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Wo Wasserstoff-Technologie im Land Bremen eingesetzt werden soll

Auf einem Kasten steht das Wort Wasserstoff.

Wo Wasserstofftechnologie im Land Bremen eingesetzt werden soll

Bild: dpa | Frank Hoermann / SVEN SIMON

In welchen Bereichen unseres Alltags könnte Wasserstoff künftig eine Rolle spielen? Und wo macht es Sinn? Zwei Forscher zeigen die Technologie-Perspektiven.

Diese Woche ist die Woche des Wasserstoffs. Bundesweit informieren Forschungseinrichtungen und Institute mit Veranstaltungen über die zukunftsträchtige Wasserstoff-Technologie. Auch in Bremen und Bremerhaven soll Wasserstoff auf dem Weg hin zur Klimaneutralität helfen.

Wasserstoff als effizienter Kraftstoff

Gerhard Schories leitet das private Forschungsinstitut TTZ in Bremerhaven. Das TTZ erforscht, wie sich Wasserstoff in der Industrie und Mobilität nutzen lässt. So zum Beispiel in einem Wasserstoff-betriebenen Gabelstapler: "Wir haben hier einen Gabelstapler, der mit einer Brennstoffzelle angetrieben wird. Das Besondere dabei ist, dass als Kraftstoff Wasserstoff eingesetzt wird. Aber ansonsten ist es im Prinzip ein Elektro-Gabelstapler.“

Ein Mann auf einem Gabelstapler der mit Wasserstoff betrieben wird
In einigen Bereichen kann Wasserstoff als nachhaltigere Energiequelle verwendet werden. Bild: Carolin Henkenberens

Der Vorteil des Elektro-Gabelstaplers: Bei leerem Tank, ist er Schories zufolge in drei bis vier Minuten wieder aufgetankt. Eine Batterie habe eine deutlich längere Ladezeit. Das Fahrzeug kann ohne große Pausen im Einsatz sein und wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien hergestellt ist, ist die Technik sehr viel umweltfreundlicher als ein Antrieb mit Benzin oder Diesel. 

Der Einsatz im Mobilitäts-Sektor

Und was ist mit Wasserstoff-Autos? Könnten die künftig auf unseren Straßen unterwegs sein? Die Technik funktioniere auch für Autos und es gebe Hersteller, die Brennstoffzellen-Fahrzeuge anbieten, sagt Schories. Allerdings biete der normale Elektrobetrieb gewisse Vorteile, findet der Wissenschaftler. Zum Beispiel, dass für Elektro-Autos schon ein Ladenetz vorhanden sei und dass hierfür mehr und günstigere Modelle zur Verfügung stünden.

Bei großen Schiffen und Flugzeugen hingegen ist ein Elektro-Antrieb keine Lösung. Ein Grund sei die Reichweite. Deshalb komme man in der Schiff- und Luftfahrt nicht um Wasserstoff herum, sagt Schories. Aus dem Stoff können Kraftstoffe wie Methanol hergestellt werden. Das Bremerhavener Forschungsschiff "Uthörn" vom Alfred-Wegener-Institut fährt bereits mit dem Kraftstoff. Die "Uthörn" sei ein Pilotprojekt für das TTZ, so Schories, denn das Institut plant eine Methanol-Produktion für das Schiff im Bremerhavener Fischereihafen aufzubauen. Aber auch große Reedereien wie Maersk setzten auf solche Kraftstoffe, etwa für Containerschiffe, berichtet Schories.

Außerdem wird in Bremen an emissionsärmerem Fliegen geforscht, zum Beispiel bei Airbus. Das Unternehmen hat sich vorgenommen, bis 2035 ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug zu entwickeln.

So kann Wasserstoff genutzt werden

So funktioniert Wasserstoff H 2 H 2 O ( W asser) H 2 H 2
So kann man Wasserstoff nutzen: Aus Strom, zum Beispiel aus überschüssiger Windenergie, und Wasser wird Wasserstoff gewonnen. Er wird dann über Tankstellennetze vertrieben und in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen verbrannt. Als Abgas entsteht nur Wasserdampf. Wenn „grüner Strom“ für die Produktion genutzt wird, ist Wasserstoff ein schadstofffreier Treibstoff.

Die Umrüstung der Industrie

An erster Stelle bei der Umrüstung auf Wasserstoff steht die Industrie, Stahlwerke und chemische Industrie, dann folge der Bereich Mobilität. Das berichtet Lars Jürgensen von der Hochschule Bremen. So sehe es die offizielle Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung vor, sagt Jürgensen, der Professor für Verfahrenstechnik ist und verschiedene Wasserstoff-Forschungsprojekte leitet. In der Industrie könne am meisten klimaschädliches Kohlenstoffdioxid eingespart werden und gleichzeitig seien elektrische Antriebe hier oft keine Alternative.

Das bekannteste Bremer Wasserstoff-Großprojekt dürfte das Bremer Stahlwerk sein. Die Bremer Hütte könnte so umgerüstet werden, dass der Stahl in den Hochöfen nicht mehr mit Kohle, sondern mit grünem Wasserstoff produziert wird. Die staatlichen Fördergelder für die Transformation sind bewilligt, die finale Zusage von Arcelor Mittal, dass der Umbau tatsächlich erfolgt, steht jedoch noch aus.

Was sich für Bremer Haushalte ändert

Doch inwiefern werden Bremerinnen und Bremer Wasserstoff auch in ihren eigenen vier Wänden nutzen, etwa zum Heizen, für die Stromerzeugung und zur Stromspeicherung? Das müsse die Zukunft zeigen, sagt Lars Jürgensen. Schon heute verkauften Unternehmen entsprechende Technik, die sei in der Regel aber nicht konkurrenzfähig. "Oder ich muss sagen: Der hohe Grad an Autarkie, der ist mir Geld wert", sagt Jürgensen.

Ob im Verkehr, der Industrie oder beim Heizen: Die große Frage bleibt auch, woher der Wasserstoff kommen wird und ob es genug erneuerbaren Strom geben wird, um ihn herzustellen. Dafür müssen Politik und Industrie die Weichen stellen.

Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 20. Juni 2024, 06:20 Uhr