Interview
Eta vor der Rückkehr nach Bremen: "Keiner wird den BSV unterschätzen"
Am Sonntag traf Coach Benjamin Eta mit Weiche Flensburg am Panzenberg auf den Bremer SV. Nach einem schwachen Start in die Saison sollte der erste Sieg her.
Mit dem Bremer SV feierte Benjamin Eta seinen bisher größten Erfolg als Trainer. Nachdem der Klub zuvor zigfach gescheitert war, führte er den BSV im Sommer 2022 in die Regionalliga Nord. Der Waller wollten im Frühjahr 2022 jedoch frühzeitig Planungssicherheit haben, die Eta dem Klub nicht geben wollte. Beide Seiten einigten sich daher darauf, nach der Saison getrennte Wege zu gehen.
Sei Januar ist Eta nun Trainer von Regionalliga-Konkurrent Weiche Flensburg. Am Sonntag kehrt er als Trainer des anderen Teams erstmals an den Panzenberg zurück.
Herr Eta, am Sonntag spielen Sie erstmals mit Weiche Flensburg gegen den Bremer SV. Wird die Rückkehr an den Panzenberg für Sie emotional?
Ich bin öfter mal dort und schaue mir Spiele an. Natürlich freue ich mich auf bekannte Gesichter und die tolle Kulisse am Panzenberg. Aber wir fahren nach Bremen, um drei Punkte zu holen. Danach können wir alle wieder Freunde sein. Nach dem Spiel werde ich sicherlich mit dem ein oder anderen plaudern. Zuvor liegt der Fokus aber nur darauf, wie wir es gewinnen werden.
Wie eng ist Ihr Draht zum Bremer SV noch?
Mit Ralf Voigt bin ich regelmäßig im Austausch. Ihn und Sebastian Kmiec habe ich zuletzt auch in Oldenburg getroffen, als der VfB gegen Kilia Kiel gespielt hat. Aus meiner damaligen Mannschaft sind beim BSV mittlerweile aber gar nicht mehr so viele Spieler übrig.
Noch da ist allerdings Sebastian Kmiec, der seit diesem Sommer Cheftrainer am Panzenberg ist. Hat Sie seine Entwicklung überrascht?
Nein, überhaupt nicht. Sebastian hat mich auch schon zu meiner Zeit unterstützt. Es war immer klar, dass er Dinge lernen und irgendwann selbst Trainer werden will. Ich denke, dass er auch in der vergangenen Saison beim Klassenerhalt unter Torsten Gütschow schon einen enorm großen Anteil hatte. Ich habe mir die Spiele des BSV angeschaut. Für ihre Möglichkeiten machen sie ihre Sache echt gut.
In Flensburg haben Sie das Ziel ausgegeben, um die Meisterschaft mitzuspielen. Nach drei Spielen hat Ihr Team nur einen Punkt auf dem Konto. Am ersten Spieltag gab es direkt ein 0:5 gegen Teutonia Ottensen. Spüren Sie bereits Druck?
Druck mache ich mir immer selbst, weil ich jedes Spiel gewinnen will. Natürlich ist die Stimmung bei den Fans und im Umfeld nicht optimal. Das erste Spiel war wirklich eine Katastrophe. Die beiden Partien danach waren aber besser. Zuletzt gegen Kiel hätten wir einfach gewinnen müssen, kriegen aber zwei doofe Gegentore. Auch vor dem Tor müssen wir konsequenter sein. Gelingt das, bin ich mir sicher, dass wir in Bremen den ersten Sieg holen.
Die Fans machen Ihrem Frust in den Sozialen Medien schon Luft. Auch auf der Pressekonferenz am vergangenen Wochenende gab es eine eifrige Diskussion mit einem Anhänger. Spüren Sie als Trainer zum ersten Mal richtigen Gegenwind?
Solche Kommentare gab es auch beim Bremer SV. Und das, obwohl wir zwei Jahre lang kein Spiel verloren haben (lacht). So ist es eben im Fußball. Da hat jeder seine Meinung. In den Sozialen Medien lese ich mittlerweile keine Kommentare mehr. Schon in der Rückrunde haben die immer gleichen Leute sich auf einige meiner Spieler krass eingeschossen.
Das ist oftmals so widersprüchlich, dass ich es nicht mehr beachte. Ich habe gelernt, das zu ignorieren. Wenn mich nach dem Spiel allerdings jemand persönlich fragt, teile ich ihm gerne mit, was mein Gedanke hinter einer Entscheidung war.
Ihr Kapitän Dominic Hartmann betreibt auf Youtube einen wöchentlichen Vlog über sein Leben als Fußballer. Stört Sie das?
Nein, die Jungs sind ja keine Vollprofis. Dominic ist 30 Jahre alt und muss sich etwas für die Zeit nach dem Fußball aufbauen. Ich schaue mir das auch an und habe mir für ihn sogar Tiktok runtergeladen (lacht). Einige seiner Sachen würde ich persönlich nicht machen, aber das ist seine Sache. Wenn mir etwas gar nicht passt, würde ich ihm das natürlich sagen.
Im Gegensatz zu Ihrem Team ist der BSV mit sieben Punkten aus drei Spielen enorm gut gestartet. Am vergangenen Wochenende gelang sogar ein 1:0-Sieg vor 5.500 Zuschauern in Meppen. Hat Sie das überrascht?
Überraschend war vor allem das 4:1 gegen Havelse. Wenn es läuft, hast du das Momentum bei dir. Laut der Statistik hat der BSV von 14 guten Chancen sieben genutzt, die Quote liegt also bei 50 Prozent. Diese wirst du über eine Saison leider nicht beibehalten können (lacht). Aktuell machen sie es aber richtig gut und kassieren auch nur wenige Gegentore.
Sehen Sie die Gefahr, dass Ihre Spieler den BSV vielleicht unterschätzen könnten?
Bevor ich im Winter gekommen bin, haben die Jungs 0:4 am Panzenberg verloren. Da wird niemand für eine Sekunde den Gegner unterschätzen. Schon gar nicht bei diesem Tabellenstand.
Welche Rolle spielt Bremen fernab der Rückkehr am Sonntag in Ihrem Leben noch?
Ich habe in Bremen noch eine Wohnung und betreibe dort weiterhin meine Fußballschule. Das heißt, dass ich zwischendurch immer mal dort bin. Meine Frau hat eine Wohnung in Berlin, ich habe zudem eine Wohnung in Flensburg. Dann treffen wir uns mal hier und mal da. In den Ferien war ich aufgrund der Fußballcamps in Bremen. Am vergangenen Wochenende habe ich mir auch ein Spiel in der Bremen-Liga angeschaut.
Sie und Ihre Ehefrau Marie-Louise sind auch an den Wochenenden beruflich viel unterwegs. Wie schwierig ist es dabei, sich zu koordinieren?
Wir müssen uns gut organisieren, das schaffen wir auch. Marie-Louise war nun am Dienstagabend TV-Expertin beim Spiel zwischen Kiel und Mönchengladbach. Da haben wir uns dann in Kiel getroffen und in Lübeck ein Hotel genommen. Dabei habe ich mir am Mittwochabend noch das Spiel zwischen Phönix Lübeck und Oldenburg angeschaut, weil Oldenburg unser nächster Gegner ist. Wir versuchen immer, gewisse Dinge miteinander zu verbinden.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 20. August 2023, 19:30 Uhr