Ausbildung oder Studium: Was lohnt sich mehr?

Ein Lehrling bei der Arbeit in einem Industriebetrieb (Symbolbild)
Bild: dpa | Monkey Business 2/Shotshop

Studieren lohnt sich, heißt es auch in Bremen. So unterscheiden sich die Verdienstmöglichkeiten zwischen Ausbildung und Studium.

Wer seinen Schulabschluss macht, steht vor der Frage, ob es nun mit einem Studium oder einer Ausbildung weitergeht. Eine Entscheidung, die das zukünftige Berufsleben nachhaltig beeinflussen kann und gut überlegt sein sollte. Ein Kriterium für die Entscheidung kann die Frage nach der Bezahlung sein. Wir haben zwei Bremer Experten zu dem Thema befragt und gehen der Frage nach, was sich eigentlich mehr lohnt: Ausbildung oder ein Studium?

Stimmt es, dass sich ein Studium finanziell mehr lohnt als eine Ausbildung?

"Ein Studium wirkt sich pauschal gesagt nach wie vor positiv auf das Lebensentgelt aus", sagt André Holtrup, Forschungsleiter am "Institut Arbeit und Wirtschaft" der Universität Bremen. Mit Lebensentgelt ist der gesamte Bruttoverdienst über die Erwerbslaufbahn gemeint. Laut einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden Stellen für Fachkräfte mit einer Ausbildung durchschnittlich mit 1,7 Millionen Euro vergütet.

Stellen für Experten – also Personen mit einem Hochschulabschluss – bringen hingegen durchschnittlich 2,69 Millionen Euro ein. Wobei Masterabsolventen ein höheres Einstiegsgehalt haben als Bachelorabsolventen und sich der Einkommensunterschied im Verlauf der Karriere noch weiter vertieft. Die Differenz zwischen Experten und Fachkräften wird deutlich kleiner, wenn letztere noch Zusatzqualifikationen wie beispielsweise einen Meistertitel erlangen. Sie zählen dann als Spezialisten.

Jobs für Spezialisten werden im Schnitt mit 2,36 Millionen entlohnt. Durchschnittlich verdienen Experten also mehr als Spezialisten. "Ich rate dennoch dazu, sich die Branche anzugucken. Eine Ausbildung in der Industrie kann beispielsweise mehr einbringen, als ein Studium im Bereich Tourismuswirtschaft", sagt Holtrup.

In welchen Branchen verdient man denn besonders gut oder besonders schlecht?

"Im Bereich Industrie, Finanzdienstleistung und naturwissenschaftlichen Berufen verdient man besonders gut", sagt Holtrup. Ein Blick in den Bericht des IAB bestätigt dies: Wer als Spezialist in einem naturwissenschaftlichen Beruf oder in der IT angestellt ist, kommt auf ein durchschnittliches Lebensentgelt von 2,69 Millionen Euro. In immerhin 19 der 36 untersuchten Berufsgruppen bringen Stellen als Experte weniger Geld ein. "Reinigungsberufe, Gastronomie und Touristik laufen weniger gut und befinden sich immer am unteren Ende der Skala", sagt Holtrup.

Expertenjobs in diesen Bereichen werden durchschnittlich mit nur 1,64 Millionen bezahlt. Im Vergleich dazu kann man mit einer Ausbildung und gegebenenfalls mit einer Fortbildung deutlich mehr verdienen: In 29 der Berufsgruppen werden Spezialistenjobs besser bezahlt und in 13 Berufsgruppen werden auch Stellen für Fachkräfte besser entlohnt.

In welchen Branchen lohnt sich eine Berufsausbildung mehr als ein Studium?

"Es gibt auch Bereiche, wo man mit Studium nicht so viel verdient wie jemand mit einer Techniker- oder Meisterfortbildung", sagt Oliver Blazetta. Er ist Studien- und Berufsberater bei der Jugendberufsagentur Bremen. Laut dem IAB verdienen Spezialisten beispielsweise in Verkehrs- und Logistikberufen sowie in der Lebensmittelherstellung etwas mehr als Experten im selben Bereich.

Auch in den darstellenden und unterhaltenden Berufen werden Spezialisten etwas besser entlohnt. Das liegt laut dem Bericht vermutlich daran, dass die formale Qualifikation in diesen Branchen nicht so entscheidend ist. "Grundsätzlich ist es aber schon so, dass Experten in den meisten Branchen am besten verdienen", sagt Blazetta.

Beeinflussen Studiendauer, Bafög und Studienkredite das Lebensentgelt wesentlich?

"Schulden durch Bafög oder Studienkredite tun richtig weh, wenn man mit dem Studium fertig ist, aber im Vergleich zum Lebensentgelt sind das kleine Summen", sagt André Holtrup. Oliver Blazetta macht aber darauf aufmerksam, dass Studierende erst später ins Berufsleben einsteigen: "Ein Vorteil bei einer Ausbildung: Junge Menschen beziehen frühzeitig eine Vergütung. Im Bachelorstudium bekommt man in der Regel kein Geld."

Wer noch einen Master macht, muss außerdem noch zwei weitere Jahre auf ein Einkommen verzichten. "Vielen gelingt es häufig erst zum Ende ihres Arbeitslebens, diese Lücke zu schließen, da nach einem Studium gegebenenfalls noch Schulden wegen Bafög oder Studienkrediten vorhanden sind", so Oliver Blazetta.

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Bild: Radio Bremen

Autor

  • Lukas Scharfenberger

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. Oktober 2024, 19.30 Uhr