedersachsen.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne)
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, der Morgen, 25. August 2023, 6:20 Uhr