Fragen & Antworten
Diese Idee soll den Hausärztemangel im Landkreis Cuxhaven beheben
Im Landkreis Cuxhaven fehlen Hausärzte. Die Kassenärztliche Vereinigung hat eine Idee, das Problem zu lösen. Die wäre in Niedersachsen nahezu einmalig.
Besetzte Telefonleitungen, überfüllte Wartezimmer: Das ist Alltag in vielen Arztpraxen. Es fehlt an Hausärzten. Auch im Süden des Landkreises Cuxhaven, konkret in den Gemeinden Loxstedt, Schiffdorf, Beverstedt und Hagen im Bremischen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen ist für die Versorgung zuständig und sucht jetzt nach einer Lösung.
Wie sieht die aktuelle Versorgung im Süden des Landkreises Cuxhaven aus?
Nach den letzten Zahlen der KV gibt es 26 niedergelassene Hausärzte, 11,5 Stellen sind unbesetzt. Und nun hat ein weiterer Hausarzt seine Praxis dichtgemacht. Diese Schließung sei von der KV noch nicht erfasst worden, sagt Detlef Haffke, Pressesprecher der KV Niedersachsen. Dennoch suche man bereits nach einer Lösung für den Hausärztemangel.
Welche Idee gibt es?
Die KV spreche zunächst mit den Hausärzten in der Region, ob jemand Interesse habe, eine Zweigpraxis zu eröffnen, in der sie stunden- oder tageweise Patienten betreuen oder selbst einen Arzt oder eine Ärztin anstellen, erklärt Haffke. Dafür hat die KV Geld ausgelobt. 60.000 bis 75.000 Euro winken. Das bekäme auch ein neuer Landarzt, der sich in der Region niederlassen würde. Wenn das nicht funktioniert, könnte die KV selbst eine Praxis betreiben.
Wie sieht so eine KV-Praxis aus?
Die Kassenärztliche Vereinigung würde einen Arzt oder eine Ärztin anstellen. Somit müsste der neue Hausarzt oder die neue Hausärztin nicht das mögliche Risiko einer Selbstständigkeit eingehen. So eine Praxis gibt es bereits auf Wangerooge und in Sögel. Aber so eine KV-Praxis soll es laut Haffke nur im äußersten Notfall geben. Aktuell hoffe man weiter auf einen Arzt oder eine Ärztin, der oder die selbst eine Praxis eröffne.
Wenn wir jetzt sagen: Wir stellen euch da eine Praxis mit Praxispersonal hin und finanzieren das erstmal, dann ist das natürlich ein weiterer Anreiz eventuell für ein Arzt oder eine Ärztin zu sagen: Ja, dann lass ich mich von der KV anstellen.
Detlef Haffke, Pressesprecher Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen
Wie kommt die Überlegung bei den Hausärzten im Landkreis Cuxhaven an?
"Wir wünschen viel Erfolg bei der Suche nach geeigneten Hausärztinnen und Hausärzten", teilt Mathias Burmeister, Geschäftsführer des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes auf Nachfrage von buten un binnen mit. Seit Jahren prognostiziere der Verband einen Hausarztmangel in Niedersachsen. Man hätte schon viel früher Maßnahmen ergreifen müssen, um die Situation für Hausärzte attraktiver zu gestalten, etwa die Abrechnung von Leistungen nicht zu deckeln.
Die Idee der KV-Praxis wurde mit den Hausärzten in der Region diskutiert. Das Echo war laut Haffke geteilt. Die einen würden den Vorteil einer weiteren Praxis sehen, die den Patientenansturm auf die eigene Praxis eindämme. Andere halten solch eine Praxis laut Haffke für Konkurrenz um mögliche Fachkräfte für die eigene Praxis.
Warum ist es so schwer, Ärzte fürs Land zu gewinnen?
Haffke sieht hier die Politik in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen auf dem Land zu verbessern, etwa für schnellere Internetverbindungen zu sorgen. Auch müsse die Versorgung für Arztfamilien attraktiver sein: Schulen, Kindergärten, öffentliche Verkehrsmittel – all das seien ausschlaggebende Punkte für eine Arztfamilie, sich in einer Region niederzulassen.
Gibt es weitere Ideen, die Situation zu verbessern?
Wenn es immer weniger Hausärzte auf dem Land gibt, dann fragt sich die Kassenärztliche Vereinigung laut Haffke: Wie kriegt man die Patienten zum Arzt? Eine Lösung sei etwa ein Patientenbus, der von den Kommunen organisiert werde. "Der Patienten einsammelt und quasi in die nächste Kreisstadt fährt, weil da genügend Ärzte sind. Das sind so weitere Maßnahmen, die wir überlegen."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 7. August 2024, 16.35 Uhr