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Bremer Linke fordert Verbot der Grauen Wölfe

Türkische Fans zeigen den Wolfsgruss.

Bremer Linke fordert Verbot der Grauen Wölfe

Bild: IMAGO / Gottfried Czepluch

Der "Wolfsgruß" von Türkei-Spieler Merih Demiral und einigen Fans hat beim EM-Achtelfinale für viel Diskussion gesorgt. Die Bremer Linke fordert jetzt erneut ein Verbot.

Der Jubel der türkischen Nationalmannschaft nach dem Sieg über Österreich im EM-Achtelfinale war groß. Neben der Freude über den Sieg gab es nach Abpfiff aber viel Kritik. Der türkische Spieler Merih Demiral schoss die Türkei zuerst ins Viertelfinale, dann sorgte er mit seinem Wolfsgruß für Empörung. Der ist das Erkennungszeichen der nationalistischen Grauen Wölfe. Demiral ist von der UEFA mittlerweile für zwei Spiele gesperrt. Aber auch unter türkischen Fans war die rechtsextreme Geste zu sehen.

Das Bremer Amt für Verfassungsschutz schätzt aktuell, dass es rund 400 Anhänger der Gruppierung in Bremen gibt.

Wer sind die Grauen Wölfe?

Die sogenannten Grauen Wölfe sind eine Sammelbewegung türkischer Ultranationalisten und Rechtsextremisten, die auch als Ülkücü-Bewegung bekannt sind. Die Bewegung ist Mitte des 20. Jahrhunderts in der Türkei entstanden und wird seit mehreren Jahren vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet.

Der Wolfsgruß ist abgeleitet von der Gründungsmythologie der rechtsextremen Bewegung. Danach soll ein grauer Wolf das türkische Volk vor Feinden gerettet und ihm zu großer Macht verholfen haben. In Österreich und Frankreich ist der Wolfsgruß verboten, in Deutschland ist ein solches Verbot seit Jahren im Gespräch.

Ein Teilnehmer einer Demonstration trägt ein Stirnband der rechtsextremen türkischen Partei "Graue Wölfe".
Rund 400 Anhänger der Ülkücü-Bewegung leben in Bremen. Bild: picture-alliance/ dpa | Boris Roessler

Welcher Ideologie folgen die Grauen Wölfe?

Laut dem Bremer Verfassungsschutz haben die Grauen Wölfe eine extrem nationalistische bis rechtsextremistische Ideologie, die von Elementen wie Rassismus, Antisemitismus und einer Überhöhung des Türkentums geprägt ist. Insgesamt ist ihre Überzeugung auf die Herabwürdigung von anderen Kulturen und Religionen gestützt.

Zu den Feindbildern der Grauen Wölfen gehören vor allem Kurden, Juden, Armenier und Christen, da sie auch hier von der Überlegenheit der türkischen Nation überzeugt sind. Die Ideologie ist auch auf positiven Erinnerungen an das OSmanische Reich gestützt. Die Grauen Wölfe haben in der Vergangenheit und besonders in den 1970er Jahren viele Gewalttaten und Morde begangen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht das Ziel der Gruppierung darin, einen homogenen Staat aller Turkvölker unter türkischer Führung zu errichten. Damit gemeint sind verschiedene Ethnien aus Zentral- und Westasien sowie Sibirien und Osteuropa, die alle den Turksprachen zugerechnet werden.

Was bedeutet das für Bremen?

Obwohl die Ideologie der Grauen Wölfe klar rechtsextrem ist, zeigen sich Mitglieder nach außen oft zunächst gemäßigt und demokratisch, sagt das Bremer Amt für Verfassungsschutz. Gerade deshalb sei es wichtig, die Anhängerinnen und Anhänger auch weiterhin im Blick zu haben und die Menschen in Bremen zu informieren.

Linken-Abgeordneter Cindi Tuncel hat nach dem EM-Achtelfinale der Türkei erneut ein Verbot der Grauen Wölfe auf Bundesebene gefordert. Eine solche Forderung gab es parteiübergreifend 2020 schon einmal im Deutschen Bundestag. Von dem Verbot wären in Bremen drei Einrichtungen der Grauen Wölfe betroffen.

Grauhaariger Mann in Jacket strahlt vor weißem Hintergrund in die Kamera
Der Bremer Linken-Abgeordnete Cindi Tuncel fordert ein Verbot der Grauen Wölfe. Bild: Linksfraktion Bremen | Frank Scheffka

Was bedeutet die Diskussion um die Grauen Wölfe für die türkische Community?

Bei Cindi Tuncel haben sich nach dem EM-Achtelfinale der Türkei viele Menschen gemeldet, die erschrocken über die offenen nationalistischen Gesten sind, erzählt der Linken-Abgeordnete. Die Grauen Wölfe schrecken auch vor Gewalt in Deutschland nicht zurück, vor allem Oppositionelle und Minderheiten sind deshalb real bedroht. Für einige türkische Menschen in Bremen gebe es schon jetzt eine reale Verunsicherung.

Gleichzeitig sieht Cindi Tuncel aber auch viele türkischstämmige Menschen, die bereit sind, sich gegen die rechtsextremen Positionen aufzulehnen. Auch deshalb ist für ihn ein Verbot der Gruppierung dringend notwendig.

Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 5. Juli 2024, 13 Uhr