Fragen & Antworten
Blitz, Donner, Starkregen: Wie man einem Gewitter richtig begegnet
Soll man Eichen bei Unwetter wirklich weichen? Wenn es in Bremen und Bremerhaven gewittert, verlassen Sie sich nicht auf Halbwissen. Das sind Gewitter-Tipps der Experten.
Wie verhält man sich im Freien richtig bei Unwetter und wo lauern die Gefahren?
Ein ganz grundsätzlicher Rat von Meteorologen lautet: Raus aus dem Wasser. Denn prinzipiell ist zu bedenken: Wasser leitet. Auch im Boot ist man im Zweifel nicht sicher: Sich auf einem Boot aufzuhalten ist gefährlich, denn viele Boote bestehen teilweise aus Metall oder haben Metallmasten. Und an Land sollte man generell freie Flächen meiden wie Felder oder große Plätze. Und weil Nässe leitet, ist es wichtig, auch auf Pfützen zu achten. Selbst eine kleine Pfütze oder eine nasse Wiese kann zur Gefahr werden, selbst wenn das Gewitter noch weit weg ist.
Wie verhalte ich mich bei Gewitter in den eigenen vier Wänden? Darf ich telefonieren? Baden? Oder zieht man am besten alle Stecker?
"Der Telefonmythos stammt noch aus der Zeit der Schnurtelefone", so Meteorologin Claudia Salbert. Grundsätzlich stimme der Mythos, aber bei unseren heutigen modernen Telefonen ist das nicht mehr aktuell und zeitgemäß. "Da gibt es keine Leitung, die gefährlich wird." Dass sich Spannung im Haus über die Stromleitung entladen kann, kann allerdings andere Gerätschaften in Mitleidenschaft ziehen. Es kann zu sogenannten Überspannungsschäden kommen. Dabei können auch metallische Leitungen gefährlich werden, wenn sie zum Beispiel durch die Heizung oder Badewanne mit dem Haus verbunden sind. Wer die Stecker zieht und während des Gewitters nicht unbedingt ein Vollbad nimmt, lebt auf alle Fälle sicherer.
An was muss ich zuhause noch denken, wenn ein Gewitter aufzieht?
Alles, was nicht fest ist, muss gesichert werden: Gartenmöbel, Sonnenschirme und Spielsachen auf dem Balkon, im Garten und auf der Parzelle sollten festgebunden oder reingebracht werden. Durch diese Vorkehrung können Gegenstände nicht herumgeweht werden und so keine Menschen verletzen oder Sachen beschädigen. Es ist wichtig dafür zu sorgen, dass Dächer und der Baumbestand in einem gepflegten Zustand sind. Falls der Keller schon mal feucht geworden ist, sollte man sich überlegen, ob Gegenstände dort hochgestellt oder weggeräumt werden können. Auch Rückstauklappen für den Keller sind für die meisten Häuser sehr sinnvoll.
Starkregen ist ein zunehmendes Problem. Welche Gefahren bedeutet das für den Straßenverkehr?
"Regen an sich ist nicht gefährlich, die Dosis macht das Gift und wenn es zu stark regnet, kann es zu Überschwemmungen kommen", erklärt Andreas Desczka von der Feuerwehr Bremen. In Bremen gibt es bestimmte Überschwemmungs-Spots, bei denen Vorsicht geboten ist: Parkstraße, Parkallee, generell Eisenbahnunterführungen und die Findorffstraße und der Findorfftunnel. In Bremen-Nord ist es vor allem die Bahnunterführung in der Hermann-Fortmann-Straße. "Unterführungen laufen gerne mal voll, Gullis verstopfen durch angeschwemmte Teile." Versiegelte Flächen allgemein seien nicht das Problem, eher die Art der Ableitung des Wassers, so Desczka.
Wann werden Starkregen und Überschwemmungen richtig gefährlich für die Straßenverkehrsteilnehmer?
Für Radfahrer, Fußgänger und Autos gilt: Nicht in Unterführungen fahren, die voll Wasser stehen. "Man kann einfach nicht einschätzen, wie tief das ist", warnt Andreas Desczka von der Feuerwehr Bremen. Vor allem für Autos ist das gefährlich, weil der Motor absterben kann. Und bleibe ich dort stecken, wird es teuer. Auch als Fußgänger weiß man nicht, wo man hintritt.
Warum kommt es bei Starkregen überhaupt zu Überschwemmungen?
"Grundsätzlich: Es gibt immer mehr Starkregen-Ereignisse im Sommer. Dazu führt die zunehmende Bebauung der Städte zur Versiegeln des Bodens und damit zu Überschwemmungen", erklärt Claudia Salbert. Zusätzliche Faktoren wie Trockenheit und verhärteter Boden erschweren das Abfließen der Wassermengen. "Das Wasser muss ja irgendwohin." Die städtische Kanalisation kann die großen Wassermengen in der kurzen Zeit nicht aufnehmen. Besonders bei Unterführungen und Straßen kann es zu temporären Überlastungen des Kanalnetzes kommen. Viele Städte seien sich der Problematiken der zunehmenden "Versiegelung" bewusst: "Diese Starkregen-Gefahren müssen auch als Faktor in der Städteplanung einbezogen werden – und werden es zunehmend auch schon", so Salbert.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Juni 2023, 19:30 Uhr