Neuer BSAG-Betriebshof: Das ist Bremens moderne Straßenbahn-Werkstatt

Endstation Neuanfang: Ein Bremer Straßenbahn-Betriebshof ist wieder da

Bild: Radio Bremen / Martin von Minden

In Gröpelingen hat die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) nach rund viereinhalb Jahren Bauzeit eine neue Werkstatt und Abstellanlage für Straßenbahnen in Betrieb genommen. 

Anfang der Woche in Bremen-Gröpelingen. Leichte Aufregung macht sich breit. Wird alles so funktionieren wie geplant? Viele Jahre wurde auf diesen Moment hingearbeitet. Um 18:58 Uhr öffnet sich endlich das große Tor auf der Rückseite des Geländes und zum ersten Mal fährt eine Straßenbahn nach Fahrplan auf den neuen Betriebshof der BSAG. Die Bahn fährt einen großen Bogen um die Gebäude, passiert die noch leere Abstellanlage und rollt dann in die Werkstatthalle.

Hier bleiben wird die Bahn nicht. Sie wird nur technisch durchgesehen, mit frischem Sand für die Bremsen befüllt, innen gereinigt und darf sich dann frisch herausgeputzt auf den Weg zum Betriebshof Sebaldsbrück machen, wo sie die Nacht verbringen wird. Denn dort gibt es keine Werkstatt oder Wagenwäsche mehr. 

Zeit für einen Neuanfang

Die Straßenbahn-Depots in Sebaldsbrück und Gröpelingen wurden 1926 eröffnet und sind damit naturgemäß nicht mehr auf dem neusten Stand. Deshalb wurde beschlossen den Standort in Gröpelingen fit für die Zukunft zu machen. Am 13. Januar 2020 verließ die letzte Straßenbahn die fast 94 Jahre alte Wagenhalle in Gröpelingen. Es folgte die Verlegung der Haltestellen an den Rand des Geländes und der Abriss der Gebäude.

Im Juni 2022 wird die neue Endhaltestelle mit wellenförmigen Dach in Betrieb genommen. Sie ist eine der meistgenutzten Haltestellen der Stadt, so die BSAG. Der Zeitplan sah ursprünglich die Eröffnung der neuen Betriebswerkstätten für 2023 vor. Doch Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel in Zeiten von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg brachten den ursprünglichen Zeitplan ins Wanken, wie Projektleiter Rudolf Blome erklärte.

Die neue Umsteigeanlage mit Wendeschleife hat eine Größe von über 11.000 Quadratmetern und der neue Betriebshof mit Abstellanlage und Werkstattgebäuden 13.000 Quadratmeter. Dort findet auch das neue Polizeikommissariat West Platz, welches gegen Ende des Jahres dort einziehen wird. Gekostet hat das alles rund 100 Millionen Euro.

   

Fit für die Zukunft

Die alte Werkstatt hatte ein Gleis für die tägliche Wartung und Reinigung der Bahnen, ein Gleis für größere Reparaturen und eins zur Wagenwäsche. Ursprünglich gebaut für kleine zweiachsige Straßenbahnen von etwa zehn Metern Länge und rund zwei Metern Breite, stieß das alte Gebäude auch nach mehren Umbauten im Laufe der Jahre an seine Grenzen. Die modernen Bahnen mit acht Achsen sind rund 37 Meter lang und 65 Zentimeter breiter als noch vor hundert Jahren. Dafür war kein Platz mehr vorhanden.

Der neue BSAG-Betriebshof in Gröpelingen
Die moderne und barrierefreie Umsteigeanlage wurde bereits 2022 in Betrieb genommen. Bild: Radio Bremen / Martin von Minden

Die neue Werkstatt wirkt dagegen geradezu großzügig. Auf vier Werkstattgleisen ist Platz für sieben Arbeitsstände. Auf Arbeitsbühnen können die Klimageräte auf den Dächern der Züge gewartet werden, Gruben unter dem Gleis erlauben Arbeiten unter der Bahn und wenn an einem Fahrgestell gearbeitet werden muss, gibt es einen riesigen Wagenheber, der die Gleise mitsamt der Bahn anheben kann. Die Reifen der Fahrgestelle können mit einer Maschine im Hallenboden wieder in Form gebracht werden.

Eine Waschanlage in der Halle reinigt die Bahnen von außen, wie man es vom Auto kennt. Das Wasser wird in einer Aufbereitungsanlage gereinigt und im nächsten Waschgang wieder verwendet. Die Fahrerinnen und Fahrer der BSAG haben ebenfalls neue Aufenthalts- und Umkleideräume in dem Gebäude bekommen.

Prüfen, füllen, putzen

Draußen gibt es neun Abstellgleise für die gewarteten und gereinigten Fahrzeuge. Insgesamt wurden etwa 3.900 Meter Gleise verlegt. Ein Computer kann die Weichen stellen, Sensoren im Boden erkennen das Fahrzeug und leiten es auf das richtige Gleis.

Aktuell 24 Bahnen finden hier jede Nacht ein Zuhause, weitere 12 werden jeden Tag für das Depot in Sebaldsbrück zurechtgemacht. Dieser allabendliche Durchlauf in der Werkstatt dauert je nach Aufwand rund 45 Minuten für jedes Fahrzeug. Alle sechs Wochen wird jede Bahn intensiv innen und außen gereinigt, erklärt der neue Gröpelinger Werkstattleiter Malte Garlich.

Somit ist ein neues Kapitel in der 96-jährigen Geschichte des Betriebshofs Gröpelingen aufgeschlagen. Die modernste Straßenbahn-Werkstatt der BSAG könnte, wenn der Ausbau des Liniennetzes weitergeht, auch mehr Fahrzeuge aufnehmen. Eine Linie von Gröpelingen zum Bahnhof Bremen-Burg wäre beispielsweise möglich, wie BSAG-Vorstand Thorsten Harder durchblicken ließ.

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  • Martin von Minden
    Martin von Minden Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. August 2024, 19:30 Uhr