Selfie im Raps? Besser nicht – denn so teuer kann das werden
Im Bremer Umland blüht der Raps. Da kann man doch mal schnell ein buntes Frühlingsfoto machen? Den Landwirten passt das gar nicht und sie sagen, warum.
Ein gelbes Blütenmeer erstreckt sich vor den Augen des Betrachters: Rapspflanzen sind aktuell wieder eine begehrte Fotokulisse für Naturliebhaber und Instagrammer. In Niedersachsen leuchten die gelben Rapsblüten ab April für rund vier Wochen auf weit mehr als 100.000 Hektar Ackerland. Doch diese Fotos können in den Feldern große Schäden anrichten. Das kann teuer bestraft werden.
Und deshalb meint Christian Kluge vom Bauernverband Bremen es auch ernst, wenn er bei Bremen Eins sagt: "Wir haben Verständnis dafür, dass die Rapsfelder mit blauem Himmel ein ganz begehrtes Fotomotiv für Instagram sind und wir freuen uns auch, dass die Landwirtschaft darüber mal wieder eine andere Öffentlichkeit bekommt". Doch das Betreten der Felder lehnt er im Namen aller Landwirte ab. Denn das zerstöre den Raps. "Oder eben das, wofür der Landwirt lange gearbeitet hat", so Kluge.
So will es das Gesetz
Das ist tatsächlich auch gesetzlich genau geregelt: Für landwirtschaftliche Flächen gilt laut Naturschutzgesetz ein – es ist etwas bürokratisch – Betretungsverbot für Äcker. Und zwar in der Zeit zwischen Saat oder Feldbestellung und Ernte, also grob von März bis Oktober. Wiesen und Weiden dürfen in der Zeit des Aufwuchses und der Beweidung, also ab dem Einsetzen der Vegetation im Frühjahr bis zur Winterruhe im Herbst nicht betreten werden. Flächen mit Sonderkulturen wie Obst oder Reben sind sogar während des ganzen Jahres tabu.
Das Betretungsverbot gilt übrigens unabhängig davon, ob der Landwirt seine Fläche eingezäunt hat oder nicht. Das ist nämlich nicht Pflicht.
10.000 Euro für ein Selfie
Wer sich nicht an die Regeln hält und trotzdem ein Foto im Feld macht, muss mit einem Bußgeld rechnen. Das kann laut Experten von "agrarheute" bis zu 10.000 Euro betragen, wenn Ernte zerstört wird. Auch das Abschneiden von Pflanzen oder mutmaßliche Beschädigen der Felder ist verboten.
Zuletzt hatte ein Instagram-Post der Influencerin Sophia Thiel für Aufregung gesorgt, in dem sie singend durch ein Rapsfeld läuft. Aber fotoverrückte Influencer sind auf der ganzen Welt unterwegs. Im kleinen Fischerdorf Portofino in Italien sorgte das hohe Fotoaufkommen vor der pitoresken Altstadt-Kulisse für Verkehrsblockaden, sodass der Bürgermeister der Stadt kurzerhand Schluss damit machte – ein Foto kostet nun 250 Euro Strafe. Und was hierzulande die Rapsfelder sind, sind in Frankreich die Lavendel- und in den Niederlanden die Tulpenfelder. Zum Leidwesen der Landwirte.
Aber Sie wollen so gerne ein Bild mit Rapsfeld? Da hat Christian Kluge einen Tipp: "An jedem Feld gibt es einen Feldweg, da kann man sich davor stellen und das ist dann völlig in Ordnung."
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 11. Mai 2023, 6:40 Uhr