Infografik

Lebensmittelpreise: Werden Bremer Verbraucher abgezockt?

Eine Hand nimmt Geldscheine auf ihrem Geldbeutel. Im Hintergrund sind Supermarktregale unscharf zu erkennen.

Lebensmittel-Inflation

Bild: dpa | Micha Korb

Seit 2021 sind viele Lebensmittel deutlich teurer geworden – und stärker im Preis gestiegen als die Inflation. Woran das liegt und wie man sich dagegen schützt.

Die Inflationsrate geht langsam auf ein normales Niveau zurück: Im September waren die Preise im Vergleich zum Jahr zuvor um 1,6 Prozent höher. Damit liegt die Preissteigerung wieder unter dem Zwei-Prozent-Ziel der EU.

Doch viele Bremerinnen und Bremer leiden weiter unter den hohen Preisen, besonders an der Supermarktkasse: Im Schnitt sind Lebensmittel in den vergangenen drei Jahren um mehr als 30 Prozent teurer geworden. Die allgemeine Inflationsrate ist dagegen im selben Zeitraum um 20 Prozent gestiegen.

Lebensmittelpreise seit 2021 deutlich stärker gestiegen als die allgemeine Inflation

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Laut Sonja Pannenbecker von der Bremer Verbraucherzentrale gibt es dafür verschiedene Gründe: Pandemie, gestiegene Lohnkosten, gestiegene Weltmarktpreise und gestiegene Energiekosten durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hätten dazu geführt, dass die Preise insgesamt gestiegen seien – und bei Lebensmitteln noch stärker.

Aber das ist nur ein Teil der Erklärung, sagt Pannenbecker: "Es gibt Studien, die zeigen, dass beispielsweise die großen Lebensmittelhersteller deutlich höhere Gewinne gemacht haben, als es jetzt die Inflation erklären würde und dass auch Händler deutlich höhere Gewinne gemacht haben."

Lebensmittelproduzenten- und Händler sehen Verantwortung nicht bei sich

Trotzdem sei nicht ganz klar, wer genau bei welchen Lebensmitteln den Preisanstieg genutzt hat, um die eigenen Profite zu erhöhen. "Dadurch, dass die Preisbildung etwas ist, was zwischen den Akteuren im verschlossenen Raum gemacht wird, ist es von außen sehr schwierig, darzulegen: 'Der und der hat genau diese Mitnahmeeffekte erzeugen können'", erklärt Pannenbecker.

Außerdem sei die Lage von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich. Bei Produkten wie Kaffee oder Kakao, die international gehandelt werden, gehe es um den Weltmarktpreis. Dort würden dann Lebensmittelspekulationen eine Rolle spielen, aber zum Beispiel auch schlechte Ernten. Die sorgen laut Pannenbecker gerade zum Beispiel dafür, dass Schokolade und Kaffee relativ teuer sind.

Auf Nachfrage von buten un binnen weisen sowohl die Lebensmittelhersteller als auch die Händler die Verantwortung für übermäßige Preiserhöhungen von sich – und geben sie der anderen Seite.

Es ist nicht unüblich, dass die Inflation von Lebensmitteln stärkeren Schwankungen unterliegt als die allgemeine Verbraucherpreissteigerung. Die Verbraucherpreise werden im Lebensmitteleinzelhandel festgelegt und entziehen sich der Einflussnahme der Hersteller.

Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie

Um unverhältnismäßigen Preiserhöhungen auch bei Markenprodukten entgegenzuwirken, setzt sich der Handel hart mit der globalen Markenindustrie auseinander.

Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V.

Obwohl Lebensmittel im Durchschnitt um ungefähr 30 Prozent teurer geworden sind, sieht das für einzelne Lebensmittel ganz unterschiedlich aus. Einige Produkte wie Tee oder Obst sind im Preis laut dem Statistischen Bundesamt weniger stark gestiegen als die allgemeine Inflation. Aber es gibt auch starke Ausreißer nach oben. Dazu gehören Olivenöl, Zucker und Kondensmilch.

Diese Produkte sind seit 2021 besonders stark im Preis gestiegen

Preissteigerung Nahrungsmittel Top 3 Olivenöl +105% Zucker + 81% Kondensmilch + 65%

Ein Trick, wie Hersteller ihre Produkte heimlich teurer machen, ist, einfach weniger in einer Packung zu verkaufen, aber zum gleichen Preis wie vorher. Auf ihrer Internetseite hat die Hamburger Verbraucherzentrale dazu eine eigene Liste eingerichtet. Hier finden sich "Mogelpackungen", die im Preis mal zehn Prozent, mal 30 Prozent und mal doppelt so teuer sind wie vorher. Für Verbraucher sei es schwer, diese Veränderungen nachzuvollziehen, sagt Sonja Pannenbecker. Da helfe oft nur ein Blick auf den Grundpreis des Artikels: "Der muss klar sagen: 'Ein Kilogramm kostet so viel.'"

Es gab mal eine Richtlinie dafür, wie viel in einer Packung drin sein musste. Seitdem das aufgelöst ist, gibt es eben auch Schokotafeln, da sind nur 92 oder 87 Gramm drin. Und die sind aber ähnlich groß.

Sonja Pannenbecker, Verbraucherzentrale Bremen

Generell sei es für Verbraucher immer wichtig, auf den Grundpreis zu achten und darüber auch Produkte zu vergleichen, wenn sie sich vor zu hohen Preisen schützen wollen. Ein anderer Tipp, den die Verbraucherschützerin hat: nicht hungrig einkaufen. Wer mit Hunger im Bauch einkaufe, der kaufe meistens mehr – und muss dann im schlimmsten Fall Lebensmittel wegschmeißen.

Dagegen hilft es, einen Wochenplan zu schreiben und sich daran beim Einkaufen auch zu halten, rät Pannnenbecker. So können Verbraucher zum Beispiel auch aufschreiben, wie sie die Pfannkuchenreste weiterverarbeiten, um so keine Lebensmittel unnötig zu verschwenden – und Geld zu sparen.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 22. Oktober 2024, 10:20 Uhr