Darum ist die Innenstadt aus Sicht von Bremerhavener Jugendlichen tot

Ein Gang im Columbus-Center Bremerhaven
Die Bremerhavener Innenstadt ist aus Sicht von Bremerhavener Jugendvertretern tot. Bild: Radio Bremen | Boris Hellmers

Hässlich, grau und langweilig: So empfindet eine Vertreterin des Bremerhavener Jugendparlaments die Innenstadt. Sie wünscht sich ein Café für junge Menschen.

"Innenstadt tot für Jugendliche", das steht weiß auf schwarz in fetten Buchstaben als Post auf der Instagram-Seite des Bremerhavener Jugendparlaments. Die Kritik: Die Innenstadt sei zu langweilig – das Columbuscenter so groß und leer: "Jugendliche wollen nicht für irgendeinen Bäcker in die Stadt kommen." Stattdessen fordern die Jugendlichen größere Läden, oder einen Treffpunkt, "der nicht die Stadtbibliothek ist."

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Eine der Vertreterinnen im Jugendparlament ist Dilara Demir. Sie hat mit an dem Post geschrieben. "Die Innenstadt ist verdammt hässlich. Sie ist grau, sie hat nichts zu bieten, sie hat keine Hingucker. Ich schaue da nicht gerne drauf", lautet ihr Urteil.

Das einzige, was die Innenstadt im Moment schön machen kann, ist die Sonne.

Dilara Demir, Vertreterin Bremerhavener Jugendparlament

Zwar glaubt Demir nicht, dass die großen Läden nach Bremerhaven kämen, "weil es nicht genug Leute gibt, die dort einkaufen können." Trotzdem will Sie gemeinsam mit dem Jugendparlament dafür sorgen, dass das Columbuscenter besser genutzt werde, "anstatt dort leere Läden und einen Eisladen zu haben."

Karstadt-Aus und Corona ziehen ihre Schatten

Der Leerstand, den Demir kritisiert, ist kein neues Problem: Spätestens seit Karstadt in Bremerhaven im Dezember 2020 schließen musste, blieb viel Kundschaft weg. Hinzu kam die Corona-Krise, die etliche weitere Ladenbetreiber in der Innenstadt zum Aufgeben zwang. Es gibt zwar keine Zahlen aber spricht man mit Passanten und verbliebenen Ladenbesitzern, sind die sich einig, dass durch das Fehlen des großen Kaufhauses Karstadt und den damit verbundenen weiteren Schließungen weniger Kunden die Innenstadt besuchen.

Die Stadt will das ehemalige Karstadt-Gebäude nun abreißen lassen und auf das Gelände unter anderem eine Markthalle, ein Medienhaus und Wohnraum bauen. Laut Magistratssprecherin Laura Bohlmann ist Bremerhaven aktuell im Austausch mit Investoren.

Stadt sieht private Betreiber in der Pflicht

Aber auch mit den schicken, neuen Plänen bleibt die Frage: Was tun mit den heruntergekommenen, alten Ladenflächen – beispielsweise im Columbuscenter. Die Stadt sieht dabei die privaten Manager der Center in der Pflicht. Laut Bohlmann gibt es aktuell nur fünf bis sechs leerstehende Ladenlokale in der Bremerhavener Innenstadt auf allen Flächen, für die sich die Stadt selbst verantwortlich sieht. Zählt man die Einkaufscenter dazu, dürfte der Leerstand deutlich größer sein.

Auch Bremerhavens CDU-Fraktionsvorsitzender Thorsten Raschen fordert mehr Engagement von den privat geführten Centern. Diese müssten sich in Zukunft auch die Frage stellen, wie sie ein attraktives Umfeld für die Kundschaft und Händler schaffen könnten. Laut Bohlmann sei die Stadt aber mit Hauseigentümern, Maklern und Center-Managern in Kontakt, um Anfragen von potentiellen Mietern auszutauschen.

Luftbild der Bremerhavener Hafenwelten und Innenstadt.
Das Jugendparlament in Bremerhaven wünscht sich eine attraktivere Innenstadt. Bild: dpa | Ingo Wagner

Mit Wettbewerben, wie die leere Ladenfläche bespielt werden kann, will die Stadt "neue spannende Einzelhandelsformate" in die Innenstadt bekommen und "dadurch Impulse zur Anmietung von Ladenflächen" setzen, sagt Bohlmann. Auch eine bessere Anbindung der Innenstadt an die Havenwelten und die Begrünung der Innenstadt würden neben einer Reihe von anderen Projekten geplant. Bei alledem sollten selbstverständlich die Interessen der jungen Leute berücksichtigt werden.

Wunsch: Ort, um ungestört mit Freunden abzuhängen

Stellt sich nur die Frage: Werden junge Bremerhavenerinnen und Bremerhavener mit diesem Maßnahmenpaket wirklich mit ihren Wünschen abgeholt? Zumindest Dilara Demir hat klare Vorstellungen, was Bremerhaven tun kann, um junge Leute in die Innenstadt zu bekommen. Sie möchte einen Ort, an dem es Handy-Ladestationen und W-Lan gebe, es müsse ein gutes Ambiente haben und Jugendliche sollten dort günstig essen und trinken können. Sie wünscht sich "eine Bar, Gesellschaftsspiele, Spielekonsolen, einfach ein schönes Ambiente, wo man reingehen kann und ungestört mit Freunden abhängen kann."

Bei der Frage, wie junge Interessen stärker eingebunden werden können, könnte ein gemeinsamer Austausch helfen. Bremerhavens Innenstadtkoordinatorin hat angekündigt, dass sie nun mit den Vertreterinnen und Vertretern des Jugendparlaments in den Dialog kommen wolle. Und auch Thorsten Raschen denkt, dass ein Austausch hilfreich sein kann. Dilara Demir und ihre Mitstreiter im Jugendparlament haben schon gesagt, dass sie eine Umfrage für eine bessere Innenstadt starten wollen. Die Ideen wollen sie dann an die Politik weitergeben.

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