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Warum Bremen eine Zuckersteuer auf Softdrinks befürwortet
Steuern auf Limo, Cola und Co. – das empfiehlt die WHO. Neun Bundesländer wollen das auf den Weg bringen. Was die Steuer bringen soll und warum es nur um Getränke geht.
Es ist ein Vermerk im Protokoll der Verbraucherschutzministerkonferenz: Darin riefen neun von 16 Bundesländern den Bund auf, eine "herstellerbezogene Abgabe" auf zuckerhaltige Getränke zu prüfen. Unterstützt wird die Idee demnach von Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung berichtet. Die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie in Sachen Zuckerreduzierung habe nicht den gewünschten Effekt gehabt, finden die Befürworter. Innerhalb der Bundesregierung ist das Thema allerdings umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt bereits seit Jahren eine Steuer, die den Preis von zuckerhaltigen Süßgetränken um 20 Prozent erhöht. Für einen ersten Entwurf zu einer möglichen Zuckersteuer ist das Bundesfinanzministerium gefragt. Ob die Abgabe kommt, ist aber noch offen.
Wie kann eine Steuer auf Softdrinks helfen, dass Menschen gesünder bleiben?
"Eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke kann nur ein Baustein sein. Flankiert werden muss das von anderen Aktionen und Angeboten unter dem Label Ernährungsbildung", sagt Kristin Viezens, Sprecherin des Bremer Gesundheits- und Verbraucherschutzressorts. Viezens nennt als Beispiele die Arbeit von Gesundheitsfachkräften an Bremer Schulen und der Gesundheitspunkte in den Stadtteilen. Den Zuckerkonsum zu drosseln sei eine Stellschraube, um Übergewicht sowie Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden.
Wie unser Körper auf (zu viel) Zucker reagiert
Was verspricht man sich von einer Steuer auf zuckerhaltige Getränke?
Das Ziel: Die Hemmschwelle, Softdrinks zu kaufen, steigt, weil sie teurer werden. Außerdem werden Hersteller angeregt, gesündere Alternativen anzubieten. Auf lange Sicht sollen Kosten eingespart werden. Eine Studie der Technischen Universität München und der britischen Universität Liverpool kam 2023 zu dem Ergebnis, dass Deutschland mit einer Steuer auf überzuckerte Softdrinks innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte bis zu 16 Milliarden Euro einsparen könnte. Und zwar, indem weniger Zucker konsumiert würde, es daraufhin weniger Fälle von Adipositas und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf -Erkrankungen gäbe und folglich das Gesundheitssystem weniger belastet würde.
Warum soll die Steuer ausschließlich für Getränke gelten?
Übermäßiger Konsum von zuckerhaltigen Getränken gilt als eine wichtige Ursache für die steigende Zahl an Übergewichtigen. Softdrinks führten dem Körper neben dem vielen Zucker kaum Nährstoffe zu, so die Argumentation. "Ein Schokoriegel zum Beispiel löst ein anderes Sättigungsgefühl aus als ein Glas Limonade", erklärt Ressortsprecherin Kristin Viezens.
In welchen Ländern bringt eine Zuckersteuer Erfolge?
Laut dem Global Food Research Program (Stand 2020) haben mehr als 50 Staaten weltweit bereits eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke – in unterschiedlichen Ausgestaltungen. Darunter sind einige europäische Länder wie Norwegen oder Frankreich. In Großbritannien gibt es seit 2018 eine gestaffelte Zuckersteuer. Getränke werden je nach Zuckergehalt besteuert. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht sich auf Grundlage einer neuen Studie für die Einführung einer gestaffelten Zuckersteuer aus. "Durch eine solche stufenweise Zuckersteuer entsteht ein Anreiz, der Produzenten dazu bewegt, den Zuckergehalt der Getränke deutlich zu reduzieren – teilweise ohne die Getränke teurer zu machen", sagte Studienautor Renke Schmacker. Die Hersteller taten dies, um unter einen niedrigeren Steuersatz zu fallen.
"Eine pauschale Steuer auf zuckerhaltige Getränke wie in Dänemark wäre aber kein Allheilmittel, denn gerade diejenigen, die ihren Zuckerkonsum nicht unter Kontrolle haben und denen eine Steuer helfen könnte, ihren Konsum zu reduzieren, reagieren nicht unbedingt auf eine solche Steuer." In Dänemark gab es zwischenzeitlich eine solche Steuer auf zuckerhaltige Getränke.
Quellen: buten un binnen, dpa und Reuters.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Juni 2024, 19:30 Uhr