Bäume fällen für den Naturschutz? Lesumwiesen sollen geflutet werden
Noch in dieser Woche sollen Bagger auf den Lesumwiesen in Bremen-Nord anrollen. Der Grund: Die Lesumwiesen sind als Ausgleichsfläche für den zugeschütteten Überseehafen vorgesehen.
Ein riesiges Areal von acht Hektar Wiesen in Bremen-Nord soll noch in dieser Woche gerodet und geflutet werden. 50 Bäume werden dafür gefällt. Damit werde ein Wiesen-Biotop und Naherholungsgebiet zerstört, sagen Kritiker. Von ökologischer Aufwertung zu einer Fluss-Aue ist hingegen im Umweltressort die Rede. Das Ressort spricht von einer lang anstehenden Ausgleichsmaßnahme für das Zuschütten des Überseehafens. Viele an der Lesum halten das für Irrsinn.
Haus-Eigentümer, deren Immobilien direkt an der Lesumwiese stehen, hatten geklagt und vor Gericht verloren. "Die Lesum ist im Moment 250 Meter entfernt von unserem Grundstück, getrennt durch einen kleinen Sommerdeich. Und der Lesum-Arm wird dann direkt an unsere Grundstücksgrenze verlegt", sagt Eigentümer Holger Flügge. Bisher konnte das Wasser, zum Beispiel bei Starkregen, schnell ablaufen, erklärt Anwohnerin Maria Meyer.
Wenn aber die Wiese geflutet wird und da letztlich dauerhaft Wasser steht, dann ist der Wasser-Ablauf nicht mehr in dem Maße gewährleistet.
Maria Meyer, Anwohnerin Lesumwiesen
Auenlandschaft soll entstehen
Direkt am Knoops Park lässt ein kleines Steinwehr schon heute bei Hochwasser die Lesum hinter den Deich fließen. Nach diesem Prinzip sollen nun bis zum Lesumsperrwerk große Flachwasserseen als Auenlandschaft entstehen. Aus Sicht der Umweltbehörde sind Häuser dadurch nicht vom Wasser bedroht.
"Die wasserwirtschaftlichen Fragen im Hinblick auf die Maßnahme sind ausgiebig ermittelt und durch verschiedene Stellungnahmen umfassend geklärt worden. Eine Beweissicherung wird durchgeführt", lässt die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft verlauten.
Mehrere Tausend Bremen-Norder haben sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Lesumwiesen ausgesprochen: Die Bürgerinitiative hat selbst biologische Gutachten in Auftrag gegeben, die die Einmaligkeit der hier gewachsenen Natur belegen: Besondere Kohldiesteln auf den Lesumwiesen soll es beispielsweise nur an einem einzigen anderen Standort in Bremen geben. Trotz einiger alternativer Vorschläge aus der Bürgerinitiative bleibt das Umweltressort bei seinen ursprünglichen Plänen. Und das, obwohl die Maßnahme inzwischen deutlich mehr kostet, als geplant: Statt 1,6 Millionen sollen nun 2,9 Millionen Euro ausgegeben werden, um die Lesumwiesen zu fluten.
Ergebnis der Prüfung war, dass es keine alternative Fläche im Land Bremen gibt, auf der das erforderliche Auegewässer eingerichtet werden kann.
Die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. August 2023, 19:30 Uhr