Fragen & Antworten
Kulturkirche vor dem Aus? Was Bremen mit St. Stephani verlieren würde
Am Mittwoch tagt der Kirchentag – denn die Kirche muss sparen. Jetzt soll darüber entscheiden werden, ob die Kulturkirche St. Stephani schließen soll.
Die Evangelische Kirche muss sparen und Bremen bildet da keine Ausnahme. Bis 2025 sollen 20 Prozent ihrer Ausgaben wegfallen, weitere zehn bis 2030. Vor wenigen Wochen hat der Kirchenausschuss deshalb vorgeschlagen, die kulturelle Arbeit der Kirche St. Stephani aufzugeben. Eine Kürzung von 30 Prozent könne sie nicht verkraften, so die Bremische Evangelische Kirche (BEK).
Die Entscheidung soll beim Kirchentag an diesem Mittwoch fallen. Doch wie geht es mit der Kultur in der Kirche weiter? Und was hat die Kulturkirche in den vergangenen Jahren bewirkt? Buten un binnen blickt zurück auf mehr als 15 Jahre Geschichte – und in die Zukunft.
Wie ist die Kulturkirche St. Stephani entstanden?
Die Kirche St. Stephani in Bremen-Mitte prägt bereits seit dem Mittelalter das Stadtbild Bremens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie stark beschädigt, danach hat ein Team unter Leitung von Architekt Arthur Bothe sie wiederaufgebaut. Seit 2007 ist St. Stephani Bremens evangelische Kulturkirche.
Was für Veranstaltungen finden in St. Stephani statt?
Jedes Jahr sind hier Konzerte, Kunstausstellungen, Filmvorführungen und Vorträge neben den Gottesdiensten zu finden. Die Veranstaltungsreihe "Theaterpredigt" hat 2009 den Evangelischen Kulturpreis "Grenzgänger" erhalten. Seit ihrer Gründung bis zum Jahr 2022 haben laut Kirche 75 Ausstellungen in der Kulturkirche stattgefunden. Hinzu kommen 36 musikalische Uraufführungen und sieben Erstaufführungen. Im Jahr 2019 gab es 99 Veranstaltungen, zu denen 12.172 Besucher und Besucherinnen kamen. Im Pandemiejahr 2020 waren es 95 Events für knapp die Hälfte der Besucher.
Wie viele Stipendien wurden finanziert?
Seit 2011 hat die Kulturkirche 13 Stipendien vergeben und damit Bremer Künstler und Künstlerinnen gefördert. Jedes Stipendium ist mit 14.000 Euro dotiert. Für jeweils zehn Monate konnte sich bislang der ausgewählte Kunstschaffende dem Verhältnis zwischen Kunst und Religion widmen und das Ergebnis in seiner Arbeit widerspiegeln. Kunststipendiaten für das Jahr 2023/2024 sollen ihre Projekte weiterführen können, heißt es.
Was kostet die Kulturkirche?
Die Ausgaben der Kulturkirche betragen 510.000 Euro pro Jahr. 350.000 davon entfallen auf Personalkosten, 160.000 auf Sachkosten. Für das Jahr 2023 seien Letztere bereits auf 100.000 Euro reduziert worden, so die BEK.
Was passiert mit dem kulturellen Programm der BEK?
"Die Aufgabe des Arbeitsbereiches Kulturkirche bedeutet nicht, dass die Bremische Evangelische Kirche ihre kulturellen Aktivitäten einstellt", schreibt die BEK. Momentan fließen beispielsweise fast 2,2 Millionen Euro pro Jahr in die Kirchenmusik. Dabei werden unter anderem Posaunen, Orgeln, Chöre, Stipendien und Veranstaltungen berücksichtigt. Ausstellungen und Förderung von jungen Musikrichtungen wie die Pop-Musik sind ebenfalls Teil des Programms. Unklar ist es laut BEK noch, ob es in den kommenden Jahren hier weitere Kürzungen geben wird.
Was passiert mit der Kirche St. Stephani, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen?
Wenn der Kirchentag dem Vorschlag des Ausschusses zustimmt, endet das kulturelle Programm in St. Stephani Ende Dezember dieses Jahres. Die Räume der Kirche sollen weiterhin für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, auch die Kantorei bleibt erhalten. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kulturkirche sollen neue Aufgaben innerhalb der BEK gesucht werden. Entlassungen werde es nicht geben, betont die Bremische Evangelische Kirche in einer Stellungnahme.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Mai 2023, 19:30 Uhr