Was Bremen in Sachen Bildung von diesem Lehrer und Autor lernen kann
Der Autor und Lehrer Ewald Arenz verrät bei 3nach9, wieso Lehrer, die keine Fehler zugeben, die Schlimmsten sind und eine schlechte Note keine Katastrophe ist.
Dass er ein berühmter Schriftsteller werden wollte, wusste Ewald Arenz schon mit jungen Jahren. Jung fing er an zu schreiben, bis zum großen Erfolg dauerte es jedoch 20 Jahre. Seine Bücher "Alte Sorten" und "Der große Sommer" stehen 2019 und 2021 monatelang auf Bestsellerlisten. Ewald Arenz ist aber nicht nur Autor, sondern auch Lehrer. Seine Fächer: Englisch und Geschichte. Neben dem Schreiben lange eine Notlösung, wie er zugibt. Dennoch sei es ein Beruf, den er gerne gemacht habe und immer noch gerne mache.
Kurze Wege ins Fettnäpfchen
"Es dauert keine drei Minuten und ich sage das Falsche. Das ist wie im Unterricht," stellt Arenz lachend bei 3nach9 fest. Manchmal leiste er sich bei seinen Schülerinnen und Schülern den Tritt in das ein oder andere Fettnäpfchen. Der beste Weg wieder raus ist für ihn eine offene Kommunikation mit der Klasse. Es sei wichtig, dass die Schüler nicht nur untereinander, sondern auch bei ihm Fehler Ansprechen könnten.
Besonders eine Situation sitzt bei Arenz tief, erklärt er. Sie sei schon an die 13 Jahre her und beschäftige ihn immer noch. In seinem Unterricht erlaube er es seinen Schülern nicht, Kopfbedeckungen zu tragen. In ein ganz tiefes Fettnäpfchen stürzte sich Ewald Arenz, als ein 15-jähriger Schüler seine Mütze nicht abnehmen wollte – trotz mehrfacher Aufforderung.
"Dann ging das so kurz hin und her. Er hat die Mütze abgenommen und er hatte wegen einer Chemo keine Haare mehr", sagt Arenz noch immer betroffen, "da stehst du dann da und denkst dir: Okay, das war…." Der einzige Weg für ihn ist es, sich direkt zu entschuldigen. Nichts bereite einen als Lehrer auf diese Situationen vor, so der Autor, aber auch die erlebt man in Klassen.
Das ist ein riesen Fettnäpfchen und da kannst du ja nichts anderes machen, als einfach zu sagen: Hey, es tut mir leid, ich wusste das nicht.
Ewald Arenz ist Lehrer und Bestseller-Autor
Schlechte Noten sind nicht das Ende der Welt
Viel und schwerer Unterrichtsstoff, in manchen Bundesländern verkürzte Schulzeit bis zum Abschluss – Schülerinnen und Schülern wird viel zugemutet. Arenz selbst ist in seiner, wie er sagt, holprigen Schulkarriere an einigen Hürden gescheitert. Eine Tatsache, mit der er seine eigenen Schüler ermutigen will. Schließlich sei aus ihm trotz schlechter Noten ein Lehrer und erfolgreicher Autor geworden.
Wenn er eine schlechte Note verteilen müsse, sei es ihm wichtig, den Schüler damit nicht allein zu lassen, erklärt er. Stattdessen betrachtet er eine schlechte Note im größeren Zusammenhang und ordnet diesen für den Schüler ein – und er erzählt auch mal, dass er selbst in der 10. Klasse in Englisch durchgefallen ist.
Pass auf, das ist überhaupt keine Katastrophe. Es ist ein bisschen auch ein Spiel, dass wir hier spielen, mit Noten und all diesen Dingen. Es ist keine Katastrophe.
Ewald Arenz ist Lehrer und Bestseller-Autor
Worte, die bei den Schülern ankommen, meint der Englisch-Lehrer. Es seien aber auch Worte, die Schüler selten von ihren Lehrern hören würden. Arenz will mit seinen Klassen auf Augenhöhe gehen und in einen Dialog eintreten. Er wisse selbst, dass man mit 15 Jahren nicht immer Mathe oder Englisch im Kopf habe, sondern irgendwelche Jungs oder Mädchen. Sein Ziel sei es deshalb mit den Jugendlichen zusammenzuarbeiten: "Wir müssen das hier auf die Reihe kriegen. Und dabei versuche ich zu helfen."
Eine Generation voller Wissen – und Überforderung
Sein Beruf sei für ihn ein großes Privileg. Als Lehrer arbeite er mit einer faszinierenden Schüler-Generation, die es so in der Menschheitsgeschichte noch nicht gegeben habe: "Das ist eine echte digitale Generation." Damit meint er die sogenannte Gen Z, die nun langsam volljährig wird. Obwohl neue Technologien ihnen so viele Möglichkeiten bereiten würde, sieht Arenz auch, dass das für seine Schüler ein Kampf ist.
Das sind Kinder, die sind von Kindheit an mit dem Smartphone und mit dem Internet mit einer unglaublichen Fähigkeit ausgestattet, Wissen haben zu können, aber auch mit einer oft ungeheuren Überforderung.
Ewald Arenz unterrichtet Englisch und Geschichte
Dieses Thema im Programm: 3nach9, 21. April 2023, 22:00 Uhr