Anklage gegen sechs Krankenhaus-Mitarbeiter erhoben

Niels Högel tötete als Krankenpfleger in Delmenhorst zahlreiche Patienten. Er spritzte ihnen eine Überdosis, um sie anschließend wieder zu retten. Das haben viele jedoch nicht überlebt. Nun wird klar, dass andere Krankenpfleger in der Klinik davon wussten – und trotzdem nicht Alarm schlugen.

Bild: Radio Bremen

Im Zusammenhang mit der Mordserie des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel ist Anklage gegen sechs Verantwortliche des Delmenhorster Klinikums erhoben worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, müssen sie sich wegen Totschlags durch Unterlassen verantworten. Die Klinikmitarbeiter sollen es versäumt haben, den Pfleger zu stoppen. Der Krankenpfleger ist Anfang 2015 zu lebenslanger Haft verurteilt worden – unter anderem wegen zweifachen Mordes. Mittlerweile wird aber in rund 200 Fällen gegen ihn ermittelt.

Angeklagt sind der damalige Pflegestationsleiter des Klinikums in Delmenhorst, seine Stellvertreterinnen, zwei Oberärzte und ein Pfleger der Intensivstation. Sie sollen spätestens im Mai 2005 konkrete Verdachtsmomente gegen Niels Högel gehabt haben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft wären sie zum Einschreiten verpflichtet gewesen, taten jedoch mehrere Wochen nichts. Danach habe der damalige Krankenpfleger noch laut Anklage drei weitere Morde und zwei Mordversuche begangen. Diese Taten hätten durch die Klinikmitarbeiter verhindert werden können, so die Staatsanwaltschaft.

Niels Högel soll nach aktuellem Ermittlungsstand in Delmenhorst bis 2005 mindestens 37 Menschen mit verschiedenen Medikamenten getötet haben. Sein Motiv war, die Patienten zum Herzstillstand zu bringen, um anschließend bei der Reanimation glänzen zu können. Wann es zu einem weiteren Prozess kommt, ist noch offen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 25. November 2016, 19:30 Uhr

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