Beckenbauer ist tot: Auch Werder trauert um die Fußball-Ikone
Der Fußball-Kaiser starb am Sonntag mit 78 Jahren. Franz Beckenbauer war die wohl prägendste Persönlichkeit im deutschen Fußball und wurde auch in Bremen geschätzt.
Franz Beckenbauer, die größte deutsche Fußball-Legende und die wohl prägendste Persönlichkeit dieses Sports, ist am Sonntag im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Die Trauer ist weltweit groß, aber auch in Bremen gedenkt man der so viel gerühmten Lichtgestalt.
Denn so sehr Beckenbauer eben den Rivalen FC Bayern München repräsentierte, so groß war dennoch bei Werder Bremen der Respekt vor diesem großen Sportler, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde.
Mit Franz Beckenbauer verliert der deutsche Fußball eine seiner herausragendsten Persönlichkeiten. Wir bei Werder hatten immer höchsten Respekt vor ihm. Er hat das Spiel mit seiner unnachahmlichen Art und Weise geprägt wie kaum ein anderer. Trotz seiner Erfolge ist er stets nahbar geblieben.
Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald
Beckenbauer war als Junioren-Spieler zu den Bayern gekommen, stieg schnell zum Leistungsträger in München auf, holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Mit Eleganz und Leichtigkeit
Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an. Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel.
Dann begann seine Trainerkarriere beim DFB – obwohl Beckenbauer gar keinen Trainerschein hatte. 1986 führte er die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona und Co.
Werders Weltmeister Hermann erinnert sich
Zu den Weltmeistern 1990 gehörte auch der Werderaner Günter Hermann. Als einziger Spieler im deutschen Kader hatte der Bremer bei der WM keine Minute gespielt, bekam aber natürlich trotzdem die Auszeichnung. Und im Buch "Die Helden von Rom" beschreibt auch Herrmann seine Erinnerungen an diese besondere WM.
Alles war auf dem Weg zum Titel dann doch nicht rund gelaufen und so kam es nach dem Viertelfinalsieg gegen Tschechien zu Beckenbauers legendärem Ausraster: "Ihr Blinden, ihr Topfenkicker, ihr seid's die größten Deppen", hatte der "Kaiser" an der Seitenlinie geschimpft und getobt. Später flogen dann ein Eiskübel und ein Schuh durch die Kabine. Davon hat Hermann jedoch nichts mitbekommen: "Ich glaube, da habe ich mit Frank Mill auf der Toilette gesessen und eine geraucht (lacht). Es kam schon mal vor, dass wir heimlich eine gepafft haben."
Die Spieler mal um eine Zigarette angehauen
Einen Anpfiff vom Teamchef bekamen die beiden damals nicht. Denn schon vorher hatte Beckenbauer sie mal beim Rauchen auf dem Hotelbalkon erwischt. Beckenbauer hatte das Zimmer nebenan und beugte sich plötzlich rüber und fragte: "Habt Ihr auch mal eine für mich?'", erinnert sich Mill: "Und wir lachend: 'Ja, klar Trainer. So war Franz. Aber er hat wirklich nur selten geraucht."
Persönliche Erinnerungen wie diese teilen tausende von Fußballern und Fans, die menschlichen und amüsanten Erlebnisse mit der Lichtgestalt. 1990 war Beckenbauer als Teamchef zurückgetreten. Seine einsamen Schritte über den Rasen von Rom gingen um die Welt. Mitte der 1990er Jahre kehrte er noch einmal aushilfsweise auf die Bayern-Bank zurück, als es kriselte.
Das Sommermärchen wirft einen Schatten auf die Lichtgestalt
Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär – und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.
Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit. Seinen Fans wird er aber wohl immer als der größte Fußballer in der Erinnerung bleiben, als ihr "Kaiser".
Quellen: buten un binnen und dpa.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 8. Januar 2024, 19 Uhr