Interview
Wie schlimm steht es um Bremens Wirtschaft? "Stimmung ist schlecht"
Die Umsätze in Bremen sind um fast 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Woran das liegt und was sich ändern muss, erklärt der Geschäftsführer der Unternehmerverbände.
Herr Neumann-Redlin, steht es wirklich so schlecht um die Bremer Wirtschaft?
Ja, in der Tat sind wir in Bremen momentan in einer ziemlichen Krise. Wir haben 2023 und voraussichtlich auch 2024 kein wirtschaftliches Wachstum in Bremen und Bremerhaven, der Industrieumsatz ist eingebrochen und die Stimmung ist auch relativ schlecht.
Woran liegt das?
Die Unternehmen leiden besonders darunter, dass sich der Staat in immer mehr Bereiche einmischt und wir große bürokratische Hemmnisse haben. Im Grunde genommen ist man von dem abgewichen, was Deutschland über die Jahre immer groß gemacht hat: Dass der Staat zwar die Rahmenbedingungen setzt, aber die Unternehmen und die Beschäftigten innerhalb dieses Rahmens machen lässt. Denn diese wissen am besten, wie sie ihren Betrieb, ihr Unternehmen durch schwierige Zeiten bringen.
In Bremen steht das Stahlwerk im Blickpunkt. Wenn Arcelor Mittal dort nicht wie geplant grünen Stahl produzieren will, stehen über 3.000 Arbeitsplätze auf der Kippe. Womit rechnen Sie?
Das Stahlwerk ist für Bremen von großer Bedeutung. Nicht nur die Beschäftigten, sondern wir alle in Bremen wollen wissen, ob das in Bremen mit dem klimafreundlichen Umstieg klappt und in welcher Weise das Werk in Zukunft gesichert ist. Ich bin zuversichtlich, dass die Chancen, die dieser Standort bietet, auch von Arcelor Mittal gesehen werden. Deshalb hoffe ich sehr, dass es zu einer positiven Entscheidung für diesen Standort kommt.
Weihnachten ist zwar vorbei, aber was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Die Politik wäre gut beraten, wenn sie jetzt in den nächsten Monaten – konkret nach der Bundestagswahl – zu Reformen am Standort Deutschland kommt. Die letzte große Reform, die wir hierzulande gesehen haben, war die Agenda 2010 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Seitdem ist Deutschland letztlich nur verwaltet, mitunter auch schlecht verwaltet worden. Was wir nun brauchen, ist eine Fokussierung auf den Staat als der, der die Rahmenbedingungen setzt und auch den Sozialstaat auf ein Maß zurückschraubt, dass er die Wirtschaftsleistung und letztlich uns alle nicht mehr behindert.
Das Gespräch führte Keno Bergholz für Bremen Zwei. Aufgeschrieben und redigiert hat es Helge Hommers.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 30. Dezember 2024, 7:10 Uhr