Fragen & Antworten

Verregneter Sommer? Bremens Pilzsammler freut's

Eine Frau schneidet einen Steinpilz (Archivbild)

Pilzsaison: Giftzentrum verzeichnet mehr Vergiftungen

Bild: Imago | teamwork/Thomas Rathay

Bei welchem Wetter Pilze am besten gedeihen, wo man sie findet und was man bei der Pilzsuche unbedingt vermeiden sollte, erklärt ein Bremer Sachverständiger.

Pilze mögen es gern feucht und nicht zu heiß oder zu kalt, dann sprießen sie an jeder Ecke – wie zurzeit an vielen Stellen in Bremen. Doch nicht alle der Exemplare sollte man zum essen mitnehmen: Nach Angaben der Medizinischen Hochschule Hannover wurden dort seit Anfang August bereits sechs Menschen mit Pilzvergiftungen auf der Intensivstation behandelt. In einem Fall verlief die Vergiftung sogar tödlich. Auch das Giftinformationszentrum Nord, dessen Notruf auch für Bremen zuständig ist, warnte vor unbedachtem Verzehr.

Wie wirkt sich der verregnete Sommer auf die Pilzsaison aus?

Pilzsaison ist in Norddeutschland klassischerweise im September und Oktober. Dann sind häufig die Wetterverhältnisse so, dass sie gut gedeihen können. In diesem Jahr geht die Saison schon früher los. "Es bedarf einer bestimmten Wetterfolge, um bestimmte Pilze hervorzubringen. Die Hauptsaison beginnt in diesem Jahr früher wegen der Feuchtigkeit – zumindest, was die Menge der zu findenden Pilze angeht. Allerdings waren die letzten Wochen so nass, dass einige Pilze regelrecht nasse Füße bekommen haben. Das mögen sie auch nicht", erklärt der Bremer Pilzsachverständige Simon Makhali. Doch ganz anspruchslos sind Pilze nicht: Starkregen zum Beispiel vertragen sie nicht so gut. "Ideal ist nach einer langen trockenen Phase ein sanfter Landregen. Denn der Boden muss erstmal durchfeuchtet werden. Danach darf es dann nicht wieder trocken und auch nicht allzu windig werden. Denn der Wind pustet die Feuchtigkeit in Bodennähe weg, die für das Pilzwachstum wichtig ist."

Verkehrsinsel, Grünstreifen, Straßenrand: Überall sprießen Pilze aus dem Boden. Sind die essbar?

Abgesehen davon, dass man sich genau auskennen muss, bevor man Pilze selbst sammelt, zubereitet und isst, sollte man auf die Exemplare am Straßenrand generell lieber verzichten. "Pilze vom Straßenrand einer vielbefahrenen Straße sollte man lieber nicht zum Essen mitnehmen, auch wenn nicht alle Pilze gleich viele Schwermetalle aufnehmen. Ebenfalls meiden sollte man klassische Hunderouten", empfiehlt Pilzexperte Makhali.

Ein Maronen-Röhrling im Wald (Archivbild)
Der Maronenröhrling ist ein beliebter Speisepilz in der Region um Bremen. Allein vom Foto sollte man sich beim Sammeln aber nicht leiten lassen. Bild: Imago | Steffen Schellhorn

Wo findet man Pilze?

Der Wald ist die größte Fundstätte für Sammler. Simon Makhali weist auf die vielen Waldgebiete rund um Bremen hin: Bei Schwanewede, Osterholz-Scharmbeck oder Syke zum Beispiel. Ins Unterholz sollte man sich allerdings nicht begeben. "Faustregel: Sieht man im Waldstück eine große Krautschicht, also viele Brombeersträucher, Brennnesseln und Farne, dann braucht man hier gar nicht erst zu suchen", sagt Makhali. Ganz versteckt sind die Pilzgründe also nicht unbedingt: "Dort, wo der Wald besser durchwanderbar ist, und am Wegesrand, wird man eher fündig."

Kann ich mich mit einer guten Pilz-Erkennungs-App auf die Suche machen?

"Es gibt total gute Pilz-Apps und Pilz-Bücher. Ob sie mir nutzen, hängt aber stark davon ab, wie viele Vorkenntnisse ich habe", sagt Makhali. Als Pilzsammler müsse man sehr genau hinschauen können, denn es gehe immer um eine Kombination aus verschiedenen Merkmalen, um einen Pilz zuverlässig bestimmen zu können. Und nur mit der korrekten Bestimmung ist man auf der sicheren Seite, was die Genießbarkeit angeht. Was in Büchern und Apps beschrieben sei, könne man nicht immer eins zu eins und ohne Erklärung an den echten Exemplaren erkennen. "Man kommt einfach nicht drum herum, sich das von jemandem mit viel Erfahrung zeigen zu lassen." Wer auf eigene Faust sammelt, sollte viel über Pilze wissen. "Ich muss einen Überblick haben, welche Gattungen es gibt. Die wichtigsten Giftpilze muss ich sehr gut kennen", sagt der Pilzsachverständige.

Ein Steinpilz wird im Wald mit einem Messer geschnitten (Archivbild)
Will man den Pilz einem Sachverständigen zur Bestimmung vorlegen, sollte man ihn am besten ganz entnehmen. Bild: Imago | lausitznews.de

Wie sollte man Pilze am besten aus dem Boden nehmen?

Die meisten Pilzsammler haben ein spezielles Messer dabei. Aber: "Schneiden oder drehen ist dem Pilz egal", sagt Makhali. Allerdings kann es sinnvoll sein, einen Pilz ganz aus dem Boden zu entnehmen, wenn man sich unsicher bei der Bestimmung ist und ihn zum Beispiel einem Pilzsachverständigen vorlegen will. "In diesen Fällen sollte ich den Pilz immer ganz entnehmen, also unter dem Pilz fassen und mit einem Messer heraushebeln."

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 8. August 2023, 9:10 Uhr