Warum sich dieser Künstler für eine Foto-Ausstellung in Gefahr begab
Für seine Ausstellung "Eismeer" im Bremerhavener Klimahaus tauchte Fotograf Aurel Dahlgrün unter das meterdicke Packeis der Arktis. Dabei durfte er nicht in Panik geraten.
Meterdicke Packeisplatten schwimmen auf dem eisigen Wasser, stoßen und reiben aneinander. Es knirscht und knackt. Jemand atmet.
Der Fotograf und Künstler Aurel Dahlgrün nimmt die Besucher seiner neuen Ausstellung "Eismeer" im Klimahaus in Bremerhaven mit auf Tauchgänge in die arktische Unterwasserwelt. Seine Bilder und eine Videoinstallation lassen das Meer fast bedrohlich wirken.
Das bloße Anschauen kann ein Gefühl von Ohnmacht erzeugen: Dunkelheit unter dem eigenen Körper und über einem helle Flecken zwischen den Eismassen.
Mehrere Wochen im Eis
2022 reiste er mit einem kleinen Team für mehrere Wochen nach Grönland. Per Husky-Schlitten, Boot und zu Fuß bewegte er sich über das zugefrorene Meer, um geeignete Einstiegsstellen zu finden. "An manchen Stellen war das Eis tatsächlich 1,50 Meter dick. Und da ging es natürlich erstmal darum, ein Loch ins Eis zu bekommen. Und das hat unter Umständen fast einen ganzen Tag gedauert", berichtet der Künstler. In einem speziellen Trockentauchanzug ging es für ihn unter das meterdicke Packeis.
Aber auch aus der Luft erforschte er das Eis mithilfe einer Drohne – und zwar an den Stellen, an denen er zuvor abgetaucht war. Und so entstand ein Gegensatz: die gefrorenen Formen von oben auf dem Eis und von unten im Wasser. Insgesamt zehn Fotos hängen in der Ausstellung, eingerahmt von Texten, die über Dahlgrüns Reise und seine künstlerische Arbeit informieren.
Orientierung unter dem Eis kaum möglich
Dahlgrün, 1989 in Berlin geboren und in Schweden aufgewachsen, erkundet in seiner künstlerischen Arbeit gerne entlegene Orte über und unter Wasser und nutzt dabei die Möglichkeiten der Fotografie. Leitmotiv ist dabei immer das Wasser in all seinen Aggregatzuständen.
Dieses Mal war sein Einsatz gefährlich, sagt Dahlgrün. Der Atemregler könne einfrieren und Orientierung sei fast nicht möglich. Das sei auch eine mentale Herausforderung, "zu wissen, wenn ich jetzt 20 Meter in die Richtung tauche und mich einmal drehe, dann werde ich nie wieder einen Ausgang finden, [...] aber der Reiz, diese Faszination überwiegt."
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. September 2024, 19.30 Uhr