Was der Umbruch in der Container-Schifffahrt für Bremerhaven bedeutet

Der in China gebaute Megafrachter "MSC Michel Cappellini" liegt im Bremerhavener Hafen.

Was der Umbruch in der Container-Schifffahrt für Bremerhaven bedeutet

Bild: dpa | Sina Schuldt

Wegen veränderter Logistikströme stellen Reedereien wie MSC ihr Container-Geschäft um. Für Bremen und Bremerhaven gehen damit teure Investitionen, aber auch Chancen einher.

Mit der MSC Cappellini ist vor Kurzem eines der weltweit größten Containerschiffe in Bremerhaven getauft worden. Dass die Reederei aus der Schweiz den Festakt mit mehr als 800 Ehrengästen an der Stromkaje veranstaltet hat, sollte auch ein Zeichen sein, betonte Nils Kahn, Geschäftsführer von MSC Deutschland: "Der deutsche Markt mit Bremen und Bremerhaven ist für MSC besonders relevant."

Wir beschäftigen 370 Mitarbeiter und werden in Bremerhaven ein Büro eröffnen – für uns hat das eine strategische Relevanz.

Nils Kahn, Geschäftsführer von MSC Deutschland

Corona und Inflationen wirbeln Logistikströme durcheinander

Das Containergeschäft befindet sich in einem heftigen Umbruch. Corona-Pandemie und Inflationen haben die weltweiten Logistikströme vollkommen durcheinandergewirbelt. Auf vielen Strecken gibt es nach wie vor Verzögerungen, ganze Warenströme haben sich neue Wege gesucht – und beim Containergeschäft für Rückgänge in Häfen von rund 20 Prozent gesorgt. Die Reedereien stellen sich inzwischen neu auf – wie auch MSC, die aktuell weltgrößte Containerreederei.

Zwar läuft noch eine Allianz mit der dänischen Großreederei Maersk bis 2025, doch es gibt bereits erste Auflösungserscheinungen in der Zusammenarbeit. Mehr noch: MSC arbeitet offenbar schon daran, die eigenen Fahrpläne umzukrempeln. So will das Unternehmen in Bremerhaven einen neuen Fernost-Dienst etablieren – und zwar nach China.

Im September soll es damit bereits losgehen. Man reagiere auf die Nachfrage der Kunden, so MSC. Bis Shenzhen in China legen die Frachter nur zwei Stopps in Saudi-Arabien und Singapur ein.

Teure Investitionen in Bremerhaven notwendig

Um auch künftig die großen Schiffe in Bremerhaven abfertigen zu können, müssen jedoch mehrere Hundert Millionen Euro investiert werden. Das hat der Bremer Senat angekündigt. Gleichzeitig setzt man auf Unterstützung vom Bund – doch da passiert bislang zu wenig, sagt der neue Staatsrat für Häfen in Bremen, Kai Stührenberg (Linke): "Die zurzeit 40 Millionen für die deutschen Seehäfen werden nicht reichen."

Der Beitrag des Bundes wird größer sein müssen.

Kai Stührenberg (Linke), Staatsrat für Häfen in Bremen

Hinzu kommt zunehmender Druck auf die Reeder, Schiffe mit nachhaltigen Antrieben zu entwickeln und auf die Strecken zu bringen – weg vom Schweröl. Eine spannende Gemengelage, in der Bremen auch Chancen sieht. "Wir sind in einem massiven Wettbewerb", sagt Stührenberg. "Deswegen müssen wir leistungsfähig sein und uns modernisieren."

Wenn wir in die Kaje investieren und hier einen weiteren zentralen MSC-Hub aufbauen können, haben wir etwas, was für die Zukunft von Bremen und Bremerhaven von großem Wert ist.

Kai Stührenberg (Linke), Staatsrat für Häfen in Bremen

Es braucht ein besseres Miteinander zwischen den Häfen

Hinter den Kulissen wird auch immer noch über eine mögliche Kooperation der Häfen von Bremerhaven, Bremen und Hamburg diskutiert. Die offiziellen Gespräche dazu sind aber wegen des Ukraine-Kriegs ausgesetzt worden. Die Handelskammern von Bremen und Niedersachsen hatten zuletzt dafür plädiert, die Politik solle sich nicht in Unternehmensentscheidungen einmischen. Allerdings brauche es ein besseres Miteinander zwischen den Häfen.

Auch MSC-Deutschland-Chef Kahn hält eine bessere Zusammenarbeit der Häfen für nötig. "Ich bin überzeugt davon, dass die Häfen in Deutschland mehr aneinanderrücken sollten und dass auch auf Bundesebene mehr Unterstützung für die Häfen geleistet wird."

Weltweit größtes Containerschiff in Bremerhaven getauft

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Dirk Bliedtner
    Dirk Bliedtner Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, der Morgen, 21. August 2023, 7:10 Uhr