Interview

Wie Influencerin Jolina Mennen den Angriff im Bremer Viertel erlebte

Die YouTuberin, Influencerin und Bloggerin Jolina Mennen zeigt ihre Tätowierungen.

Wie Influencerin Jolina Mennen den Angriff im Bremer Viertel erlebte

Bild: dpa | dts-Agentur

Die Transfrau wurde in einem Lokal mit einem Messer attackiert. Am Internationalen Tag gegen Homophobie hat Mennen mit Bremen Zwei über den Vorfall, Anfeindungen und Zivilcourage gesprochen.

Frau Mennen, was ist genau ist bei dem Vorfall passiert?

Ich war mit Freunden unterwegs, wir haben uns einen tollen Abend gemacht und in den Mai hineingefeiert. Als es in die späteren Stunden ging, war auf einmal mein Handy weg. Wir haben uns dann auf die Suche gemacht und ich war der festen Überzeugung, ich wüsste, wer es geklaut hat.

Dafür habe ich dann mehrere Leute beschuldigt. Es hat sich aber herausgestellt, dass es die falschen waren. Und die haben mich dann dafür beleidigt, wer ich bin und wofür ich stehe, weil die mich aus dem Dschungelcamp kannten. On top haben die dann noch ein Messer gezückt und gesagt, Transen seien hier nicht willkommen.

Wie geht es Ihnen nun? Leben Sie anders, denken Sie anders, fühlen Sie anders?

So traurig es klingt, aber die Beleidigung hat nicht wirklich was geändert. Seitdem ich vierzehn bin, werde ich zumindest online tagtäglich mit Anfeindungen konfrontiert. In meinem alltäglichen Leben passiert so etwas zwar eher selten, aber richtig geschockt hat es mich nicht. Ich finde es schade, aber im Endeffekt hat es mich nicht überrascht.

Sind das Einzelfälle oder sehen Sie die Gesellschaft als Problem?

Ich würde behaupten, dass der Kern der Gesellschaft das Herz auf jeden Fall am rechten Fleck hat. Aber natürlich gibt es immer wieder Leute, die sich verunsichern lassen von Leuten, die ihr Leben abseits der normalen Ideologie gestalten.

Transsein hat für mich nichts mit einer Entscheidung zu tun, sondern damit, mein Leben so zu leben, wie es sich richtig anfühlt. Ich tue damit niemandem weh, aber wenn ich damit andere Leute verunsichere, dann tut es mir leid — aber ändern wird sich das nicht.

Was möchten Sie Leuten sagen, die Zeuge von solchen Situationen werden, aber nicht reagieren?

Ich finde, dass Zivilcourage ganz wichtig ist, aber oberste Priorität sollte immer sein, dass man selber geschützt bleibt. Es bringt gar nichts, sich selbst zum Opfer zu machen. Aber manchmal präsent zu sein, den Täter anzusprechen oder andere potenzielle Helfer zu integrieren, kann viel bewirken. Ich würde aber niemanden in die Situation bringen wollen, etwas zu tun, womit man sich potenziell auch gefährden kann.

Wie wichtig ist der Tag gegen Homophobie für Sie?

Ich finde es unglaublich wichtig, dass das Thema großgemacht wird. Ich glaube einfach, dass ganz viele Leute von dieser Thematik in ihrem alltäglichen Leben – zum Glück – nicht beeinflusst sind. Dann aufzuzeigen und ein Bewusstsein zu schaffen, dass es auch andere Lebensrealitäten gibt, finde ich ganz, ganz wichtig.

(Das Interview führte Andree Pfitzner für Bremen Zwei, Helge Hommers hat es für butenunbinnen.de aufbereitet.)

Autor

  • Andree Pfitzner
    Andree Pfitzner

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, der Vormittag, 17. Mai 2024, 10:10 Uhr