Interview

Aulepp zum Schulstart: In Bremerhaven fehlen mehr Lehrer als in Bremen

Kinder sitzen mit blauer Schultüte im Klassenzimmer und schauen zur Lehrerin an der Tafel

Aulepp zum Schulstart: In Bremerhaven fehlen mehr Lehrer als in Bremen

Bild: dpa | Christopher Neundorf

Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) hält die Stadt Bremen beim Personal an Schulen verhältnismäßig gut aufgestellt. Angespannter sei die Lage allerdings in Bremerhaven.

Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) geht davon aus, dass die Schulen in der Stadt Bremen beim Personal besser aufgestellt sind als Bremerhaven oder andere Bundesländer. Konkrete Zahlen, wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind, wollte die Senatorin im Interview mit Bremen Zwei nicht nennen. Sie spricht insgesamt aber von großen Herausforderungen an Bremer Schulen.

Personalmangel, Haushaltssperre, marode Gebäude: Sie müssen schlecht drauf sein zum Start ins neue Schuljahr, oder Frau Aulepp?

Das sind große Herausforderungen, die wir in Bremen haben. Natürlich ist ein Schuljahresstart auch aufregend, aber ich glaube, wir kriegen das ganz gut hin. Ich bin da durchaus zuversichtlich, insbesondere, was die Personalsituation angeht: Da haben wir ordentlich geackert, um Lehrkräfte einzustellen.

Senatorin Sascha Aulepp
In den Augen von Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) sind die Schulen in Bremen vergleichsweise gut für das neue Schuljahr aufgestellt. Bild: Radio Bremen

Ordentlich geackert, aber der Personalrat Schulen mahnt, dieses Jahr würden mehr Stellen unbesetzt bleiben als im letzten Schuljahr. Was sagen Sie dazu?

Was wir tatsächlich durch intensive Arbeit über die Sommerferien geschafft haben, ist, dass wir einen deutlich geringeren Bestand an noch nicht besetzten Stellen haben als andere Bundesländer. Da guckt nicht nur Bremerhaven interessiert und vielleicht auch durchaus ein bisschen neidisch auf uns, sondern auch andere Bundesländer wie Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Aber natürlich ist jede unbesetzte Lehrstelle eine zu viel und von daher werden wir weiter daran arbeiten, Personal zu finden.

Die Bewerberlage ist ganz gut in Bremen – wir kämpfen nicht mit sinkenden Zahlen wie andere Bundesländer. Aber ohne so erfolgreiche Programme wie "Back to School" mit Quereinstiegen stünden wir auch tatsächlich nicht so gut da.

Aber der Personalrat Schulen denkt sich nicht aus, dass es in diesem Jahr noch schlimmer ist als es in den vergangenen Jahren gewesen ist.

Naja, die genauen Zahlen (Anm. d. Red.: zu unbesetzten Lehrerstellen) werden wir am Mittwoch präsentieren. Aber es sieht so aus, dass wir in der Stadtgemeinde Bremen ganz gut sind und auch mehr Lehrerstellen besetzt bekommen, obwohl wir deutlich mehr Lehrstellen zu besetzen haben, weil wir steigende Schülerinnen- und Schülerzahlen haben.

Neben dem Personal gibt es weitere Probleme, zum Beispiel bei der Ausstattung. Die Schülerinnen und Schüler sitzen zum Teil an zwölf Jahre alten Tischen.

Wir haben die Situation, dass wir uns auch bei Ausstattungsfragen überlegen müssen: Wie kriegen wir das hin, da voranzukommen? Wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren neue Schulen gegründet, gebaut und auch ausgestattet. Aber auch an der Stelle würde ich mir für Bremen noch mehr davon wünschen, aber die Richtung stimmt.

Jetzt reden Sie das ein bisschen schön. Wenn der Vorsitzende der Schulleitervereinigung sagt, die Kinder sitzen zum Teil an maroden, zwölf Jahre alten Tischen, dann können Sie nicht sagen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Die Ausstattung an den Schulen ist so, dass wir mit dem Unterricht starten können. Natürlich gibt es Schulen, die besser ausgestattet, neu gegründet oder neu gebaut sind, und wir haben eben auch Sanierungsbedarfe an anderen Schulen. Und das können wir jetzt nur Schritt für Schritt machen. Und ich bin sehr froh und dankbar, dass die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen hoch motiviert sind und sagen, wir wollen den Kindern trotz allem einen guten Start bieten. Wir wollen den I-Dötzchen (Anm. d. Red.: Schulanfängerinnen und Schulanfänger), die am nächsten Samstag eingeschult werden, eine schöne Einschulung und eine schöne Feier machen – auch wenn die Aula oder die Turnhalle dafür von uns geschmückt werden muss.

Die großen Herausforderungen schlagen sich in einem Misstrauensantrag gegen Sie nieder. Wie selbstkritisch gehen Sie als Bildungssenatorin in das neue Schuljahr?

Wir haben unbestreitbar riesige Herausforderungen in Bremen und natürlich auch im Schulsystem. Wir haben massiv steigende Schülerzahlen, und diese Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wollen natürlich versorgt werden. Ein Misstrauensvotum ist das gute Recht der Opposition. Ich freue mich, dass die Koalition und auch der Bürgermeister meine Arbeit schätzen und deswegen bin ich zuversichtlich, dass ich auch über kommenden Montag (Anm. d. Red.: Termin für die Abstimmung zum Misstrauensvotum) hinaus an der Bewältigung dieser Herausforderungen arbeiten kann. Das ist das, was ich will und auch mit aller Kraft tun werde.

Also nicht so selbstkritisch Ihr Start in dieses neue Schuljahr oder wie verstehe ich das?

Es ist notwendig, dass wir intensiv weiter daran arbeiten, dass wir die Situation in den Schulen verbessern. Solche Programme fürs Personal, für die Personalgewinnung wie "Back to school", das ist wichtig und richtig. Und da müssen wir weiter dran arbeiten und natürlich auch sehen, dass wir die Schulen ordentlich und vernünftig ausstatten, bei denen uns das bislang noch nicht gelungen ist. Die Herausforderungen sind riesig, und an die müssen wir ran. Und das ist das, was ich machen will und werde: Sachliche Arbeit, um da voranzugehen.

Das Interview hat Keno Bergholz für Bremen Zwei geführt, aufgeschrieben hat es Patricia Averesch.

Viele Schüler, wenig Lehrkräfte: Das sind die Probleme Bremer Schulen

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Keno Bergholz
    Keno Bergholz Moderator

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 5. August 2024, 8:20 Uhr