Fragen & Antworten
Später und teurer: Bremerhavener Hafentunnel bekommt letzten Schliff
Der Hafentunnel in Bremerhaven hat eine lange Geschichte, bevor er überhaupt offiziell eingeweiht ist. Kurz vor dem Start laufen finale Vorbereitungen – das ist der Stand.
Vor ziemlich genau zehn Jahren war der erste Spatenstich. Jetzt ist – im Sinne des Wortes – Licht am Ende des Tunnels. In wenigen Wochen könnte tatsächlich der Verkehr hindurch rollen. Am 18. Dezember ist die technische Inbetriebnahme, die Freigabe dann Anfang Januar. Der Tunnel soll die A27 besser mit den Häfen verbinden und den Verkehr entlasten. Was jetzt noch passieren muss.
Wie sieht es momentan im Hafentunnel aus?
Erstaunlich sauber und sehr hell. Dafür wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen, erklärt Projektleiter Dirk Thies von der Bremerhavener Wirtschaftsförderung BIS. "Tunnelbauwerke sollen hell sein – dem dient, dass wir einen helleren Asphalt verwenden als im Außenbereich, der hat besondere Aufhellungsgesteine", so Thies. Zudem gebe es bis in drei Meter Höhe eine weiße Wandbeschichtung, nicht reflektierend, die für Helligkeit sorgt. "Und die LED-Beleuchtung, die wir nach Bedarf steuern können." Alles in allem wirkt der Tunnel also schon ziemlich fertig.
Welche Arbeiten laufen jetzt noch?
Es werden allerlei Tests durchgeführt. Gerade vor ein paar Tagen wurde die Feuer- und Rauchmeldeanlage ausprobiert, die lief gut. Beides gehört zu den größten Gefahren in Tunneln. Nun werden Fahrbahnmarkierungen angebracht. Das macht man erst ganz zum Schluss, damit schweres Gerät nicht noch etwas ruiniert. Quasi die letzten Pinselstriche für den Tunnel, aber sehr wichtig, damit alle wissen, wo sie fahren müssen. Am Montag folgt das Großreinemachen – damit für die letzten Tests am 18. Dezember bei der technischen Inbetriebnahme alles bereit ist.
Kann man ab dann schon durchfahren?
An dem Tag werden alle Systeme und Bestandteile zusammengeführt, die in den Wochen vorher schon gesondert erprobt wurden. Das ist dann eine Art Generalprobe für den Tunnelbetrieb. Und vielleicht sind dann in der Tat schon erste Durchfahrten möglich, sagt Enno Wagener, Leiter des Amts für Straßen- und Brückenbau.
Wenn alle Tests gut laufen, das grüne Licht leuchtet und die Schranken offen sind, dann wird der Tunnel auch unter Verkehr getestet. Aber machen Sie sich bitte keine Hoffnung. Ich rate jedem, nicht dort seinen Picknickkorb aufzustellen. Denn erstens ist es kalt und zweitens können wir wirklich keine Uhrzeit nennen.
Enno Wagener, Amt für Straßen- und Brückenbau
Ab 3. Januar soll der Tunnel dann spätestens befahrbar sein, denn da beginnt der sogenannte Einfahrbetrieb.
Was genau heißt Einfahrbetrieb?
Dass der Tunnel da eingefahren wird. Ähnlich vorstellbar wie bei einem neuen Auto. Alle Systeme werden an den Verkehr angepasst, es wird nachjustiert. Dafür muss der Verkehr auch immer mal wieder unterbrochen werden. Insgesamt soll der Einfahrbetrieb vier Wochen laufen, die endgültige Abnahme ist dann für Ende des ersten Quartals 2024 geplant.
Wie fällt die Bilanz zu den Verzögerungen und Verteuerungen aus?
Der Spatenstich liegt nun zehn Jahre zurück. Eigentlich sollte der Hafentunnel schon 2019 fertig werden, es gab aber ein paar Komplikationen. Dirk Thies von der BIS sagt: Grundsätzlich ist der Bau ein komplexes Vorhaben, kein Tunnel auf der grünen Wiese, sondern mitten im innerstädtischen Verkehr gebaut. Der Verkehr vom und zum Hafen lief während der Bauzeit weiter. Es gab außerdem verschiedene Probleme, die Baufirma bekam zeitweise die Baugrube nicht trocken.
Der Tunnel wurde auch teurer als geplant, bisher ist von Kosten von 272 Millionen Euro auszugehen – rund 100 Millionen Euro mehr als seinerzeit in den ersten Prognosen. Die Verhandlungen mit den Baufirmen, wer am Ende noch welche Ansprüche hat, sind noch nicht ganz abgeschlossen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 8. Dezember 2023, 15:10 Uhr