Fragen & Antworten
Darum ist Ganderkesee Karnevalhochburg und Bremen bleibt still
Vor langer Zeit haben die Protestanten den Bremern das Karneval-Feiern ausgetrieben – scheinbar bis heute. Dabei liegt nicht weit von Bremen entfernt eine echte Karnevals-Hochburg.
In Köln, Düsseldorf, Mainz und anderen Städten wird in diesen Tagen gefeiert: Draußen laufen überall Menschen in unterschiedlichen Kostümen rum, als Prinzessin, Ritter oder Pumuckl, rufen "Alaaf" oder "Helau" und fangen die Süßigkeiten, die ihnen die Menschen vom Karnevalswagen zuwerfen. In Bremen sind solche Bilder eher schwer vorstellbar.
Warum feiern Bremer kein Karneval?
Der Grund dafür liegt in der Religion: Bremen ist protestantisch geprägt und Karneval ist aus dem katholischen Glauben entstanden. Früher gab es im Katholizismus unterschiedliche Zeiten, in denen verschiedene religiöse Feste, wie zum Beispiel Karnevalsperioden stattgefunden haben, erklärt die Bremer Kulturwissenschaftlerin Dorle Dracklé.
Am 12. November habe früher eine 40 Tage lange Fastenzeit angefangen, in der die Menschen bis Weihnachten gefastet haben. Vor dieser Fastenzeit gab es eine Karnevalszeit, die gleichzeitig auch Martinstag war: der 11. November. Seitdem ist der Tag für Karnevalisten ein besonderer.
Dass Bremen protestantisch geprägt ist, liegt an den calvinistischen Wanderpredigern – diese sind Anfang des 16. Jahrhunderts von Holland nach Bremen gekommen. Calvinisten seien sehr strenge Protestanten gewesen, sagt Dracklé: "Da durfte man nicht lachen, da durfte man nicht tanzen. Alles Ausschweifende war verboten."
Die Tradition hat sich einfach verloren. Sie wurde einfach im 16. Jahrhundert abgeschnitten, es gab dann überhaupt keine Atmosphäre mehr, in der das noch stattfinden konnte.
Dorle Dracklé, Kulturwissenschaftlerin
Warum wird in Ganderkesee gefeiert?
Um die 23 Kilometer von Bremen entfernt liegt Ganderkesee – eine kleine Gemeinde im Landkreis Oldenburg. Einmal in Jahr herrscht dort Ausnahmezustand beim "Fasching um den Ring".
Timo Vetter ist der Sprecher der Gemeinschaft der Ganderkeseer Vereine (GGV), die den Karneval organisiert und er erzählt, dass im Jahr 1951 alles angefangen hat. Sport-, Turn- und Schützenverein haben beschlossen, eine Maskerade zu veranstalten – mit zwei Fahrzeugen und lauter Musik haben die Vereine für ihre Veranstaltung geworben, was früher schon viele Schaulustige angezogen hat.
Mehr Vereine haben sich der Gruppe schon im Jahr 1951 angeschlossen. Ein Jahr später wurde das erste Prinzenpaar gewählt, bis heute finden Feiern statt und es gibt einen Umzug – immer am Samstag vor Rosenmontag.
Und wie feiern die Ganderkeseer Karneval?
Streng genommen gar nicht – denn in Ganderkesee wird Fasching gefeiert, und zwar mit Büttabenden, Umzug, Party und Frühschoppen. Neben den regulären Büttabenden ist am Sonntag auch Kinderfasching – mit einem zweistündigen Programm von und für Kinder.
Dieses Jahr sind es knapp 70 Gruppen, die am "Fasching um den Ring" teilnehmen und insgesamt vier Büttenabende hat die Gemeinschaft der Ganderkeseer Vereine organisiert. Tanzgarde, Band und Büttenredner treten an den vier verschiedenen Abenden auf.
Ganz Ganderkesee ist aber nicht in Party-Laune. "Karnevalsmuffel gibt es immer", erzählt Timo Vetter von der GGV. "Es sind immer dieselben, die sich dann über die Lautstärke beklagen. Und wer Fasching nicht mag, der soll einfach nicht vorbeikommen." Für ihn selbst ist das keine Option, schon als Kind war er immer an Fasching verkleidet und ist seit 15 Jahren aktiv im Verein.
Wir sind stolz auf die Masse an aktiven Menschen, wir haben sehr viele Ehrenamtliche.
Timo Vetter, Sprecher der Gemeinschaft der Ganderkeseer Vereine (GGV)
Ist Ganderkesee die einzige Karnevals-Hochburg in der Region?
Nein, nicht nur in Ganderkesee wird gefeiert: Unter anderem in Arsten gibt es am Samstag eine Karnevalsparty und auch Achim im Kulturhaus wird gefeiert. In vielen Bremer Schulen und Kindergärten feiern die Kinder auch am Rosenmontag – so ganz kann Bremen ohne Karneval also doch nicht.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. Februar 2024, 19:30 Uhr