Warum Bremerhaven für den Klimaschutz 1.300 Bäume gefällt hat
Dass die Stadt so viele Bäume gefällt hat, ist Teil einer größeren Klimaschutzstrategie. Die Stadt hat vor allen Dingen Fichten abgeholzt.
Wer in letzter Zeit im Bremerhavener Bürgerpark spazieren war, oder im Speckenbütteler Park, dem ist vermutlich aufgefallen, dass dort hunderte Bäume gefällt wurden. Genauer: 1.300 Bäume, vor allem Fichten, sind weg. Was erst einmal grausam klingt, ist Teil eines Klimaschutz-Programms. Ja, richtig: Bäume fällen für den Klimaschutz.
Wir haben hier im Bürgerpark rund 800 Bäume gefällt, ausschließlich Fichten. Und im Gesundheitspark Speckenbüttel sind es 500.
Konstantin Hoffmann, Baumsachverständiger der Stadt Bremerhaven
Auch Hoffmann weiß, dass es erstmal absurd klingt, wenn man behauptet, Bäume für den Klimaschutz fällen zu wollen. Aber dafür gibt es einen einfachen Grund: "Es begrenzt sich ja hier fachlich auf die Baumart Fichte, die eigentlich im Hochgebirge zu finden ist." In den kommenden zwanzig bis vierzig Jahren habe die Fichte aber in der norddeutschen Tiefebene kaum noch eine Chance mehr, sich zu entwickeln, sagt Hoffmann.
Fichten sind hitzeanfällig
Der Grund dafür ist die Erderwärmung. Die Park-Planer haben früher auf Fichten gesetzt. Heute weiß man: Die Baumart kommt schlecht mit Hitze klar – und ist deshalb anfälliger für Krankheiten oder Schädlinge wie den Borkenkäfer. Viele der gefällten Fichten seien in einem schlechten Zustand gewesen, erklärt Baummanager Hoffmann. Sie hätten ihre Aufgabe nicht mehr erfüllt.
Die Parks dienen der Abkühlung im Sommer. Das heißt, wenn wir heiße Sommertage um 40 Grad haben, entsteht hier nachts Kaltluft, die in die Wohnquartiere einzieht und diese abkühlt. Und diese Funktion können nur stabile und gesunde Wälder erzeugen.
Konstantin Hoffmann, Baumsachverständiger der Stadt Bremerhaven
Deshalb wird jetzt umgebaut. Das heißt: Im Bürgerpark und im Speckenbütteler Park werden über 3.000 neue Bäume gepflanzt: einheimische Arten wie die deutsche Stiel-Eiche oder auch die Esskastanie, die Trockenheit gut aushalten. Hoffmann erklärt, dass es wichtig sei, Wälder in der Artenzusammensetzung zu mischen, "also viele verschiedene Baumarten auf einer Fläche, das ist das Grundkonzept." Diese Durchmischung sorgt dafür, dass der Wald anpassungsfähiger ist.
5 Millionen Euro für den Klimaschutz in Bremerhaven
Doch nicht nur in den Parks passt sich Bremerhaven an den Klimawandel an. Auch an Straßenrändern sollen zusätzliche "Klimabäume" gepflanzt werden. Außerdem sollen Flächen entsiegelt, also der Bodenbelag entfernt werden, damit Wasser besser abfließen kann. All das ist Teil eines fünf Millionen Euro schweren Klimaprogramms, sagt Gartenbaudezernentin Mandy Kathe-Heppner.
Bremerhaven wird klimaresilienter. Gerade die Bäume an der Straße sollen zu einer Bekühlung der Stadt führen. Und Hitze tötet im Jahr mehr Menschen als Autounfälle, das sollte man nie vergessen.
Mandy Kathe-Heppner, Gartenbaudezernentin Stadt Bremerhaven
Bis Ende des Jahres soll das Programm abgeschlossen sein. Konstantin Hoffmann hat deshalb noch viel zu tun. Im Bürgerpark wird überall gearbeitet. In den kommenden Tagen werden neue, kleinere Bäume eingepflanzt. Bis diese dann komplett ausgewachsen sind, dauert es dann allerdings einige Jahrzehnte. Trotzdem will Bremerhaven mit der Maßnahme gut für die Zukunft gerüstet sein.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 15. März 2024, 14:10 Uhr