Interview

Das hält ein Bremer Hausarzt von der elektronischen Patientenakte

Ein Arzt hält ein Tablet in der Hand.

Das hält ein Bremer Hausarzt von der elektronischen Patientenakte

Bild: Imago | Westend61

In einigen Modellregionen startet die digitale Akte jetzt schon, in Bremen ist es im Februar so weit. Doch es gibt auch Bedenken, zum Beispiel bei der Sicherheit.

Seit Jahren wird an ihr getüftelt und gebastelt: Die Elektronische Patientenakte soll den Patientinnen und Patienten den vollen Überblick über ihre Gesundheitsdaten von der Diagnose bis zu den Medikamenten bieten. Auch für die Ärzte und Ärztinnen könnte diese Transparenz Vorteile bei der Behandlung bringen – wenn denn das System funktioniert.

Ab sofort laufen Modellprojekte, unter anderem in Hamburg, und ab dem 15. Februar soll die E-Patientenakte auch in Bremen eingeführt werden. Im Gespräch mit Bremen Zwei erklärt Hausarzt und Vorsitzender des Bremer Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Holger Schelp, was er davon hält.

Herr Schelp, was genau ist diese elektronische Patientenakte überhaupt?

Das ist eine patienten- und patientinnengeführte Akte. Das heißt: Wenn ich der Versicherte bin, habe ich selber Zugriff darauf, kann löschen was ich will, bestimmen was reinkommen soll und was nicht. Es ist keine Ärztinnen- und Ärzte-Akte. Wir sollen nur unsere Berichte und Befunde da reintun. So, dass die Patienten und Patientinnen dann entscheiden: Lasse ich es drin, schmeiße ich es raus? Oder ich stelle als Arzt fest: Oh, der hat ja widersprochen, da kann ich gar nichts reintun.

Holger Schelp, 1. Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Bremen
Holger Schelp ist Hausarzt und Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Bremen. Bild: privat

Welchen Vorteil hat das für Sie als Hausarzt?

Der Vorteil für Hausärzte und Hausärztinnen scheint erstmal nicht so groß. Weil wir ja sowieso Berichte von Spezialisten bekommen. Aber das klappt nicht immer gut. Und wenn die Spezialisten das gut in die elektronische Akte einstellen, dann könnte uns das vielleicht ein paar Rückfragen ersparen. Denn in dieser Akte sollte es dann drin sein. Es kann sich dann lohnen, da reinzuschauen.

Und auch was Medikamente angeht, Sie können gleich sehen: Das hat der Patient mal bekommen?

Ja. Es ist geplant, dass ein paar Dinge automatisch eingestellt werden. Die Abrechnungsdaten automatisch da reinlaufen zu lassen. Sie planen, dort die verordneten Medikamente auflaufen zu lassen. Sodass man eine Geschichte der verordneten Medikamente sehen kann. Ja, das ist eine Menge an Informationen.

Ich kann aber ja als Patient auch Widerspruch einlegen. Wie funktioniert das?

Den Widerspruch legt man bei seiner eigenen Krankenkasse ein. Da gab es Anschreiben, in denen erklärt wurde, wo man widersprechen kann. Man kann das online machen, wenn man die Krankenkassen-App hat, geht das auch.

Es gibt ja immer wieder Gespräche über mögliche Sicherheitslücken. Wie stehen Sie dazu?

Geplant ist: Wenn Patienten oder Patientinnen bei mir in der Praxis waren, dass ich 90 Tage lang da reingucken kann. Aber ich bin kein Techniker, ich kann das nicht beurteilen. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass dieser Server, der bei der Gematik steht, doch irgendwann gehackt wird. Und wer gar nicht möchte, dass das, was da drinsteht, benutzt wird, sollte widersprechen, damit es dann gar keine Akte über ihn oder sie gibt.

Unterm Strich: Würden Sie sagen, es ist gut oder nicht gut, dass die Patientenakte jetzt kommt?

Ich will nicht so weit gehen, dass ich sage, ich freue mich darauf. Aber ich bin froh, dass es endlich ausprobiert wird. Weil die digitalen Anwendungen ja durchaus Potential haben. Und wenn es dann gut funktioniert, wenn ich meine Daten schnell reinstellen kann und wenn ich die Akte öffne, relativ schnell sehen kann, was drin ist, dann hilft das schon.

Das Interview führte Anja Goerz für Bremen Zwei, aufgeschrieben und für butenunbinnen.de konfektioniert wurde es von Rebecca Küsters.

Autorin

  • Anja Goerz
    Anja Goerz

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 15. Januar 2025, 6:47 Uhr