Wie Ex-Werderanerin Eta ihr Trainer-Märchen bei Union erlebt
Aus der Werder-Jugend coachte sich Marie-Louise Eta in die Champions League. Nun trifft sie mit Union Berlin auf ihren Ex-Klub – und die Vorfreude ist groß bei der 32-Jährigen.
Marie-Louise Eta ist angekommen. Angekommen sowohl in Berlin, ihrer neuen Heimat, als auch in der großen Fußball-Welt. "Ich habe meinen Platz in der Männer-Bundesliga gefunden", sagt Eta im Gespräch mit buten un binnen.
Ich hab extrem viel investiert, um hier zu sein. Es war immer mein Ziel, auf allerhöchstem Niveau arbeiten zu können.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Die Co-Trainerin wird auch auf der Straße erkannt
Seit vier Monaten gehört Eta zum Trainer-Team des Bundesligisten Union Berlin. Aus der U19-Auswahl rückte sie nach der Entlassung des langjährigen Chefcoaches Urs Fischer in die Profimannschaft auf. "Ich bin sehr froh, dass ich Teil dieses Teams sein darf", so Eta. Mit der Beförderung zur ersten Co-Trainerin eines Bundesligisten schrieb die 32-Jährige deutsche Fußball-Geschichte – und wird inzwischen auch auf der Straße erkannt.
Seit ein paar Wochen ist es schon so, dass man ab und zu angesprochen wird – ob das im Restaurant ist oder auch beim Wellness-Besuch.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Der Weg, der Eta nach Köpenick geführt hat, war lang. Als Spielerin schaffte die gebürtige Dresdnerin ihren Durchbruch beim damaligen Top-Klub 1. FFC Turbine Potsdam. Über Umwege kam sie 2014 nach Bremen. Vier Spielzeiten lang lief sie für die Werder-Frauen auf, bevor sie mit nur 26 Jahren ihre Karriere beendete.
Ihre Laufbahn als Trainerin begann sie in der Werder-Jugend, später coachte sie zusätzlich als Co-Trainerin in deutschen Juniorinnen-Nationalteams. Im vergangenen Jahr schloss sie schließlich ihre Profitrainer-Ausbildung ab – als einzige Frau unter 16 Lehrgangsteilnehmern. Mit der Pro-Lizenz im Gepäck wechselte sie ins Union-Nachwuchsleistungszentrum.
Hätte mir da jemand gesagt, dass ich Teil eines Bundesliga-Teams sein darf, dann hätte ich das sicherlich geglaubt – aber nicht, dass es so schnell geht.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Keine lange Eingewöhnungszeit
Den Wechsel aus der Union-Jugend ins Bundesliga-Team meisterte sie ohne große Eingewöhnungsprobleme. "Ich bin mit offenen Armen empfangen worden", so Eta. "Mir hat extrem geholfen, dass ich schon einige aus dem Staff kannte." Hinzu kam: Dass sie als Frau zu einer Männer-Auswahl stößt, habe in der Mannschaft keine Rolle gespielt.
"Es ist immer eine Frage der Qualität und wie man als Mensch ist", so Eta. Dementsprechend habe es nicht lange gedauert, bis sie und die Spieler zueinander gefunden hätten. "Natürlich wird man auch mal getestet", erzählt die Co-Trainerin.
Aber wenn man eine Ebene gefunden hat, fällt dann eben der ein oder andere witzige Spruch.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Für Eta stand ohnehin von Beginn an im Fokus, mit Leistung zu überzeugen. "Mir ging es nie darum, eine Sonderrolle zu haben, weil ich eine Frau bin", so die 32-Jährige. "Ich verstehe, dass es für viele von außerhalb etwas Besonderes ist, aber für mich eben nicht."
Dass das Aufsehen um ihre neue Rolle groß war, zeigte ihr auch der Blick in die Sozialen Medien. "Da gab es natürlich auch frauenfeindliche und sexistische Kommentare", sagt Eta. Solche Aussagen zu lesen, habe etwas mit ihr gemacht. "Ich versuche aber, mich davon freizumachen und auf die tagtägliche Arbeit zu konzentrieren. Alles andere blende ich aus."
Viel Zeit im Büro und auf dem Platz
Trotz der digitalen Nebengeräusche fühlt sie sich in ihrem Job pudelwohl. "Die Jungs sind super, es macht extrem viel Spaß. Man spürt das Vertrauen", betont Eta, neben der es zwei weitere Co-Trainer bei Union gibt. "Wir machen verschiedene Trainingsformen, da gibt es dann verschiedene Aufgabenbereiche."
Sie selbst versuche, die Spieler "individuell zu unterstützen und ihnen Feedback zu geben". Entsprechend viel Zeit verbringt sie im Büro und auf dem Trainingsplatz – was aber in Ordnung sei. "Ich kann nicht genug von Fußball haben", betont Eta.
In Köpenick ist sie mittlerweile ebenfalls heimisch geworden. "Klein, aber fein" sei es in dem Ortsteil im Südosten Berlins. Auch die Altstadt sei schön und liege direkt am Wasser, die Wege seien kurz. "Ich fühle mich sehr wohl hier", resümiert Eta.
Union Berlin hat sich stabilisiert
Obwohl sie noch nicht einmal ein halbes Jahr zum Bundesliga-Team gehört, hat Eta sportlich bereits viel mit Union erlebt: Mit den "Eisernen" war die 32-Jährige in der Champions League im Einsatz, reiste mit dem Team durch Europa. Und in der Bundesliga kämpften sich die Köpenicker, die zwischenzeitlich Tabellenletzter waren, unter Fischer-Nachfolger Nenad Bjelica wieder nach oben. "Es war keine einfache Zeit für das gesamte Umfeld", so Eta. "In den letzten Wochen sind wir aber gut vorangekommen und haben gute Ergebnisse erzielt."
Die nächsten Punkte wollen die Berliner ausgerechnet gegen Etas alten Verein holen: Am Samstag trifft Union in der Alten Försterei auf Werder (15:30 Uhr). Für die 32-Jährige, die mit ihrem Mann Benjamin noch eine Wohnung in Bremen hat, ist es ein "extrem" besonderes Spiel. "Es wird ein komisches Gefühl sein, aber ich freue mich sehr darauf", sagt Eta.
Bremen ist für mich auch immer einen Besuch wert. Ich habe noch viele Freunde dort, deswegen werden Bremen und Werder immer einen Teil in meinem Herzen sein.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Frauen im Männer-Fußball? "Die Offenheit wächst"
Dass eine Frau eines Tages auch mehr sein könnte, als "nur" Co-Trainerin eines Männer-Bundesligisten, hält die 32-Jährige für denkbar. "Die Offenheit wächst. Und es gibt Frauen, die das können", sagt Eta.
Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis in den ersten drei Ligen eine Frau als Cheftrainerin an der Seitenlinie steht.
Fußball-Trainerin Marie-Louise Eta bei buten un binnen
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 15. März 2024, 18:06 Uhr