Studierende lassen Museumsschiff "Seefalke" in Comics wieder aufleben

Der ehemaliger Bergungsschlepper "Seefalke" im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven
Die "Seefalke" am DSM. Bild: DSM | Annica Müllenberg

Ein Semester haben Studierende der Hochschule Bremerhaven recherchiert und Comics produziert. Ihre historischen Storys sind nun an Bord des Schleppers im Alten Hafen zu sehen.

Mehrere Personen stehen unter Deck eines Schiffes und betrachten ein Poster.
Ausstellung am Schauplatz: Die Comics sind auf der "Seefalke" zu sehen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Ein hundert Jahre altes Schiff im Hafen, coole Comics, ein Museum: Was haben alle diese Dinge miteinander zu tun? Auf den ersten Blick: gar nichts. Aber das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) bringt es fertig, aus diesen Zutaten eine Ausstellung auf die Beine zu stellen: über ein altes Schiff – in einem alten Schiff.

Genauer gesagt: in einem der Museumsschiffe im Alten Hafen von Bremerhaven. Es geht um die "Seefalke" und welche entscheidende Rolle Studierende der Hochschule Bremerhaven dabei spielen.

Unter Deck eines Schiffwes stehen mehrere Personen und betrachten ein Poster.
Bremerhavener Studierende haben ein Semester zur "Seefalke" gearbeitet. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Wie wohl die meisten Hundertjährigen hat die "Seefalke" in ihrem langen Leben viel erlebt: als Hochsee-Bergungsschlepper ihren Dienst erfüllt – bis sie im Krieg bei einem Luftangriff im Kieler Hafen sank und selbst geborgen werden musste. Später kam sie in den Museumshafen des DSM. Was sich dort nun zutrug – eine echte Vernissage an Bord, in den Räumen auf und unter Deck – das dürfte aber neu sein.

Studierende recherchieren am DSM

Studierende der Digitalen Medienproduktion an der Hochschule Bremerhaven haben sich ein Semester lang mit der "Seefalke" beschäftigt und dafür im DSM recherchiert. Von den Erkenntnissen ließen sie sich zu Comics, neudeutsch: Graphic Novels, anregen. Eine Geschichte, die Hauptfiguren und ein Cover mussten sie entwerfen.

Eine Frau steht unter Deck und blickt in die Kamera.
Anne Güpner erzählt eine Geschichte mit weiblichen Hauptrollen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Die 13 Arbeiten wurden auf große Poster gedruckt und werden jetzt, im Schiff verteilt, gezeigt – von oben im Funkhaus bis unten im Maschinenraum. Neben Rohren und Leitungen hängt dort das Poster von Studentin Anne Güpner. Ihre Geschichte beginnt, als das Schiff nach dem Krieg aus dem Hafenbecken geholt und an einen anderen Ort versetzt wurde.

Weil man ja generell nicht so viel darüber weiß, was Frauen in der Geschichte getan haben, habe ich mir ausgedacht, dass Frauen dieses Schiff versetzt haben – und man deshalb nicht viel weiß, warum dieses Schiff dann doch überlebt hat und nicht verschüttet worden ist.

Anne Güpner, Studentin an der Hochschule Bremerhaven

Comic-Heldinnen im Gewand der 1950er Jahre

Eine Frau steht unter Deck eines Schiffes neben einem Poster.
Lena Oetjen bezieht Funkerin Marita Westphal-Blome in ihre Geschichte ein. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Die Frauen hat es in Wahrheit nie gegeben, aber darauf kommt es hier nicht an. Sie tragen Kleidung und Handtaschen, wie es um 1950 modern war. Die Zeichnungen sind in kühlen Pastelltönen auf sepiafarbenem Grund gehalten. Eine völlig andere Geschichte erzählt Lena Oetjen. Für sie muss man ganz nach oben zur Funkerkabine klettern.

"Morsezeichen aus dem Jenseits – Das Geheimnis der Funkerin" handelt von der Funkerin, eins von drei Geistern, die früher schon auf dem Schiff waren und dann einfach darunter wohnen geblieben sind.

Lena Oetjen, Studentin an der Hochschule Bremerhaven

Funkerin freut sich über Comic-Auftritt

Eine Frau steht unter Deck und blickt in die Kamera.
Marita Westphal-Blome ist begeistert von den Studierenden. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Ein Geist sieht aus wie Marita Westphal-Blome, und das ist kein Zufall. Sie betreut als Funkerin ehrenamtlich die Anlage an Bord. In einem rotweißen Ringeloberteil – genau wie ein weiblicher Geist auf dem Poster – sitzt sie in ihrer Kabine. Sie ist begeistert vom Interesse der Studierenden am Schiff und an ihrer Arbeit – und von ihrem Ideenreichtum.

Im ersten Moment denke ich: Ach du meine Güte! Als Comicfigur bin ich noch nirgends aufgetreten. Ich denke, meine Güte, das in meinem hohen Alter auch noch zu erleben – das ist schon fantastisch.

Marita Westphal-Blome, Funkerin auf der "Seefalke"

Außerdem gibt es unter anderem noch einen Maschinisten, einen Opa, der seinem Enkel Seemannsgarn erzählt und einen Bordhund – alle bevölkern jetzt dank der Phantasie der Comickünstler die "Seefalke" im Bremerhavener Museumshafen. Wenn man will, kann man sie dort besuchen – noch bis zum 30. Oktober.

So wird aus einem einfachen Foto eine Comic-Geschichte

Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Catharina Spethmann
    Catharina Spethmann

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 30. Juni 2024, 10:40 Uhr