Interview

Arzthelferin Katja Reimann: "Mich hat es gefreut, anderen zu helfen"

Eine Frau hält eine Impfspritze in der Hand.
Gerade die Impfungen gegen das Coronavirus waren sehr herausfordernd für die Arzthelferinnen wie Katja Reimann. Bild: Dr. Mūhlenfeld | Klama

Die größte Herausforderung 2021 war in der Praxis sicher die Corona-Impfungen. Das war sehr anstrengend für Katja Reimann – aber es gab auch herzzerreißend-schöne Momente.

Katja Reimann ist seit 19 Jahren medizinische Fachangestellte und arbeitet in der Gemeinschaftspraxis von Hans-Michael Mühlenfeld in Bremen. Gelernt hat sie ursprünglich mal Tierarzthelferin. In der Coronazeit in den vergangenen zwei Jahren ist die Praxis richtig groß geworden und sie hat die unterschiedlichsten Emotionen ihrer Patienten und Patientinnen mitbekommen. Mit uns hat sie noch einmal auf das Jahr 2021 zurückgeblickt – und ihre Hoffnungen fürs kommende Jahr geteilt.

Corona hatte die Praxis, in der Sie arbeiten, auch in diesem Jahr ziemlich fest im Griff. Was hat Sie denn besonders bewegt?

Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Mich hat in diesem Jahr eine Frau sehr bewegt. Als ich sie angerufen habe, um ihr zu sagen, dass ich einen Impf-Termin für sie habe, hat sie angefangen zu weinen und mir erzählt, dass sie nun endliche ihre Freundin wiedersehen könne. Die Freundin war krebskrank und deshalb waren sie natürlich sehr darauf bedacht, sie nicht zu gefährden. Aber die Frau wollte ihr gleichzeitig auch nahe sein und sie begleiten. Als sie zum Impfen kam, sagte sie: 'Jetzt muss ich nur noch ein paar Wochen warten, dann kommt die zweite Impfung und dann kann ich sie zwei Wochen später in den Arm nehmen.' Das war herzzerreißend für mich. Und es hat mich sehr froh gemacht, dass ich Menschen so helfen kann. Die Menschen, die sich aus Fürsorge anderen gegenüber haben impfen lassen, waren alle dankbar. Das war toll. Persönlich habe ich mich besonders über die Geburt meines vierten Enkelkindes gefreut. Das war ein sehr schöner Lichtblick in diesem Jahr.

In diesem Pandemie-Jahr waren vor allem die Impfungen gegen das Coronavirus ein sehr großes Thema. Was war besonders schwierig in der Organisation Ihrer Arbeit?

In den Hausarztpraxen impfen wir ja alle zusätzlich zur eigentlichen Arbeit. Ich bin für die Bestellung der Impfdosen zuständig und wir bekommen ungefähr 28 Impfungen während der Sprechstunde hin. Dann haben wir natürlich auch damit geplant und die Termine gelegt. Dann heißt es aus der Apotheke aber, dass wir nur 14 Impfdosen geliefert bekommen – und dann muss man natürlich überlegen, wie man alle Termine einhalten kann. Schließlich wollen wir unseren Patienten auch nicht absagen – in dem Fall haben wir es jetzt hinbekommen. Mittlerweile impfen wir aber nach einem anderen System. Wir haben in der Adventszeit freies Impfen an den Samstagen angeboten. Das war dann natürlich außerhalb unserer eigentlichen Arbeitszeit, aber einfacher in der Organisation. Wirklich hart war, dass viele ihren Frust an uns ausgelassen haben – aber wie gerade schon gesagt, gab es auch tolle Momente.

Unabhängig von dem organisatorischen Aufwand der Impfungen: Was waren 2021 für Sie die schwierigsten Situationen?

Im vergangenen Jahr ist mir aufgefallen, dass der Egoismus einiger Menschen zugenommen hat. Hart war auch, dass vor allem ältere Menschen sehr traurig waren. Viele sind komplett alleine und wir betreuen auch ein Heim mit Demenzkranken. Die haben geweint und in den Momenten, in denen sie klar denken konnten, gesagt: 'Ist doch eh meine Endstation, warum darf ich meine Familie nicht sehen?'

Was sind Ihre Wünsche für das Jahr 2022?

Für das kommende Jahr wünsche ich mir einfach wieder mehr Normalität – und wenn es mit Maske wäre, dann ist es so. Aber vor allem für die Kinder und meine Enkel wünsche ich mir, dass wir wieder mehr gemeinsam unternehmen können. Wir gehen so gerne in Parks und auf Spielplätze. Als Gesellschaft müssen wir die Kinder mehr im Blick haben, finde ich.

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Dezember 2021, 19:30 Uhr