Bundesweites Entsetzen nach Brandanschlag auf Synagoge in Oldenburg
Ein Unbekannter warf am Freitag mutmaßlich einen Brandsatz gegen die Tür des Gebäudes. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter warnt davor, Gewalt zu billigen.
Nach dem Brandanschlag hat der niedersächsische Antisemitismus-Beauftragte Gerhard Wegner die Tat scharf verurteilt. Er hatte die Synagoge kurz nach dem Anschlag am Freitag besucht.
Der Anschlag erinnere an schlimmste Zeiten in unserem Land, erklärte Wegner gegenüber der Evangelischen Presseagentur. Er warnte vor einer wachsenden Billigung von Gewalt und Terror, auch in Folge von Äußerungen aus der AfD. Das sei der Geist, der auch hinter solchen Anschlägen steckt, mahnte der Landesbeauftragte.
Gemeinde dankt für Anteilnahme
Am Samstagvormittag trafen sich mehrere Dutzend Gemeindemitglieder, um den ganzen Tag über Gottesdienste zu feiern. Das Leben gehe weiter, sagt die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Oldenburg, Claire Schaub-Moore. Der Anschlag habe sie entsetzt, aber nicht kalt erwischt. Als Jude müsse man leider immer mit so etwas rechnen, sagt die Vorsitzende. Die Gemeinde sei sehr erfreut über die vielen Solidaritätsschreiben und Anrufe. Bis tief in die Nacht hielten zudem 300 Menschen eine Mahnwache an der Synagoge.
Innenministerin Behrens kündigt hartes Vorgehen an
Zuvor hatten bereits Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) den Anschlag verurteilt. Behrens forderte eine zügige und konsequente Aufklärung. Der Rechtsstaat werde klare Kante zeigen, sagte die Innenministerin und ergänzte: Brandanschläge auf Synagogen seien absolut verwerflich.
Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) verurteilte die Tat als "feigen Angriff". Auch Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) reagierte bestürzt. Angriffe auf Synagogen seien Angriffe auf uns alle, dies werde man nicht hinnehmen, sagte Krogmann.
"Wir sind sehr erschrocken, dass so etwas auch in Oldenburg passiert", sagte Michael Stahl, 2. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg. Dennoch betonte er, dass man sich sicher fühle. "Wir werden uns in keiner Weise in unserem Betrieb einschränken lassen."
Wohl Brandsatz auf Tür geworfen
Vermutlich ein Einzeltäter hatte nach Angaben der Polizei am Freitagmittag einen Brandsatz auf die Tür der Synagoge geworfen. Sie wurde durch die Flammen beschädigt. Ein Zeuge hatte laut der Polizei gegen 13 Uhr die Flammen gesehen und konnte sie löschen.
Wir hatten Glück, es wurde schnell eingegriffen.
Jens Rodiek, Pressesprecher der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland
Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach dem oder den Unbekannten. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Der Anschlag wurde vermutlich gefilmt, die Synagoge ist videoüberwacht. Die Polizei hätte das Videomaterial gleich mitgenommen, sagt die Gemeindevorsitzende.
Die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Synagoge wurden laut Polizei nach dem Anschlag noch einmal erhöht, die Gemeinde werde rund um die Uhr geschützt.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 6. April 2024, 12 Uhr