Klein, aber oho: 5 kuriose Fakten zum Bremerhavener Zoo am Meer
Eine Möchtegern-Ente mit gelben Augenbrauen, schwule Pinguine, leckere Eisbomben für Eisbären – der Zoo am Meer bringt manch skurrile Geschichte hervor. Wir erzählen einige davon.
Direkt am Weserufer, zwischen Klimahaus und Altem Leuchtturm, liegt der Bremerhavener Zoo am Meer. Einer der kleinsten seiner Art, der nicht einmal die Größe zweier Fußballfelder umfasst. Trotzdem haben den Zoo allein im vergangenen Jahr rund 330.000 Menschen besucht, um die mehr als 1.000 Tiere in fast 120 Arten zu bestaunen – und um vielleicht auch der ein oder anderen skurrilen Anekdote nachzuforschen, die der Zoo im Laufe seiner langen Geschichte gesammelt hat.
1 Ein Keller-Aquarium machte den Anfang
Die Geschichte des Zoos beginnt im Jahr 1913 im Kellergeschoß der Strandhalle. In rund 30 Aquarienbecken versüßten Nordseebewohner den Gästen des Norddeutschen Lloyd die Wartezeit. 15 Jahre später kamen die "Tiergrotten" hinzu, in denen Vögel und Säugetiere untergebracht waren. Der Ausbau sollte sich lohnen: In der wohlhabenden Industriestadt war der Zoo, der Anfang der 1980er-Jahre seinen heutigen Namen erhielt, lange Zeit ein Publikumsmagnet.
Rund um die Jahrtausendwende stellte sich jedoch eine elementare Frage: Abriss oder Umbau? "So, wie die Tiergrotten damals aufgestellt waren, hatte der Zoo keine Zukunft", erzählt die heutige Zoodirektorin Heike Kück. Die Entscheidung fiel zugunsten eines Umbaus sowie eines Neubaus, der sich über drei mühsame und langwierige Jahre hinzog. Kosten: rund 25 Millionen Euro.
Im März 2004 feierte der Zoo am Meer schließlich seine Wiedereröffnung – allerdings ohne Aquarium, was viele Besucher bedauerten. "Ein Zoo am Meer ohne Aquarium – das geht ja gar nicht", erinnert sich Direktorin Kück. Auch mithilfe von EU-Mitteln wurde die Lücke geschlossen: Seit 2013 öffnen sich unterhalb der Landanlage der Eisbären neun Aquarien als "Fenster zur Nordsee".
2 Manches Tier kam auf abenteuerlichem Wege nach Bremerhaven
Jedes Tier, das im Zoo am Meer zu Hause ist, verfügt über einen Herkunftsnachweis. Im Rahmen von Zuchtprogrammen werden die Tiere für gewöhnlich nur noch innerhalb der Zoos getauscht. Früher war das noch anders: Manches Tier, das in den Zoo am Meer einzog, erreichte Bremerhaven auf eher abenteuerlichem Wege – wie etwa im Jahr 1983 die Schimpansin Jenny.
"Sie ist von einem Bootsmann auf einem Markt in Afrika ersteigert worden – und zwar für einen alten Kühlschrank, eine Jeans und 100 D-Mark", erzählt Zoodirektorin Kück. Der Seefahrer nahm die Affendame mit an Bord, scheiterte aber beim Versuch, Jenny in Bremen am Zoll vorbeizuschmuggeln. "Über Umwege ist sie dann in den Zoo gekommen", so Kück.
3 Bei den Tierpflegern ist Kreativität gefragt
Nicht nur die Gäste des Zoos, auch seine Bewohner wollen unterhalten werden. In Bremerhaven funktioniert das tierische Entertainment vor allem über die Fütterung. Eine Tonne Nahrung verzehren die Tiere wöchentlich, oft auch spielerisch. Etwa über die sogenannte Eisbombe, die sich bei den Eisbären großer Beliebtheit erfreut. "Die Eisbombe ist ein eingefrorener Lederfußball, in dem Fisch und ein bisschen Obst und Gemüse drin sind", erklärt Tierpflegerin Larissa Horstmann.
Um an das Futter zu kommen, muss der Ball, in dem auch noch gefrorenes Wasser ist, erst mal zerstört werden. Das dauert dann schön lange.
Tierpflegerin Larissa Horstmann
Eine weitere Leibspeise der Bremerhavener Eisbären ist – wenig überraschend – Honig. Vor allem, wenn er an Wänden aufgetragen langsam gen Boden fließt. "Sich aufzustellen und dann den Honig abzulecken, das mögen die besonders gern", so Horstmann.
4 Enten-Pinguin Kralli machte den Zoo international berühmt
Für die meisten Besucher sind die Eisbären das Highlight des Zoos am Meer. Kein Wunder also, dass über dem Eingang eine Eisbären-Skulptur die Zoogäste begrüßt. Benannt wurde sie nach der Eisbärendame Suse, die zehn Jungtiere zur Welt brachte. Ihre Nachfolgerin Suse II gebar sogar 17 Eisbären-Kinder.
Für Aufsehen sorgte auch die Geburt von "Lale": Das Eisbären-Weibchen war seit 41 Jahren das erste seiner Art, das im Zoo am Meer zur Welt kam – mit einem Gewicht von nicht einmal 700 Gramm und der Größe eines Meerschweinchens.
Größter Star in der langen Geschichte des Zoos ist aber vermutlich Kralli. Der Felsenpinguin, der sich für eine Ente hielt, brachte es in den 1980er-Jahren sogar zu internationaler Berühmtheit.
Das Pinguinweibchen stellte seine Pfleger vor allerlei Herausforderung: Wegen seines Ticks schaffte es Kralli nicht, selbstständig aus dem Wasser zu springen. Nach dem Plantschen musste er daher stets aus dem Wasser gehoben werden – zur Not auch mit einem Kescher.
Übrigens: Obwohl Kralli im Jahr 1992 gestorben ist, lebt in Bremerhaven die Erinnerung an den Star mit den markanten gelben Augenbrauen weiter fort. Als Maskottchen heizt Kralli bei den Heimspielen der Fischtown Pinguins dem Eishockey-Publikum auch heute noch ein.
5 Schwules Pinguin-Paar erlebt Adoptiveltern-Glück
Auch einige Humboldt-Pinguine des Zoos am Meer schafften es Mitte der 2000er-Jahre in die internationalen Schlagzeilen. Offenbar aus Mangel an weiblichen Gefährtinnen waren mehrere Männchen homosexuelle Partnerschaften eingegangen. Die Beziehungen der schwulen überdauerten auch einige schwedische Pinguin-Damen. Diese waren eigens nach Bremerhaven gebracht worden, um Aufschluss darüber zu geben, ob die Männchen tatsächlich homosexuell waren. Was offensichtlich der Fall war, denn die Pinguine blieben sich trotz der weiblichen Neuankömmlinge weiter treu.
Mehr noch: Als ein heterosexuelles Eltern-Paar ein Ei verstieß, sprangen die männlichen Pinguine "Z-Punkt" und "Viel-Punkt" als Adoptivväter ein. Nachdem das Küken geschlüpft war, zogen die beiden den Nachwuchs sogar gemeinsam auf.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. Juli 2023, 19:30 Uhr