Fragen & Antworten
Militär-Übung "Fishtown Guard" in Bremerhaven: Was Sie wissen müssen
Bremerhaven ist Schauplatz einer mehrtägigen Heimatschutz-Übung. Dabei bereitet sich die Bundeswehr mitten im Stadtgebiet auf den Ernstfall vor.
Vor zehn Jahren hat Russland die Krim annektiert, vor zwei Jahren sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Seitdem dreht sich die öffentliche Debatte um Fragen, die lange Zeit im Alltag der meisten Menschen kaum eine Rolle gespielt haben – zum Beispiel: Brauchen wir wieder eine Wehrpflicht? Und: Wie sieht es eigentlich mit der Landesverteidigung aus? Letzteres ist Aufgabe der Bundeswehr, die nun in Bremerhaven übt.
Was hat die Bundeswehr in Bremerhaven vor?
Es geht um die Frage, wie die maritime Infrastruktur in Bremerhaven gesichert werden kann. Auch darum, dass Deutschland innerhalb der Nato eine Rolle als Drehscheibe hat. In Bremerhaven betrifft das den Hafen. Hier wurden und werden Waffen für Nato-Manöver umgeschlagen. Aber es werden auch Militärlieferungen an die Ukraine weitergeleitet, als Zwischenstopp, beispielsweise für US-Panzer, Jeeps oder Lkw.
Diese Position wirft die Frage auf: Wie kann der Hafen geschützt werden? Und das will die Bundeswehr nun üben, in einer großen Übung mit den zuständigen zivilen Organisationen und Behörden zusammen. "Fishtown Guard 2024" heißt die Übung und findet von Donnerstag bis Mittwoch, 12. bis 18. September, im Stadtgebiet statt.
Bekommen die Menschen in Bremerhaven davon etwas mit?
Ja, ziemlich sicher. Bis Freitag waren für die Übung mitten im Stadtgebiet rund 60 Personen in Bremerhaven eingetroffen. Am Freitagnachmittag liefen erste Übungseinheiten an. Geübt wird zum einen am Wasser- und Schifffahrtsamt zwischen den Stadtteilen Geestemünde und Mitte. Und außerdem am Thünen-Institut im Fischereihafen.
Im Laufe des Wochenendes wurden die Aktivitäten und Ausbildung intensiviert. Unter anderem standen Sicherung und Streifen auf dem Programm. Ebenso ein Verhaltenstraining, bei dem die Teilnehmenden lernen sollen, auf spontan auftretende Situationen zu reagieren. Die Haupttage der Übung sind Montag bis Mittwoch.
Die Beteiligten haben Uniformen an und auch Waffen dabei. Sie sind unter Umständen in Booten unterwegs. Das könnte tatsächlich aussehen wie Krieg. Die Menschen, die dort üben, sind Reservistinnen und Reservisten der Heimatschutzkompanie Bremen.
Natürlich wird im Stadtverkehr ab und zu das ein oder andere olivfarbene Auto unterwegs sein. Aber grundsätzlich beschränken wir uns mit dem Übungszeitraum auf diese beiden Örtlichkeiten.
Christian Schultze, Fregattenkapitän beim Landeskommando Bremen
Was ist das Szenario der Übung?
In dem zugrundeliegenden Szenario ist Deutschland zwar nicht im Krieg. Es gibt aber deutliche Spannungen, ein Nato-Gebiet wurde anderswo angegriffen. Die Reservisten sollen trainieren, wie sie daraufhin Hafen- und ähnliche Anlagen schützen können.
Heimatschutzkompanien – was genau machen die?
Die sollen kritische Infrastruktur schützen, wenn die kämpfende Truppe anderswo im Einsatz ist, zum Beispiel an der Nato-Ostflanke. Diese Heimatschutzkompanien sollen jeweils aus 100 bis 120 Leuten bestehen, so viele sind es aber noch nicht. Tatsächlich gibt es die erste Einheit dieser Art seit 2012. Sie wurde in Bremen gegründet und das ist auch die, die in Bremerhaven im September übt.
Mitmachen können Reservisten, aber auch Menschen, die noch nie etwas mit der Bundeswehr zu tun hatten. Heimatschutzkompanien gibt es auch in anderen Bundesländern, eine für Bremerhaven ist gerade im Aufbau.
Warum findet diese Übung gerade jetzt statt?
In einem Pressegespräch hieß es, die Aktivitäten seien der aktuellen Bedrohungslage geschuldet. Das erklärt Oberst Andreas Timm, Kommandeur des Landeskommandos Bremen.
Die Übung dient dazu, dass wir unseren Beitrag zu einer glaubwürdigen Abschreckung leisten. Sie wird sicher auch von russischer Seite aus beobachtet, davon gehen wir fest aus. Dass wir hier Spionage oder Sabotage erleben werden, erwarte ich eher nicht.
Andreas Timm, Kommandeur des Landeskommandos Bremen
Laut Fregattenkapitän Christian Schultze ist die konkrete Gefährdungslage grundsätzlich immer vorhanden. Es sei eine latente Bedrohung. "Wir dürfen uns nur nicht daran gewöhnen, sondern wir müssen das in den Gesamtkontext einordnen", so Schultze. "Und das ist auch mit der Grund für die Übung."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 12. September 2024, 12 Uhr