Wieso in Achim-Uphusen seit Jahrzehnten giftiger Müll im Boden liegt

Ein Bagger steht in einer Grube neben einer Wiese.
Bild: privat

Schon lange schlummern Altlasten des Autobauers Borgward unter einem alten Sportplatz in Uphusen. Anwohner sind verärgert: Sie werfen der Stadt Intransparenz vor.

Unter einem alten Sportplatz in Achim-Uphusen nahe der Bremer Stadtgrenze schlummern Altlasten des Autobauers Borgward. Anwohner sind verärgert: Sie werfen der Stadt und dem Landkreis Intransparenz vor. Neu ist der Fund allerdings nicht: Dass die Altlasten an der Stelle liegen, ist seit Jahrzehnten bekannt.

Wieso sind die Altlasten in Uphusen am Arenkamp wieder ein Thema?

Zum Vorschein kamen die Altlasten im Achimer Ortsteil bei Bauarbeiten. Das Feuerwehrhaus Uphusen soll erweitert werden, es braucht etwa eine neue Fahrzeughalle. Im April hatten die Bauarbeiten begonnen, Anfang Mai stieß ein Bagger auf eine schwarze Bodenschicht. Die Bauarbeiten wurden sofort gestoppt.

Wo genau liegen die Altlasten?

Die Altlasten liegen unter anderem unter einem alten Sportplatz an der Straße Arenkamp. Der Weg führt zu einer Sporthalle und trennt die Fläche in einen größeren und einen kleineren Teil. Auf dem kleineren Teil soll nun gebaut werden, dort wurde bei den Bauarbeiten der Fund gemacht. "Dass sich nördlich der Arenkamp-Sporthalle seit Jahrzehnten noch belasteter Boden unterhalb der oberen Erdschicht befindet, hat uns genauso wenig überrascht wie die alteingesessenen Anliegerinnen und Anlieger", sagt Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld. Die genaue Ausbreitung war allerdings nicht klar.

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Woraus besteht die Altlast und besteht eine Gefahr für die Gesundheit?

Der Stadt Achim zufolge besteht die Altast aus einer Mischung von Restmüll, Altöl, Fabrikationsresten, Verpackungsmaterialien, Elektroteilen und Stoffresten. Bei direktem Kontakt, etwa über die Haut oder über den Mund, könnten sie der Gesundheit schaden. Sich in der Nähe der Altlasten aufzuhalten, sei jedoch ungefährlich. Die Stadt ging deshalb auch davon aus, dass die Abfälle keine Gefahr darstellen, weil sie bis vor Kurzem mit Erde bedeckt waren.

Was sagen Gutachten zu den Altlasten im Boden?

Nach dem Fund im Mai wurde vor allem die Stelle untersucht, auf der das Feuerwehrhaus gebaut werden soll. Die neuen Erkenntnisse wurden am 13. Juni bei einer Bürgerversammlung im Vereinsheim des Turnerbunds vorgestellt, zu der rund 70 Bürgerinnen und Bürger kamen. Bodenproben zeigen erhöhte Werte von belastenden Stoffen, in den Proben wurden Mineralöl und Kohlenwasserstoffe nachgewiesen. Eine Gefahr geht der Stadt Achim zufolge davon aber nicht aus.

Haben die Altlasten einen Einfluss auf das Grundwasser?

Der Stadt Achim zufolge werden seit 20 Jahren Grundwasserproben im Abstand von zwei Jahren genommen. Diese waren immer unauffällig, deshalb sei das Intervall nicht erhöht worden. Die Standorte der Brunnen, aus denen die Wasserproben genutzt wurden, sollen jedoch überprüft und zudem fünf weitere Brunnen gebohrt werden. Anwohner hatten kritisiert, die Standorte der Brunnen seien nicht gut gewählt und die Untersuchungen daher nicht aussagekräftig.

Was kritisieren die Anwohner?

"Da ist etwas in der Erde, von dem man nicht genau weiß, was es ist", sagt ein Anwohner, der anonym bleiben möchte. Er und andere Bewohner Uphusens sind besorgt: Direkt neben der belasteten Fläche liegt unter anderem das Vereinsheim des Turnerbunds Uphusen, die Fläche rund um das Gebiet wird landwirtschaftlich genutzt. Die Sporthalle hinter der Fläche wird auch von der Grundschule Uphusen benutzt, die Schüler kommen am belasteten Boden vorbei. Kritik gibt es auch daran, dass bis vor dem Fund bei den Bauarbeiten vor Ort keine Hinweise auf die Belastung gab. Es habe etwa keine Schilder gegeben. Die Alteingesessen wüssten zwar Bescheid, sagt einer der Anwohner, doch zugezogenen Familien sei nicht bewusst, dass dort Altlasten vergraben sind.

Zur Verunsicherung der Uphuser trägt ein Fall bei, der sich erst kürzlich im Nachbarort Thedinghausen ereignet hat. Wie es in einem Bericht der Kreiszeitung heißt, sind in einem Garten Teerstücke gefunden worden. Daraufhin wurden Grundwasserproben genommen, sie zeigen: Drei Stoffgruppen wurden vermehrt im Grundwasser gefunden, die krebserregend sein können. Auch in diesem Fall liegen die Altlasten seit vielen Jahrzehnten unter der Erde.

Warum gab es kein Schild oder Zaun an der Stelle?

Seit den 1990ern ist das Betreten der Fläche nicht erlaubt, teilt die Stadt Achim mit. Es handle sich dabei um ein Privatgelände der Stadt. Da das reine Betreten keine Gefahr darstellte, wurde auf einen Zaun verzichtet. Warum es bislang keine Warnschilder an der Stelle gab, lässt sich laut Stadt nicht mehr klären. Mittlerweile wurden Hinweisschilder aufgestellt. Zusätzlich soll ein Bauzaun um den alten Sportplatz errichtet werden.

Wieso werden die Altlasten nicht einfach entfernt?

Das Auskoffern und Entsorgen des Bodens kann laut Stadt Achim zehn bis 20 Millionen Euro kosten. Nach dem Bodenschutzgesetz wäre es aber auch zulässig, die Altlasten abzusichern, sodass sie in Richtung Grundwasser sowie Erdoberfläche keine Gefahr darstellen. Gibt es solche Altlasten auch an anderen Stellen in Bremen und Niedersachsen? Derartige Umweltsünden gibt es nicht nur in Uphusen. Wie das Niedersächsische Bodeninformationssystem Nibis zeigt, gibt es sie an vielen Stellen in Niedersachsen. Wo in Bremen und Bremerhaven Altlasten liegen, zeigt diese Karte des Bremer Umweltressorts.

Wie geht es auf dem Gelände in Uphusen weiter?

Da die Belastung im Bereich der Baustelle laut Stadt Achim ungefährlich ist, soll der Bau in Kürze fortgesetzt werden. Der gesamte Bereich soll allerdings gutachterlich neu bewertet werden. Das dauert voraussichtlich bis zum Ende des Jahres.

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