Interview

Beeinträchtigung? Egal! 19-jährige Delmenhorsterin liebt ihre Arbeit

Die 19-jährige Tamina Schmidt füttert auf dem Biohof Varrel bei Bremen die Hühner.
Tamina Schmidt füttert auf dem Biohof Varrel bei Bremen die Hühner. Das ist eine der Aufgaben während ihres freiwilligen ökologischen Jahres. Bild: privat | Tamina Schmidt

Seit diesem Jahr fördert Niedersachsen das freiwillige ökologische Jahr für Menschen mit Behinderung. Davon profitiert auch Tamina Schmidt. Sie hat das Down-Syndrom.

Tamina Schmidt ist 19 Jahre alt. Das Besondere an ihr: Sie hat ein Chromosom mehr als andere Menschen. Daher lebt sie mit Trisomie 21, dem sogenannten Down-Syndrom. Sie wohnt in einer eigenen Wohnung in Nachbarschaft zu ihrer Mutter in Delmenhorst. Seit Anfang September absolviert sie ein freiwilliges ökologisches Jahr auf einem Biohof in Varrel bei Bremen.

Hallo Tamina, wie war denn dein Arbeitstag heute?

Der war richtig gut. Und der hat richtig viel Spaß gemacht.

Was hat denn besonders Spaß gemacht?

Ich habe den Hof sauber gemacht, ich habe Heu weggemacht. Und dann habe ich auch noch die Pferde-Kacka weggemacht.

Du arbeitest ja auf einem Biohof. Um welche anderen Tiere kümmerst du dich dort, außer um die Pferde?

Es gibt Pferde, Kühe und Hühner.

Und um welche Tiere kümmerst du dich am liebsten?

Um alle. Ich mag Pferde, Kühe und Hühner gleich gerne.

Wie läuft denn ein normaler Tag auf dem Hof ab?

Wenn ich morgens auf dem Biohof ankomme, ziehe ich mir erstmal die Arbeitshandschuhe an. Dann mache ich die Pferde-Kacka weg. Danach gebe ich den Kühen zu essen. Danach mache ich den Pferdestall sauber. Und zur Mittagszeit gehe ich zum Hühnermobil. Und da sammele ich die Eier.

Ein Hühnermobil? Was ist das?

Es hat eine Klappe zum Hochmachen. Und damit kann man an verschiedene Orte fahren.

Und wie hilfst du bei den Hühnern mit?

Ich muss die Eier sortieren. Und ich gucke dann auch mit einer Lampe, ob ein Ei kaputt ist oder nicht kaputt ist. Und dann muss ich die Kartons für die Eier kleben.

Tamina Schmidt kümmert sich auf dem Biohof in Varrel auch um die Pferde.
Die 19-jährige Tamina Schmidt kümmert sich auf dem Biohof in Varrel auch um die Pferde. Bild: orivat | Tamina Schmidt

Das heißt, die Eierkartons, die im Supermarkt liegen, die hast du fertiggemacht?

Ja.

Wann fängst du eigentlich morgens an zu arbeiten?

Montag und Freitag von 9 bis 12 Uhr. An den anderen Tagen der Woche arbeite ich länger, also bis zum Nachmittag.

Und was gefällt dir bei der Arbeit am besten?

Ich finde alles gut.

Alles? Dann brauche ich dir die nächste Frage ja gar nicht zu stellen. Ich wollte nämlich fragen, ob du dich auch mal über etwas ärgerst bei der Arbeit?

Hmm. Nein. Oder? Doch. Wenn ein Ei kaputt ist, dann ja.

Hast du schonmal versehentlich ein Ei fallen lassen?

Ja, einmal.

War der Bauer stinksauer oder hat er gelacht?

Nee, mein Chef ist supernett.

Du hast dein freiwilliges ökologisches Jahr im September begonnen. Und du bekommst für deine Arbeit ein sogenanntes Taschengeld. Was hast du denn mit diesem Geld vor?

Ich spare.

Und worauf?

Auf einen Urlaub. Ich will nochmal wieder Delfinschwimmen.

Wo hast du das denn gemacht?

Curaçao.

In der Karibik. Das klingt interessant. Das heißt, Delfine findest du noch ein bisschen besser als Hühner?

Ja. (Sie lacht.)

Das freiwillige ökologische Jahr soll ja auch helfen, sich beruflich zu orientieren. Hast du schon eine Idee, was du später beruflich machen willst?

Ja. (Sie überlegt.) Ich weiß nicht. Ich würde gerne in einem Kindergarten arbeiten.

Oh, das ist ein schöner Beruf. Ich habe auch mal ein Jahr lang in einem Kindergarten gearbeitet. Das war ein Kindergarten, wo alle Kinder hingehen konnten, auch wenn sie eine Beeinträchtigung hatten. Einem dieser Kinder habe ich damals assistiert. Wie ist das mit dir? Du hast auch eine Assistentin, oder?

Ja.

Wo hilft sie dir bei der Arbeit?

Wenn ich Hilfe brauche, zum Beispiel beim Tragen. Wenn ich die Eier trage.

Würdest du anderen Mädchen und Jungen empfehlen, auch ein freiwilliges ökologisches Jahr zu machen?

Nee. (Sie stockt.) Ähm, ich meinte Mädchen nicht, aber Jungs ja.

Ach. Und warum?

Weil Jungs stärker als ich sind. (Sie lacht.)

Also ist die Arbeit, die du machst, aus deiner Sicht am ehesten was für Jungs oder starke Mädchen?

Ja. Das meinte ich.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. November 2022, 19:30 Uhr