Interview
Nach Missbrauch-Prozess: Bremer Sportbund fordert stärkere Prävention
Bewährungsstrafe für Bremerhavener Trainer wegen sexueller Übergriffe
Ein Tennistrainer in Bremerhaven wurde wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Die Präsidentin des Landessportbunds erklärt, was sich in Vereinen verbessern muss.
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Das Landgericht Bremen hat einen ehemaligen Tennistrainer wegen sexueller Übergriffe auf Kinder und Jugendliche zu zwei Jahre Haft auf Bewährung verurteilt. Der Angeklagte habe jahrelang Jugendliche trainiert und dabei immer mehr Grenzen überschritten. Er brachte vier Jungen dazu, intime Videos von sich zu machen und ihm zu schicken. Außerdem filmte er die Kinder unter der Dusche.
buten un binnen hat mit der Präsidentin des Landessportbunds (LBS), Eva Quante-Brandt, gesprochen – über diesen Fall, aber auch darüber, was Vereine jetzt tun müssen.
Was nehmen Sie und der Landessportbund Bremen aus dem Fall und diesem Urteil mit?
Ich bin sehr froh, dass es zu einem Urteilsspruch gekommen ist. Ich bin auch den Kindern und Eltern sehr dankbar, dass sie diesen Fall zur Anklage gebracht haben.
Wir als Landessportbund wissen, dass das Thema 'sexualisierte Gewalt im Sport' ein wichtiges ist und dass wir gucken müssen, dass wir die Präventionsmaßnahmen in den Vereinen noch schneller etablieren. Und dass den Trainerinnen und Trainern klar ist, was für sie tabu ist und das auch Kinder und Jugendliche und die Eltern wissen, was Trainer dürfen und was nicht.
Wo sind die Grenzen und Tabuzonen, bei denen Vereine hellhörig werden sollten?
Ein Trainer gehört nicht in einen Duschraum, nicht in die Umkleide – das sind Zonen, die als Trainer nicht zu begehen sind. Es darf nicht dazu kommen, dass es eins-zu-eins-Kontakte gibt, es muss immer eine Gruppe dabei sein.
Es muss für die Vereine klar sein, dass es Ansprechpersonen und anonymen Telefonnummern gibt. Beide Anlaufpunkte müssen den Sportlern und Sportlerinnen in den Vereinen bekannt sein. Das sind alles Punkte, die kann man einhalten, die sind leicht zu gewährleisten.
Ein letzter Punkt, der mir auch in dem Zusammenhang sehr wichtig ist: Wir haben sehr gute Beratungsstellen, wir haben das Jugendbüro, wir haben den Kinderschutzbund und wir haben den Mädchennotruf.
Der Tabubruch geschieht durch den Täter, die Täterin. Die Scham darf nicht dazu führen, dass Kinder und Jugendliche oder Eltern schweigen.
Eva Quante-Brandt, Präsidentin des LSB Bremen
Wie können Vereine sicherstellen, dass so ein Fall wie der in Bremerhaven nicht unentdeckt bleibt?
Transparenz herstellen, keine Heimlichtuerei und keine Sorge haben, dass es den Verein befleckt, wenn man solche Themen bespricht. Sondern Vereine sollten das Selbstbewusstsein haben zu sagen: Wir wollen wissen, wenn etwas passiert und wir gehen damit auch an die Öffentlichkeit.
Das hilft allen – den Kindern, den Jugendlichen, den Eltern und auch den Trainerinnen und Trainern, die mit Schutzbefohlenen arbeiten.
Wie zufrieden sind Sie mit der Aufklärung des Falls in Bremerhaven?
Was sich an der Bearbeitung zeigt: Das Tempo müsste erhöht werden. Der Verein sucht Menschen, die auch die Verantwortung für eine solche Rolle übernehmen.
Als Landessportbund würde ich mir wünschen, dass das etwas schneller passiert. Ich weiß aber auch um die personellen Nöte der Vereine.
Das Gespräch führte Steffen Hudemann für buten un binnen TV. Aufgeschrieben und redigiert hat es Marike Deitschun.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. Februar 2025, 19:30 Uhr